Parlamentskorrespondenz Nr. 519 vom 03.07.2002

SPORTAUSSCHUSS UNTERSTÜTZT BEWERBUNG FÜR FUSSBALL-EM 2008

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Wien (PK) - Bei der heute Nachmittag stattfindenden Sitzung des Sportausschusses wurde zunächst über einen Entschließungsantrag betreffend Unterstützung der Bewerbung Österreichs und der Schweiz für die Endrunde der Fußball-Europameisterschaft 2008 diskutiert. Die Vertreter aller vier Parteien unterstützten schließlich dieses Anliegen und stimmten einstimmig für den Antrag in der Fassung eines gesamtändernden Abänderungsantrages. Weiters behandelten die Mandatare noch Anträge der Sozialdemokraten zu den Themen Kanusport und Nahrungsergänzungsmittel, die beide vertagt wurden.

GEMEINSAME INITIATIVE IM INTERESSE DES FUSSBALLS

Einigkeit demonstrierten heute die Abgeordneten von SPÖ, FPÖ, ÖVP und Grünen, als es um die Unterstützung der Bewerbung des Österreichischen Fußballbundes und des Schweizer Fußballverbandes für die Endrunde der Fußball-Europameisterschaft 2008 ging. "Da Sport-Großereignisse im Inland dem Sport und dem Land ein positives Image verschaffen, wird die Bundesregierung ersucht", die Bewerbung "geeignet zu unterstützen und bei passenden nationalen und internationalen Anlässen die Bewerbung mitzutragen", heißt es in der Entschließung.

Im Antrag wird zudem darauf hingewiesen, dass es sich bei einer Fußball-EM - nach den olympischen Spielen und Weltmeisterschaften - um die drittgrößte Sportveranstaltung weltweit handelt, was enorme Vorteile nicht nur für den Sport, sondern auch die Baubranche, den Tourismus und die Beschäftigung haben würde. So geht man davon aus, dass durch die geplanten Investitionen allein in der Baubranche eine zusätzliche Wertschöpfung von ca. 87 Mill. € erzielt werden kann; zudem werden auch ca. 2.300 Jahresarbeitsplätze zusätzlich entstehen. Positive Auswirkungen gibt es auch auf den Tourismus (Wertschöpfung 152 Mill. €; 6.600 neue Arbeitsplätze), da etwa 300.000 EM-Touristen und 600.000 Stadienbesucher erwartet werden, die im Austragungsmonat Juni 2008 bis zu 930.000 zusätzliche Nächtigungen bringen werden.

Der als Auskunftsperson geladene ÖFB-Präsident Friedrich Stickler, der mit seinem Team den Abgeordneten die Bewerbung präsentierte, wies darauf hin, dass die Spiele der letzten EM in Holland von über 200 Fernsehanstalten übernommen und von insgesamt 10 Milliarden Menschen gesehen wurden. Neben den vielen wirtschaftlichen Vorteilen hob er vor allem den sportpolitischen Aspekt hervor, da man am Beispiel Südkorea sehen könne, dass die Organisation eines solchen Großereignisses einen unglaublichen Schub für den Sport auslöse. Die Bewerbung wurde am 19. Juni der UEFA übergeben und er glaube, dass Österreich/Schweiz trotz sehr starker Mitbewerber, wie etwa Russland, gute Chancen habe. Wesentlich sei, dass das ganze Land hinter diesem Projekt stehe, weshalb er sich auch sehr für die Unterstützung durch den Sportausschuss bedanken wolle. Hinsichtlich der Stadien führte Stickler noch aus, dass 45.000 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Diese Tribünen stellen jedoch keine "Sportruinen" dar, sondern können nach der Austragung der Spiele - modular - weiterverwendet werden.

Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer bedankte sich zunächst für die ausgezeichnete und professionelle Präsentation und ging dann auf Fragen der Abgeordneten ein. Sie sei der Auffassung, dass Österreich sowohl im Stadien-, als auch im Verkehrs- und Hotelinfrastrukturbereich über sehr gute Rahmenbedingungen verfüge. In Richtung des Abgeordneten Kogler merkte sie an, dass es bei den Stadien - mit Ausnahme von Wien - immer eine Drittelfinanzierung gebe. Weiters wies sie auf den Controllingbeirat sowie auf die Förderung des Nachwuchses hin, der für sie von großer Bedeutung sei. Die Bewerbung werde jedenfalls von der gesamten Bundesregierung mitgetragen und sie nutze alle ihre internationalen Kontakte, um dafür Unterstützung zu finden.

