Parlamentskorrespondenz Nr. 864 vom 14.11.2007

Überschreitungen der Ozongrenzwerte in nahezu ganz Österreich

Ozonbericht 2003 bis 2005 liegt vor

Wien (PK) - Die Bundesregierung ist verpflichtet, dem Nationalrat alle drei Jahre einen schriftlichen Bericht über den Zustand, die Entwicklung und die Prognose der Immission von Ozon sowie der Emissionen von Ozon-Vorläufersubstanzen vorzulegen(III-77 d.B.). Generell wird darin festgestellt, dass Überschreitungen des Zielwertes zum Schutz der menschlichen Gesundheit gemäß Ozongesetz in den Jahren 2003 bis 2005 in nahezu ganz Österreich auftraten. Auch der Zielwert zum Schutz der Vegetation wurde in großen Teilen Österreichs nicht eingehalten, besonders hohe Belastungen traten im Hoch- und Mittelgebirge auf. Als Ursache dafür "dürfte nach derzeitigem Kenntnisstand der grenzüberschreitende Schadstofftransport eine dominierende Rolle spielen". Einzig in Nordostösterreich (im Einflussbereich des Großraums Wien) "könnte regionale Ozonbildung einen nennenswerten Einfluss auf die Häufigkeit der Überschreitung der Zielwerte haben", urteilen die Autoren.

Der 74 Seiten starke Bericht enthält neben den wesentlichen Bestimmungen des Ozongesetzes, die Immissionssituation bei bodennahem Ozon in den Jahren 2003 bis 2005, aktuelle Emissionswerte der Ozon-Vorläufersubstanzen NOx (Stickoxide) und VOC (flüchtige organische Verbindungen), Prognosen über künftige Entwicklungen in den einzelnen Bereichen sowie Maßnahmen zur Emissionsminderung.

Stärkste Belastung in Nordostösterreich

Von Überschreitungen der Informationsschwelle war im allgemeinen Nordostösterreich am stärksten betroffen; überdurchschnittlich viele Überschreitungen in mehreren Teilen Österreichs traten im heißen Sommer 2003 auf. Die Alarmschwelle wurde in den letzten Jahren nur vereinzelt für jeweils ein bis zwei Stunden überschritten.

Maßnahmen zur Reduktion der Ozon-Vorläufersubstanzen

Die bisher durchgeführten Maßnahmen zur Reduktion der Ozon-Vorläufersubstanzen haben zu einem deutlichen Rückgang der durch den Menschen verursachten Emissionen in Österreich geführt. Bei den anthropogenen Emissionen an flüchtigen organischen Verbindungen (NMVOC) in Österreich beträgt der Rückgang seit dem Referenzjahr 1988 rund 222.000 t oder 60 %. Bei den Stickstoffoxiden wurden die Emissionen auf österreichischem Gebiet (ohne Einrechnung des Tanktourismus) gegenüber dem Referenzjahr 1985 um 76.000 t gesenkt, das entspricht einer Minderung um rund ein Drittel.

Der Emissionsrückgang hat sich in den meisten Sektoren manifestiert. Bei der öffentlichen Strom- und Wärmeversorgung, bei den industriellen Feuerungsanlagen und Prozessen und bei der Lösungsmittelanwendung sind die Emissionen stark zurückgegangen. Die Verkehrsemissionen auf österreichischen Straßen konnten ebenfalls deutlich reduziert werden. Bei den Hausheizungen sind die NMVOC-Emissionen signifikant zurückgegangen.

Der Bericht weist auf die Notwendigkeit der Verwirklichung weiterer Maßnahmen zur Emissionsreduktion hin. Die Bundesregierung wird ihre Umweltpolitik auch weiterhin an den Erfordernissen zur Reduktion der Ozonbelastung orientieren. Ein wichtiger Schritt wird die Festlegung und Umsetzung eines Programms zur Einhaltung der nationalen Emissionshöchstmengen sein.

Ozongesetz – Strengere Schwellenwerte seit 2003

Mit 1. Juli 2003 trat eine Novelle des Ozongesetzes in Kraft. Unter anderem wurden jene Schwellenwerte leicht abgesenkt, bei deren Überschreitung die Bevölkerung über die Medien vor der erhöhten Ozonbelastung gewarnt wird. Deshalb war mit häufigeren Warnungen zu rechnen als bisher. Zur Überwachung der Belastung durch Ozon von Menschen und der Vegetation wurden in den Jahren 2004 und 2005 jeweils 115 Ozonmessstellen betrieben.

