Parlamentskorrespondenz Nr. 1021 vom 19.12.2007

EURO 2008 - eine einmalige Chance für Österreich

Aktuelle Aussprache im Sportausschuss

Wien (PK) – Der Sportausschuss setzte sich in einer aktuellen Aussprache heute ausschließlich mit dem Thema EURO 2008 auseinander. An der Ausschusssitzung nahmen außer Staatssekretär Reinhold Lopatka der EURO-Koordinator der Bundesregierung und Geschäftsführer von "2008 – Österreich am Ball", Heinz Palme, sowie der Turnierdirektor für Österreich, Christian Schmölzer, und für das Parlament der Leiter des Dienstes Information und Öffentlichkeit, Gottfried Marckhgott, teil.

Staatssekretär Reinhold Lopatka gab in seinem Einleitungsstatement bekannt, dass man das letzte Mal in Luzern im Rahmen der Auslosung mit den Schweizern zusammen gekommen sei. Die Abstimmung mit der Schweiz sei gut, auch jene in Österreich mit jenen Ministerien, die in die Vorbereitung des Turniers eingebunden sind, funktioniere. Gestern habe es wieder eine Sitzung der Steuerungsgruppe gegeben. Die Bundesregierung habe für die Vorbereitung der EURO ein Sonderbudget zur Verfügung gestellt. Es gebe keinen Bereich, in dem man in Verzug sei, teilte der Staatssekretär mit.

Heinz Palme legte eine Zwischenbilanz. Die Organisationsstruktur sei nicht "unkompliziert", sagte er, verwies auf die kontinuierliche Kommunikation in verschiedenen Arbeitsgruppen und gab bekannt, dass man lange darauf gewartet habe, dass der ORF seine Übertragungsrechte bewerben könne. Palme unterstrich auch den Gleichklang mit der Schweiz in wesentlichen Fragen (Sicherheit, Verkehr, Nachhaltigkeit, Steuern). Gleichklang gab es auch hinsichtlich der Mannschaftsquartiere, die im Verhältnis 8 zu 8 aufgeteilt sind.

Mit den Sicherheitsvorkehrungen sei man im Plan, die Abläufe seien gesichert, möglicherweise könne es zu einem Personalmangel kommen. Daher sollten bis Ende Jänner mögliche offene Fragen behandelt werden. Wichtig sei eine gut strukturierte Kommunikationsschiene, so Palme.

Österreich werde hinsichtlich des Kosten-Nutzen-Verhältnisses definitiv als Sieger aus dieser EURO 2008 hervorgehen, zeigte sich Palme überzeugt. Es werde in Zukunft kein Land mehr geben, das mit derart geringen Aufwendungen einen derart hohen Ertrag erzielen kann.

Zu der Meldung der internationalen Presse, die Stadien seien zu klein, merkte Palme an, Österreich habe sich zu den Bedingungen, die die UEFA vorgeschrieben habe, beworben. Selbst wenn man größere Stadien gebaut hätte, wären auch die dem großen Besucheransturm nicht gewachsen.

Seine weiteren Informationen: Hinsichtlich des Kombitickets seien die Gespräche abgeschlossen, die Verträge unterschriftsreif, kleine Details müssen noch abgestimmt werden. Gespräche über Mehrweg- oder Einwegbecher sind noch zu führen, das Projekt "Umwelt am Ball" wurde bereits präsentiert. Die 4 Host Cities beschäftigen sich mit den zu erwartenden Mengen an ausländischen Gästen – gestern wurde davon gesprochen, dass man 150.000 Polen und 100.000 Kroaten erwartet -, was Zusatzflächen für Fanzonen notwendig macht. Es sei gelungen, die Wirtschaftsmedien "ins Boot zu holen" und die Bevölkerung werde von Tag zu Tag stärker auf die Ereignisse eingestimmt. Viele Veranstaltungen tragen dazu bei; nicht umgesetzt werden konnte die "Lange Nacht des Fußballs". Sonderprojekte werden ab Jänner 2008 umgesetzt werden (etwa ein Projekt der Sportfachverbände, eine Servicekampagne der Hotellerie und Gastronomie und "Jetzt ist ganz Österreich am Ball").

Christian Schmölzer unterstrich, dass die Organisationsstruktur kompliziert sei, und sah eine Ursache in den Vorgaben der UEFA; so habe der ÖFB keine operative Rolle. Der Koordinationsaufwand zwischen 2 Ländern stelle aus seiner Sicht eine besondere Herausforderung dar.