Was die von Abgeordneter Schasching angesprochene Insolvenz des FC Tirol angeht, so war dies vielleicht ein notwendiger Schock, um dieses Problem, das ja schon länger bestehe, anzugehen. Es gehe ihrer Ansicht nach darum, eine solide Finanzierung des Profifußballs zu garantieren und mehr Transparenz in die Gebarung der Vereine zu bringen. Denn es müsse in Zukunft verhindert werden, dass ein Verein, der dreimal österreichischer Meister war, aufgrund von finanziellen Problemen nicht mehr in der Liga mitspielen kann. Abgeordnetem Maier (S), der eine Novellierung des Berufssportgesetzes forderte, teilte Riess-Passer mit, dass ein diesbezügliches Gutachten in Auftrag gegeben wurde, das im August vorliegen soll. Dabei geht es um die Frage, wie Regelungen getroffen werden können, ohne dabei den Sport zu "knebeln".

Auch ÖFB-Präsident Stickler äußerte sich zur FC-Tirol-Causa und meinte, dass es sich dabei um ein europaweites Problem handle. So sei z.B. die italienische Liga hoch verschuldet; dort gebe es jedoch kein Lizensierungsverfahren. Er teilte den Abgeordneten noch mit, dass die UEFA ein neues Lizensierungsverfahren ausgearbeitet hat, das ab 2003/2004 zur Anwendung kommen soll und das in der Bundesliga bereits ab der nächsten Saison implementiert wird. Weiters soll es zu Verbesserungen bei den Überprüfungen der Vereine kommen.

Der zur Diskussion stehende Entschließungsantrag (717/A[E]) wurde in der Fassung eines gesamtändernden Abänderungsantrages einstimmig angenommen.

SPÖ FÜR SCHAFFUNG VON SICHERHEITSSTANDARDS IM KANUSPORT

Die immer wieder auftretenden schweren Unfälle beim Kanusport und die Tatsache, dass es für den Kanusport noch immer keine Auflagen betreffend Sicherheitsstandards und einer notwendigen Ausbildung des Personals für Kanuschulen gibt, nahmen die SozialdemokratInnen zum Anlass, einen Entschließungsantrag an die Bundesministerin für öffentliche Leistung und Sport zu richten. Diese soll gemeinsam mit den Ländern einen Maßnahmenkatalog zur Schaffung von Sicherheitsrichtlinien bei Wildwassersportarten vorlegen. Die SPÖ will darüber hinaus auch die Ausbildungsstandards für Extremsportarten im allgemeinen evaluieren. (708/A[E])

S-Abgeordnete Beate Schasching wies ebenso wie ihr Fraktionskollege Johann Maier darauf hin, dass nur ein einfacher Gewerbeschein erforderlich sei, um eine Rafting- bzw. Kanuschule zu eröffnen. Durch die Bezeichnung Schule werde aber suggeriert, dass es sich bei den Lehrern um qualifiziertes Personal handelt, was aber oft nicht der Fall sei, da es keinerlei Auflagen gebe. Nach Auffassung des Abgeordneten Maier könne es eine Regelung nur über die Gewerbeordnung geben.

Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer zeigte Verständnis für dieses Problem, machte jedoch darauf aufmerksam, dass es sich dabei um eine Sache der Länder handle. Was eine Regelung über die Gewerbeordnung angeht, so habe sie diesbezüglich vom Wirtschaftsministerium eine abschlägige Antwort erhalten, teilte sie mit.

Abgeordneter Reinhold Lexer (V) schlug vor, einen Arbeitskreis einzurichten, um die konkrete Problematik sowie die generellen Gefahren von Extremsportarten ausführlich diskutieren zu können; ein von ihm eingebrachter Vertagungsantrag wurde sodann mit den Stimmen von FPÖ und ÖVP angenommen.

