News in einfacher Sprache 01.12.2023, 21:16

Jugendparlament: Benotungskriterien und künstliche Intelligenz

Themen beim 25. Jugendparlament: neue Benotungskriterien und künstliche Intelligenz

Schüler:innen diskutierten über das Thema "Notengebung: neue Herausforderungen?"

Schüler:innen aus fünf Schulklassen der 9. Schulstufe aus Kärnten und Niederösterreich nahmen am 25. Jugendparlament teil. Sie konnten dabei in die Rollen von Abgeordneten, Reporter:innen oder Social‑Media‑Redakteur:innen schlüpfen. Ihre Aufgabe war, über einen erfundenen Gesetzesvorschlag zum Thema "Notengebung: neue Herausforderungen?" zu beraten und zu berichten.

Ziele des Jugendparlaments

Wie funktioniert Demokratie? Was geschieht im Parlament? Das sollen die Jugendlichen an diesem Tag erfahren. Dafür werden wie im realen Parlamentsalltag Klubs gebildet. Gesetzesentwürfe werden in Ausschüssen vorberaten und anschließend im Plenum diskutiert und abgestimmt.

Mitarbeiter:innen des Parlaments standen den Jugendlichen zur Seite, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Die Schüler:innen bekamen auch Unterstützung von den Nationalratsabgeordneten Carina Reiter (ÖVP), Elisabeth Feichtinger (SPÖ), Hermann Weratschnig (Grüne) und Helmut Brandstätter (Neos) und Karl Arlamovsky (Neos). Der Abgeordnete der FPÖ konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer führte durch die Parlamentssitzung.

Bewerbung für die Teilnahme

Für die Teilnahme konnten sich die Schüler:innen vom 19. September bis 17. Oktober 2023 bewerben. Sie sollten dafür Beiträge zur Frage "Was bedeutet Demokratie für dich und deine Klassenkolleg:innen" einreichen.

Eine Fachjury wählte aus 31 Beiträgen aus. Rund 772 Schüler:innen aus Klassen der 9. Schulstufe des BG/BRG Villach Peraustraße, des Privatgymnasiums Klosterneuburg, der PTS Leonardo da Vinci sowie der HLPS Gaming und des BG/BRG Villach St. Martin haben sich beworben.

Debatten über ein neues Benotungssystem und über künstliche Intelligenz

In der Plenardebatte diskutierten die Schüler:innen über verschiedene Aspekte zum Thema Notengebung. Sie sprachen dabei auch über die Herausforderungen, die künstliche Intelligenz (KI) mit sich bringt. Die Fraktionen waren sich einig: Die derzeitige Art der Notengebung ist veraltet und muss modernisiert werden.

Dann wurde der Umgang mit Hausaufgaben diskutiert. Sie sollen ab einer gewissen Schulstufe freiwillig werden und nicht mehr in die Benotung einfließen, meinten die einen. Andere setzten sich für mündliche Gespräche mit Lehrer:innen ein. Sie sollen die Hausaufgaben zumindest teilweise ersetzen. Die Idee dahinter: Damit könnte sichergestellt werden, dass der Einsatz von KI-Programmen wie ChatGPT nicht zu viel Einfluss auf die Notengebung hat.

Während des Plenums reichten die Klubs auch mehrere Entschließungsanträge ein. Im Gegensatz zu echten Plenarsitzungen nahmen die jungen Abgeordneten die meisten dieser Anträge an. So wurde eine eigene Stunde zum Hausübung machen gefordert. Sozial benachteiligte Schüler:innen sollen ein Gratis-Tablet bekommen. Immerhin findet ein Großteil des Schulalltags im digitalen Raum statt.

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Dreierkoalition und viele Verhandlungen

Schon vor der Plenarsitzung mussten Schüler:innen in ihren Klub- und Ausschusssitzungen Bündnisse schmieden und über Fraktionsgrenzen hinweg Kompromisse erarbeiten.

Die Koalitionsfindung dauert lange. Es gab viele Gerüchte über mögliche Bündnisse. Dann bildete sich eine Dreier-Koalition des Orangen, Gelben und Weißen Klubs. Der Violette Klub hatte die Idee, Schularbeiten ganz abzuschaffen. Das wurde von den anderen Fraktionen nicht unterstützt und führte sogar zu einer kleinen Isolierung des Klubs.

Beratende Abgeordnete zufrieden mit "ihren" Klubs

Carina Reiter von der ÖVP war begeistert von der Zusammenarbeit mit "ihrem" Klub Weiß. Dieser hat eindrucksvoll bewiesen, wie zuhören, diskutieren und gemeinsam einen Nenner finden funktioniert, meinte Reiter. Das sei Demokratie.

Elisabeth Feichtinger von der SPÖ lobte den Klub Violett. Sie hob hervor, wie wichtig Oppositionsarbeit ist. Selbst wenn nicht alle Anträge Zustimmung erhalten: Es ist umso schöner, wenn man auch mit anderen mitgehen kann. "Das ist Demokratie", so Feichtiger.

Hermann Weratschnig von den Grünen gratulierte allen Rednerinnen und Rednern. Er erinnerte sich an den aufregenden Moment, als er zum ersten Mal am Redner:innenpult stand. Weratschnig meinte auch: Man hat den ganzen Tag gespürt, wie komplex Meinungsbildung ist. Selbst wenn es nur um einen kleinen Teil der Notengebung geht.

Karl-Arthur Arlamovsky (Neos) hob hervor, dass trotz der kurzen Vorbereitungszeit viele Ideen und Gedanken zum Gesetzesentwurf formuliert werden konnten. Arlamovsky wies die Schüler:innen auf das Angebot der Demokratiewerkstatt hin: "Ich würde mich freuen, wenn ihr auch an dem teilnehmt."

National­rats-Präsident war beeindruckt

Der Dritte Nationalrats-Präsident Norbert Hofer war von den Redebeiträgen und Anträgen im Plenum "sehr, sehr beeindruckt". Die Schüler:innen haben sich viele Gedanken um ein Thema gemacht, das die politische Arbeit betrifft. Die Art und Weise wie man lernt hat sich verändert.

"Auch wir nutzen KI im täglichen Leben", erklärte Hofer. Ein Beispiel: Im Nationalrat hat schon einmal ein Redner zugegeben, dass er seinen Text von einer künstlichen Intelligenz schreiben hat lassen. In der Regel macht man das aber selbst, weil man die eigenen Worte und die eigenen Überzeugungen einbringen will. Der Dritte Nationalrats-Präsident lobte auch, wie selbstbewusst die Schüler:innen ihre Reden am "berühmtesten Rednerpult der Republik" gehalten haben.