Es gelte, 31 Fußballspiele zu organisieren, 16 in Österreich, 15 in der Schweiz. Hinzu kommen noch die Vorbereitungen für die Sicherheit, für die man die Verantwortung trage. Eine Abstimmung mit den öffentlichen Behörden sei wichtig, und im Zuge einer Ausschreibung seien Leistungen vergeben worden; ein Ausschreibungserfordernis sei gewesen, dass alle Mitarbeiter qualifiziert sind. Hinzu komme noch die Infrastruktur für die teilnehmenden Mannschaften (Teamhotels, Trainingcenter). Zusätzlich müssen Events organisiert werden.

Zur Ticketfrage teilte Schmölzer mit, im März 2007 sei ein Drittel der Tickets auf den Markt gekommen; insgesamt gebe es 300.000 Tickets, denen weltweit 9 Mill. Anfragen gegenüberstehen. In einer zweiten Tranche werden 40 % pro Stadionkapazität via Nationalverbände in den teilnehmenden Ländern zum Verkauf angeboten.

Seiner Meinung nach sind die Chancen gut, dass beide Ausrichterländer als Sieger aus der EURO 2008 hervorgehen, denn beide Länder sind trotz der Unterschiede sehr gut erreichbar und beide haben eine hohe Infrastruktur. Es bestehe eine gute Basis für die Arbeit in den kommenden sechs Monaten – die Detailplanungen können nun beginnen.

Gottfried Marckhgott sprach die vorgesehenen Maßnahmen des Parlaments an, das sich ja mitten in der Fanzone befinde. Man achte beim Parlamentgebäude auf die Sicherheit; um einen ungestörten Parlamentsbetrieb sicherzustellen, werde rund um das gesamte Gebäude ein Zaun errichtet. Einen gesicherten Zugang von der Fanmeile ins Gebäude werde es geben. Da von Medien aus aller Welt das Parlamentsgebäude als Kulisse für ihre Berichterstattung gewählt werden wird, überlege man, welche optischen Maßnahmen man ergreifen könne, damit nicht der Eindruck eines "Parlaments hinter Gittern" entsteht.

In der Debatte wurden u.a. folgende Themen angesprochen: Verkehrsstau auf der 2er Linie, Barrierefreiheit in den Stadien (Abgeordneter Dieter Brosz, G), Aufwandsersätze, Stadionrückbau, Homepageadresse www.euro2008.com, "Lange Nacht des Fußballs" (Abgeordneter Martin Graf, F), Kostenaufteilung für Sicherheitsaufwand (Abgeordneter Josef Bucher, B), Ausweichzonen in Salzburg (Abgeordneter Peter Haubner, V), nachhaltige touristische Wertschöpfung in Tirol (Abgeordnete Astrid Stadler, V) und Sicherheitsmaßnahmen (Abgeordneter Gerhard Reheis, S). Abgeordneter Peter Wittmann (S) wollte wissen, warum Mitglieder des Sportausschusses keine Karten kaufen können.

Staatssekretär Reinhold Lopatka teilte zu der Kartenfrage mit, dass der Bundesregierung ein bestimmtes Kontingent an Protokollkarten und an Kaufkarten zur Verfügung stehe. Der Bundesregierung werden die Volksanwaltschaft, die Präsidentschaftskanzlei, der NR und Gäste zugerechnet.

In Klagenfurt, Salzburg und Innsbruck sei eine nachhaltige Barrierefreiheit in den Stadien gegeben, in Wien  - es geht um 100 Sitze - befinde man sich die Nachhaltigkeit betreffend noch in Verhandlung.

In "Ganz Österreich am Ball" sollen möglichst alle Gemeinden Österreich eingebunden werden; man will vor Ort die EURO sichtbar machen und EURO-Stimmung erzeugen – mit Leibchen, mit einer Beflaggung, mit Ortsschildern.

Heinz Palme meinte, es gebe in Wien ein Verkehrskonzept, das noch weiter entwickelt wird. Fanzonen werde es geben, Ende Jänner werde ein gesamt vernetzter Plan samt Fanzonen und Trucktour vorliegen. "Österreich am Ball" sei ein Verein mit ehrenamtlichen Funktionären, die Teilnahme am Programm "Botschafter der Leidenschaft" sei freiwillig. Die "Lange Nacht des Fußballs" konnte nicht durchgeführt werden, weil Sponsoren nicht UEFA-konform waren.

