23. September: Internationaler Tag der Gebärdensprachen
Am 23. September wird weltweit der Internationale Tag der Gebärdensprachen gefeiert. In Österreich ist die Österreichische Gebärdensprache, kurz ÖGS, seit dem Jahr 2015 als eigene Sprache anerkannt.
In der vergangenen Tagung des Nationalrats wurden 250 Stunden live und simultan in ÖGS übersetzt. Sabine Zeller ist eine der Gebärdensprach-DolmetscherInnen, die regelmäßig im Parlament übersetzen. Sie stand gestern bei der Eröffnung der Plenarsitzung direkt neben Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Sie übersetzte seinen Hinweis auf den "Internationalen Tag der Gebärdensprachen" und seinen Dank an die Gebärdensprach-DolmetscherInnen in ÖGS.
Das "Danke" drückte der Nationalratspräsident selbst in Gebärdensprache aus.
Sobotka empfahl auch einen Besuch im Museum "Hands up" im Schottenstift. Wie ist es, ohne Laute miteinander zu kommunizieren, sondern mit Gebärden? Menschen ohne Gehör-Beeinträchtigung können das dort erfahren und ausprobieren.
Übersetzungen in Parlament seit 2009
2005 wurde die ÖGS in Österreich gesetzlich als Sprache anerkannt. Im Parlament wird seit etwa 12 Jahren in ÖGS übersetzt. Seit Juli 2009 gibt es regelmäßig live und simultan Übersetzungen in österreichische Gebärdensprache im Nationalrat. In der Zeit zwischen 9 und 19 Uhr. Derzeit stehen 16 Dolmetscherinnen und Dolmetscher zur Verfügung. Damit Menschen mit Gehör-Beeinträchtigung die Sitzungen des Nationalrats und Bundesrats, Sondersitzungen, Enqueten und Sonderthemen mitverfolgen können. Die DolmetscherInnen werden von Sabine Zeller koordiniert.
Unter normalen Umständen stehen die DolmetscherInnen auf dem Platz des Berichterstatters oder der Berichterstatterin am Präsidium. Wegen Corona ist das derzeit nicht möglich. Die DolmetscherInnen sehen die Sitzung im Obergeschoss 2A des Großen Redoutensaals und übersetzen von dort.
Die Übersetzung in ÖGS kann man in der Mediathek des Parlaments über einen Button am rechten, unteren Bildrand in die Live-Übertragung einblenden.
450.000 Menschen mit Höreinschränkung
In Österreich sind 450.000 Menschen von einer Höreinschränkung betroffen, 8.000 bis 10.000 davon sind gehörlos. Der 23. September soll jedes Jahr als "Internationaler Tag der Gebärdensprachen" darauf aufmerksam machen, wie wichtig diese Kommunikationsmöglichkeit für Menschen mit Hörbeeinträchtigung ist.
Für Sabine Zeller ist der 23. September ein besonderer Tag. Sie hat die Zeit erlebt, in der die Gebärdensprache in Österreich noch nicht anerkannt war. Ihre Eltern waren gehörlos. Für Zeller war der Einsatz für die Anerkennung der ÖGS ein persönliches Anliegen: Gehörlose Menschen sollten das Recht und die Möglichkeit bekommen, sich in einer für sie verständlichen Sprache auszudrücken.
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