Parlamentskorrespondenz Nr. 205 vom 23.03.2007

Privatuniversitäten weiter auf dem Vormarsch

Akkreditierungsrat legt Bericht über das Jahr 2005 vor

Wien (PK) – Auch im Jahr 2005 boomte der Markt der heimischen Privatuniversitäten weiter, wie aus dem Jahresbericht des Akkreditierungsrates hervorgeht, der dieser Tage dem Hohen Haus zugeleitet wurde. (III-42 d.B.) So konnten im Berichtsjahr zwei neue Universitäten akkreditiert (Konservatorium Wien und Sigmund Freud-Privatuniversität Wien) und elf neue Studiengänge bewilligt werden. 2005 waren somit elf Privatuniversitäten mit insgesamt 121 Studiengängen akkreditiert. Zum Zeitpunkt der Berichtslegung war freilich die Entscheidung über die Verlängerung der Akkreditierung der IMADEC noch nicht gefallen. Auf der Homepage des Akkreditierungsrates (www.akkreditierungsrat.at) ist nun nachzulesen, dass diese Privatuniversität nicht neuerlich akkreditiert werden konnte, "da nicht alle Akkreditierungsvoraussetzungen gegeben waren" (Pressemitteilung vom 24. November 2006). Zuletzt wies die IMADEC 230 Studierende auf.

Die Tätigkeit des Akkreditierungsrates

Gleich zu Beginn des Berichtszeitraums erfolgte im Jänner 2005 ein Wechsel der Präsidentschaft des Akkreditierungsrates. Hannelore Weck-Hannemann trat die Nachfolge von Helmut Konrad an, zum Vizepräsidenten wurde Hans Robert Hansen bestellt.

Im Berichtszeitraum wurden fünf Anträge auf Akkreditierung als Privatuniversität gestellt, von denen zwei positiv abgeschlossen wurden (Konservatorium Wien und Sigmund Freud Privatuniversität Wien). Weiters wurden 19 Anträge auf Akkreditierung von

Studiengängen gestellt, von denen 11 positiv entschieden wurden.

Erstmals kam es im Jahr 2005 zur Reakkreditierung von Privatuniversitäten. Von drei anhängigen Reakkreditierungsverfahren konnten zwei (Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz

und Webster University Vienna) im Berichtszeitraum positiv abgeschlossen werden. Zu Jahresende 2005 waren somit elf Privatuniversitäten mit insgesamt 121 Studiengängen akkreditiert.

Seiner Aufsichtspflicht kam der Akkreditierungsrat über die Kontrolle der Jahresberichte der Privatuniversitäten nach, für die im Jahr 2005 erstmals ein einheitliches Format und ein einheitlicher Berichtszeitraum zur Anwendung kam. Darüber hinaus gab es wie in den

Jahren zuvor anlassbezogene Überprüfungen von Privatuniversitäten.

Um den Austausch zwischen dem Akkreditierungsrat und den Privatuniversitäten zu fördern, fand auch im Jahr 2005 wieder ein Round Table mit VertreterInnen der Privatuniversitäten statt.

Der Akkreditierungsrat sieht es als seine Aufgabe an, sich mit Grundsatzfragen der Akkreditierung auseinanderzusetzen. Im Berichtsjahr wurde ein Positionspapier "Zukunft der Akkreditierung" veröffentlicht, das im Wissenschaftsausschuss des Nationalrats

diskutiert wurde.

Mit der Donau-Universität Krems wurde ein gemeinsames Pilotprojekt gestartet, in dem Weiterbildungsstudiengänge einem exemplarischen Akkreditierungsverfahren unterzogen werden, um dadurch auf beiden Seiten Erfahrungen zu gewinnen, wie eine Einbeziehung des öffentlichen universitären Weiterbildungssektors zu gestalten wäre.

Neue Schritte wurden im Rahmen der internen Qualitätssicherung gesetzt: Dazu gehört die Erstellung eines Qualitätshandbuches sowie eine Fragebogen-Evaluierung der Akkreditierungsverfahren und eine Verfahrensbegleitung durch externe Observer. Die Kooperation mit nationalen und internationalen Partnern und Netzwerken wurde wie

bisher erfolgreich weitergeführt.