Die aktuelle Ozonbelastung und Prognosen für die Zukunft

Als langfristiges Ziel für den Schutz der menschlichen Gesundheit sind 120 μg/m3 als höchster Achtstundenmittelwert (MW8) eines Tages festgelegt; die Ozonkonzentration soll diesen Wert langfristig nicht mehr überschreiten. Da die Einhaltung dieses langfristigen Ziels mittelfristig nicht machbar erschien, wurde ein ab 2010 einzuhaltender Zielwert festgelegt: Das langfristige Ziel darf demgemäß im Mittel über drei Jahre an nicht mehr als 25 Tagen pro Kalenderjahr überschritten werden. Überschreitungen des Zielwertes wurden bisher in allen Jahren in fast ganz Österreich – ausgenommen einige inneralpine Tal- und Beckenlagen – beobachtet; besonders stark betroffen waren das Hoch- und Mittelgebirge, der Südosten Österreichs (Steiermark) und das südliche und östliche Niederösterreich.

Trotz der in diesem Bereich auf europäischer Ebene betriebenen Forschung ist eine umfassende quantitative Zuordnung von Immissionstrends und Ursachen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Eine sinnvolle Prognose der Ozonbelastung für die kommenden Jahre ist angesichts der genannten Unsicherheiten, aber auch schon allein wegen der massiven Abhängigkeit der Belastung von den nicht vorhersagbaren Witterungsverläufen der kommenden Jahre, nicht möglich. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sich die aufgezeigten Trends kurzfristig nicht deutlich verändern werden. Mittelfristig ist europaweit eine weitere Abnahme der Ozon-Vorläufersubstanzen zu erwarten, was der Ozonbildung entgegenwirkt. Die bei Kfz-Emissionen erwartete Tendenz einer Verschiebung der Anteile an den NOx-Emissionen von NO zu NO2 lässt dagegen eine Zunahme der Ozonkonzentrationen an verkehrsnahen Standorten erwarten. Die globale Klimaänderung kann, beispielsweise bei verstärktem Auftreten von lang anhaltenden Hochdruckwetterlagen im Sommer oder bei durchschnittlich höheren Temperaturen im Winterhalbjahr, ebenfalls eine Erhöhung der Ozonbelastung mit sich bringen.

Emissionsprognose 2010

In der vom Umweltbundesamt erstellten Emissionsprognose werden für das Jahr 2010 auf Basis bisher umgesetzter Maßnahmen Gesamtemissionen von 137,3 kt (ohne Tanktourismus) prognostiziert. Der Emissionsrückgang wird vor allem für den Verkehrssektor errechnet; die fortlaufend verschärften Emissionsgrenzwerte und der kontinuierliche Austausch von Altfahrzeugen sind der Grund für den Rückgang. Leichte Emissionsrückgänge werden auch für Kleinverbraucher und Industrie erwartet. Die Auswirkungen künftiger Maßnahmenprogramme sind nicht eingerechnet. Die Prognose ist naturgemäß mit deutlichen Unsicherheiten verbunden; für den Verkehrssektor betreffen diese nicht nur die Entwicklung des Verkehrsaufkommens, sondern auch die Wirkung der Emissionsbegrenzung bei der neuesten Abgasklasse für Kraftfahrzeuge. Die Emissionsfaktoren für Kfz, die in die 2005 eingeführten Abgasklasse EURO-4 fallen, wurden für die Prognose anhand der vorgenommenen Verschärfung der Typprüfgrenzwerte abgeschätzt; nach den bisherigen Erfahrungen ist nicht auszuschließen, dass sich diese Grenzwertverschärfung bei den Emissionen im realen Fahrbetrieb nicht zur Gänze zeigt.

Maßnahmenprogramme

Während in Österreich die NMVOC-Emissionen im Jahr 2005 bereits unter der Emissionshöchstmenge lagen, besteht bei den NOx-Emissionen ein erheblicher Minderungsbedarf – die Emissionen lagen zuletzt (2005: 159,2 kt) noch weit über der ab 2010 einzuhaltenden Emissionshöchstmenge von 103 kt. Es werden daher wirksame und weitreichende Maßnahmen zur Reduktion der NOx-Emissionen erforderlich sein, schließen die Autoren. (Schluss)