Christian Schmölzer nahm noch einmal zur Karten-Frage Stellung. Neben den Protokollkarten gebe es für den Bund 100 Kaufkarten pro Spiel, mehr sei leider nicht verfügbar. "Wir haben personalisierte Tickets", erklärte Schmölzer, das heißt jeder Karteninhaber ist für die Verwendung der Tickets voll verantwortlich. Bezüglich der Barrierefreiheit der Stadien habe man sich an den gesetzlichen Vorgaben orientiert und auch noch mehr getan, betonte er. So stehen in Wien 100 Plätze für Rollstuhlfahrer zur Verfügung, in den übrigen Stadien 60 Plätze pro Spiel; zehn Plätze pro Spiel gibt es zudem noch für sehbehinderte Menschen. Hinsichtlich der Public-Viewing-Zonen informierte Schmölzer, dass es sich dabei um umzäunte Bereiche mit Zutrittskontrollen handelt. Die Kapazitäten müsse man sich noch genau anschauen, eine Abstimmung aller Beteiligten sei hier sehr wichtig. Die Gesamtanzahl an privaten Sicherheitskräften beträgt 3.800, pro Spieltag werden 350 bis maximal 1.000 (in Wien) im Einsatz sein. Dem Abgeordneten Wittmann teilte er noch mit, dass die UEFA nicht für die Kommunikation im Vorfeld zuständig ist, die Werbeaktionen am Flughafen in Zürich wurden von den Sponsoren des Turniers durchgeführt. Die UEFA werde aber ab 2008 ein Event-Promotion-Programm, das u.a. Road-Shows beinhaltet, umsetzen.

Nachhaltigkeitskriterien für Ausstattung von SportlerInnen

In einem S-V-Antrag, der schließlich von allen Parteien unterstützt wurde, werden die Mitglieder der Bundesregierung, insbesondere der Bundeskanzler als Sportminister, ersucht, sich gegenüber dem Österreichischen Fußballbund, dem Österreichischen
Olympischen Comite und den Sportvereinen für die Unterstützung von Nachhaltigkeitsinitiativen und verbindlichen Verhaltenskodices nach internationalem Vorbild (wie z.B. Clean Clothes) einzusetzen. Insbesondere sollte darauf geachtet werden, dass die Einkleidung und Ausstattung der österreichischen Athleten bei internationalen sportlichen Großveranstaltungen unter Einhaltung überprüfbarer Nachhaltigkeitskriterien erfolgt. – Der Entschließungsantrag wurde in der Fassung eines Abänderungsantrages einstimmig angenommen.

Die Fußball-Europameisterschaft in Österreich und die Olympischen Spiele in China seien gute Anlässe, um die Hersteller an ihre Verantwortung zu erinnern und die Öffentlichkeit zu informieren, argumentierten die Einbringer des Antrags, Abgeordnete Petra Bayr (S) und Franz Glaser (V). Abgeordneter Josef Bucher (B) appellierte daran, nur Fußbälle zu verwenden, die nicht von Kindern hergestellt werden.

Staatssekretär Reinhold Lopatka stellte gegenüber dem Abgeordneten Brosz fest, dass die Firma Puma eines der ersten Unternehmen im Sportartikelbereich war, das sich selbst an gewisse Auflagen gehalten habe. Die Ausstattung der österreichischen Fußballnationalmannschaft sei zwar schon abgeschlossen, bei der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Peking werde man Nachhaltigkeitskriterien in Betracht ziehen.

"Weißbuch Sport" soll umgesetzt werden

Der Bundeskanzler wird in einem S-V-Entschließungsantrag ersucht, unter Einbindung der Sportverbände dem Nationalrat einen Bericht bis zum 30.9.2008 vorzulegen, in dem die Anregungen und Empfehlungen aus dem "Weißbuch Sport" bewertet und Umsetzungsmöglichkeiten vorgeschlagen werden. Der Entschließungsantrag wurde in der Fassung eines Abänderungsantrag, der die Frist bis zum 30.9.2008 vorsah, einstimmig angenommen.

Abgeordneter Johann Maier (S) wies ebenso wie Astrid Stadler (V) darauf hin, dass die europäische Kommission vor kurzem das "Weißbuch Sport" vorgelegt hat, das die erste umfassende Auseinandersetzung der EU-Kommission mit dem Thema Sport darstellt. Auch wenn einige Aspekte mit österreichischen Vorstellungen schwer vereinbar sind, z.B. was die Autonomiefrage betrifft, so sah Maier das Weißbuch als Chance, gemeinsame sportliche Anliegen, wie etwa die Bekämpfung des Dopings oder die rechtliche Absicherung der Organisationen und Sportler, einheitlich zu regeln. Dringenden Handlungsbedarf sah Maier bezüglich des Arzneimittelgesetzes, da die Polizei derzeit nichts unternehmen könne, wenn ein Sportler oder Funktionär mit einer größeren Menge an verbotenen Stoffen angetroffen wird. Sein Fraktionskollege Hannes Fazekas warnte vor medialen Vorverurteilungen von Sportlerin in Bezug auf das Doping und wies auf einen aktuellen Fall hin, wo die Proben in Seibersdorf vertauscht wurden. (Schluss)


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