Neue Akkreditierungen

Die Arbeit als Privatuniversität können nach erfolgter Akkreditierung nun das Konservatorium Wien und die Sigmund Freud Privatuniversität aufnehmen. Das Konservatorium bietet unter anderem Komposition, Dirigieren, Korrepetition, Saiten- und Tasteninstrumente, Blasinstrumente und Schlagwerk, Alte Musik, Jazz, Musikpädagogik, Sologesang, Oper, Ballett, Lied und Oratorium an. Erworben werden dabei Bachelor- oder Mastertitel. An der Sigmund Freud Universität kann man sich zum Bachelor oder zum Master in Psychotherapie ausbilden lassen.

Zu den neu bewilligten Studiengängen zählen unter anderem Pflegewissenschaft, Medienkommunikation, Informationsmanagement, Gesundheitswissenschaften und Biomedizinische Informatik. Zudem konnte die Akkreditierung der Katholischen Privatuniversität Linz und der Webster-Universität um fünf Jahre verlängert werden. Ziel der befristeten Akkreditierung ist es, die Qualitätsentwicklung der neuen Institutionen längerfristig zu gewährleisten und zu verhindern, dass Einrichtungen, die nicht mehr den Qualitätsanforderungen entsprechen, weiterhin am heimischen Bildungsmarkt tätig sind.

Die Studierenden

Insgesamt studierten im Wintersemester 2005/06 an den Privatuniversitäten 3.785 Studierende, wovon 1.865 männlich und 1.920 weiblich waren. 2.670 Studierende besaßen die österreichische Staatsbürgerschaft, 1.115 Studierende wiesen eine andere Staatsbürgerschaft als die österreichische auf. Die meisten Studierenden weisen die beiden musikwissenschaftlichen Einrichtungen auf, so studieren an der Anton Bruckner Privatuniversität 906 und am Wiener Konservatorium 626 Studierende. Ebenfalls im Vorderfeld befinden sich die Webster Universität (499 Studierende), die Private Universität für Gesundheitswissenschaften (488 Studierende) und die Katholische Privatuniversität Linz (448). Am unteren Ende der Liste angesiedelt sind die TCM Universität (37 Studierende), die Privatuniversität für Management (109 Studierende) und die Privatuniversität für Kreativwirtschaft (119 Studierende).

1.220 Studierende begannen in besagtem Semester mit ihren Studien, 483 schlossen bislang selbige mit einem akademischen Grad ab. Davon sind 248 Studierende männlich und 235 weiblich, 308 Absolventinnen und Absolventen sind Inländer.

Nationale Zusammenarbeit, internationale Kooperation

Der Bericht weist weiters Abschnitte über die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit des Rates auf und geht auf seine internationalen Aktivitäten ein. So hält der Rat regelmäßigen Kontakt zu den österreichischen Universitäten und zum heimischen Fachhochschulrat und kooperiert in internationalen Netzwerken mit den verschiedensten Partnern, worauf in entsprechenden Beilagen detailliert eingegangen wird.

Ausblick

Auch auf dem Bildungssektor sei, so der Bericht, ein wachsender und sich globalisierender Markt zu konstatieren, der zwar "neue Möglichkeiten eröffnet", es aber den Studierenden erschwere, "die Qualität der Angebote richtig einzuschätzen". An diesem Punkt komme der Akkreditierungsrat ins Spiel: "Der Akkreditierungsrat sieht es daher als seine Aufgabe, die öffentliche Wahrnehmung der nationalen Akkreditierung als verlässliches Gütesiegel zu stärken, um Transparenz und Sicherheit zu schaffen."

Grundlage für eine positive Entwicklung auf dem Bildungssektor werde die wechselseitige Anerkennung von Akkreditierungs- und Qualitätssicherungsentscheidungen innerhalb Europas bilden, und so entspreche "die intensive Zusammenarbeit des Akkreditierungsrates auf internationaler Ebene den grenzüberschreitenden Bildungsangeboten". Auch künftig müsse Akkreditierung in ein nationales System der Qualitätssicherung für alle Sektoren des Hochschulbereichs eingebunden sein, schließt der Bericht: "Längerfristig sollte dies mit der Schaffung eines nationalen Rahmengesetzes für die österreichische Hochschulbildung einhergehen, das die Bereiche öffentliche Universitäten, Fachhochschulen, Privatuniversitäten, pädagogische Hochschulen und den gesamten Sektor der Weiterbildungslehrgänge einschließt."

Ein umfangreicher Anhang mit Zahlen- und Datenmaterial rundet den Bericht ab. (Schluss)