News 12.03.2024, 19:22

Simon-Wiesenthal-Preis 2023: Hauptpreis geht an Dialogprojekt "LIKRAT"

Neben den Gewinner:innen wurden auch Zeitzeug:innen aus sechs Ländern geehrt.

Zum dritten Mal wurde im Parlament der Simon-Wiesenthal-Preis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus und für die Aufklärung über den Holocaust vergeben. Die Verleihung fand am 12. März 2024 im Parlament statt.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Juryvorsitzende Katharina von Schnurbein überreichten den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis an das Dialogprojekt "LIKRAT – Lass uns reden". Dieses bringt jüdische und nichtjüdische Jugendliche und junge Erwachsene zusammen, mit dem Ziel, antisemitische und antijüdische Stereotype aufzulösen und ein pluralistisches Bewusstsein zu generieren.

Weitere Preise gehen nach Spanien und Österreich

Den Preis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus erhielt Asociación Cultural Mota de Judíos aus Spanien. Das spanische Dorf Castrillo Matajudios – was in etwa als "Festung, die Juden tötet" übersetzt werden kann – hat seinen Namen 2015 nach einem Referendum und der Zustimmung der Regionalregierung offiziell wieder in den vor 1632 benutzten Namen Castrillo Mota de Judíos (Judenhügel) geändert. Trotz diverser Anfeindungen hält das Dorf mit etwa 50 Einwohner:innen weiter an der Entscheidung fest, seinen beleidigenden Namen abzulegen und seine jüdischen Ursprünge zu ehren.

Für ihr zivilgesellschaftliches Engagement für Aufklärung über den Holocaust wurde die in Österreich beheimatete Organisation CENTROPA ausgezeichnet. Die Organisation dokumentiert die Erinnerung von Zeitzeug:innen an den Holocaust und an jüdischen Lebenswelten vor dem Zweiten Weltkrieg. Sie wurde für ihre Anstrengungen geehrt, die Holocaust-Erziehung in der Ukraine auch in Zeiten des russischen Angriffskrieges fortzusetzen.

Zeitzeug:innen aus sechs Ländern geehrt

Im Rahmen der Preisverleihung wurden auch die Zeitzeug:innen Helga Feldner-Busztin, Jeno Friedmann (USA), Octavian Fülöp (Rumänien), Naftali Fürst (Israel), Maria Gabrielsen (Norwegen), Viktor Klein (Österreich), Otto Nagler (Israel), Katharina Sasso (Österreich), Liese Scheiderbauer (Österreich) und Marian Turski (Polen) für ihren Beitrag zur Antisemitismus-Prävention geehrt.

197 Bewerbungen aus 30 Ländern

Insgesamt wurden dieses Jahr 197 Bewerbungen aus 30 Ländern weltweit beim Nationalfonds eingereicht. Im Vorjahr ging der seit 2021 jährlich verliehene Simon-Wiesenthal-Preis an die israelische Initiative Zikaron BaSalon. Sie ermöglicht, dass Zeitzeug:innen und Interessierte in Wohnzimmer-Atmosphäre zusammenkommen und die Überlebenden ihre Erinnerungen an die Zeit des Holocaust teilen.

Der Simon-Wiesenthal-Preis ist dem Andenken an den Architekten, Publizisten und Schriftsteller Simon Wiesenthal (1908-2005) gewidmet. Wiesenthal hat die Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus weltweit geprägt. Seit dem Tag seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Mauthausen machte er es sich zur Lebensaufgabe, an die Opfer des Naziterrors zu erinnern.