20.37

Abgeordnete Fiona Fiedler, BEd (NEOS): Herr Präsident! Hohes Haus! Liebe Kollegin­nen und Kollegen! (Die Begrüßung auch in Gebärdensprache ausführend:) Liebe ge­hörlose Menschen! Im Petitionsausschuss kommt es immer wieder zu zahlreichen Kenntnisnahmen und Vertagungen, in erster Linie wegen fehlender Stellungnahmen oder weil sie zu spät eingelangt sind. Auch wenn es nichts Ungewöhnliches sein sollte, dass eine Petition einem Fachausschuss zugewiesen wird, passiert es in der Praxis sehr selten.

Aus diesem Grund freue ich mich umso mehr, heute zu der Petition „Inklusive Bildung jetzt“ sprechen zu dürfen, die einstimmig dem Unterrichtsausschuss zuge­wiesen wurde. Die Initiative wurde im Frühsommer vergangenen Jahres von zahlreichen namhaften Kämpferinnen und Kämpfern aus diesem Bereich ins Leben gerufen und in der Folge von meinen Kolleginnen der SPÖ Verena Nussbaum, Petra Vorderwinkler sowie auch meiner geschätzten Kollegin Martina Künsberg Sarre und mir eingebracht.

Für uns alle war die Zuweisung etwas sehr Besonderes, weil das Anliegen dieser Petition von großer Bedeutung ist. Seit mittlerweile zwei Jahren halte ich Reden hier im Par­lament, und gefühlt habe ich wohl bei jeder zweiten Rede über das Thema Inklusion für Menschen mit Behinderungen gesprochen. Oftmals habe ich auch erwähnt, dass die Basis für eine inklusive Gesellschaft ein inklusives Bildungssystem ist. Ich kann es nicht oft genug sagen: Kinder, denen wir es ermöglichen, in einem inklusiven Setting aufzu­wachsen, werden zu sensibleren und offeneren Menschen. Dieselben Kinder werden Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Inklusion leben, weil sie es nicht anders kennen. Genau dort müssen wir hin.

Österreich hat sich im Jahr 2008 durch die Ratifizierung der UN-Behindertenrechts­kon­vention genau zu diesem inklusiven Bildungssystem bekannt. Inklusion bedeutet, dass niemand vom gemeinsamen Leben, Lernen und Arbeiten ausgeschlossen werden darf. Um eine vollständige Teilhabe für Menschen mit Behinderungen in allen gesellschaft­lichen Bereichen sicherzustellen, braucht es aber eben Geld. Bei einem sind sich alle Experten einig: Schöne Worte helfen da nicht.

Was hilft, sind ausreichend Ressourcen. Ressourcen sind erforderlich, damit ausreichend LehrerInnenstunden in den Regelschulen zur Verfügung stehen, damit das notwendige und von allen Seiten geforderte Supportpersonal vorhanden ist, damit ausreichend Kindergartenplätze, Plätze im 11. und 12. Schuljahr, die notwendige medizinische Versorgung in der Schule, die Assistenz im pädagogischen Bereich und vieles mehr zur Verfügung stehen, damit Anreizsysteme für Regelschulen geschaffen werden können, sich der inklusiven Bildung zu stellen, und inklusive Schulentwicklungsprozesse der Regel­schulen forciert werden können und damit anstelle der momentanen Mangel­verwaltung die Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt werden können.

Ich bin davon überzeugt, dass wir alle von einem inklusiven Bildungssystem profitieren, daher unterstütze ich die Petition „INKLUSIVE BILDUNG JETZT“ und die Forderung nach zusätzlich mindestens 100 Millionen Euro für ein inklusives Bildungssystem.

Ich werde nicht müde zu betonen, dass Inklusion – nicht nur von Menschen mit Behinderung – uns alle angeht, aber wir sitzen seit Jahren auf der Ersatzbank und sollten endlich ins Tun kommen. Mit der Umsetzung der Forderungen aus dieser Petition können wir in Österreich Geschichte schreiben. – Danke. (Beifall bei NEOS und SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

20.40

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächster Redner ist Christian Ries. – Bitte, Herr Abge­ord­neter.