SPÖ WEIST AUF GEFAHREN VON NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTELN HIN

Die SPÖ-Abgeordneten treten in einem Antrag für eine umfassende Untersuchung der in Österreich erhältlichen Nahrungsergänzungsmittel ein. Mit der Änderung des Arzneimittelgesetzes, des Rezeptpflichtgesetzes, des Apothekengesetzes, des Medizinproduktgesetzes und des Arzneibuchgesetzes im Dezember 2001 sollte auch die Bekämpfung von Doping im Sport sowie im Freizeit- und Jugendbereich sowie im sportnahen Bereich (Fitness- und Bodybuilding-Studios) sichergestellt werden. Nicht wenige Nahrungsergänzungsmittel in Österreich bzw. weltweit sind jedoch  noch immer u.a. mit anabolen Steroiden - die allesamt auf der Antidopingliste des IOC stehen - verunreinigt. Gesundheitliche Risiken, aber auch eine positive Dopingprobe können bei Einnahme solcher Nahrungsergänzungsmittel nicht ausgeschlossen werden. Durch Mitarbeiterinnen des Austrian Research Center wurden insgesamt 54 Produkte auf Verunreinigungen auf anabole Steroide untersucht, die unter dem Namen „Prohormone" bekannt sind. Diese Substanzen waren am Etikett der Produkte nicht ausgewiesen, unterstreichen die S-Mandatare. Es könne somit beim Kauf eines solchen Produkts nicht von einer gesundheitlichen Unbedenklichkeit ausgegangen werden. Weiters kann ein Athlet, der diese im Sport erlaubten Produkte zu sich nimmt, durch Anabolika-Kontaminationen ein dopingpositives Ergebnis beim Dopingtest aufweisen. Aufgrund dieser gesundheits- wie auch dopingrelevanten Aspekte sollten - unter Einbeziehung anderer EU-Mitgliedsstaaten - weitere Kontrollen der am Markt befindlichen Produkte durchgeführt werden, um das Ausmaß der kontaminierten Produkte und deren gesundheitliches Risiko abschätzen zu können. Außerdem fordern die Mandatare eine österreichweite Kampagne über die gesundheitlichen und sportlichen Risken von Anabolika.

Abgeordneter Johann Maier (S) ging dann auf bestehende legistische Defizite ein und kritisierte zunächst, dass bei der Feststellung von Anabolika keine Informationspflicht seitens der Sportministerin bestehe. Eine solche Informationspflicht sei jedoch ein Gebot der Stunde, ziehe man insbesondere in Betracht, was in den Fitness-Studios zum Verkauf angeboten werde. Weiters forderte Maier eine mengenmäßige Begrenzung für den Besitz von Dopingmitteln, denn Sportler gingen heute auch dann straffrei aus, wenn bei ihnen eine große Menge davon gefunden würde. Die geltende Rechtslage sei mit der Situation vor dem Tierarzneimittelgesetz vergleichbar, so der S-Abgeordnete. Handlungsbedarf sieht Maier darüber hinaus beim Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen, da das Arzneimittelgesetz nur bei jenen Substanzen greife, die einem bestimmten Zulassungsverfahren unterliegen. Man brauche daher auch für das Aufspüren von Anabolika eine eigene Behördenkonstruktion, etwa eine schnelle Eingreiftruppe oder eine gesetzliche Ermächtigung, wonach die Lebensmittelpolizei in den Ländern diese Aufgabe übernehmen kann.

Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer griff die Anregungen des Abgeordneten Maier positiv auf und meinte, dass man sich hinsichtlich der Information Wege überlegen könne. Sie hält zwar nichts von einer eigenen Kontrollbehörde, erachtet aber die Heranziehung der Lebensmittelpolizei für "eine gute Idee". Bezüglich der mengenmäßigen Begrenzung werde sie mit Bundesminister Haupt Gespräche führen, versprach die Sportministerin.

Da noch viele Fragen ungeklärt geblieben seien, stellte Abgeordneter Karl Schweitzer den Antrag auf Vertagung dieses Tagesordnungspunktes, was mit den Stimmen von FPÖ und ÖVP mehrheitlich beschlossen wurde. (Schluss)