Parlamentskorrespondenz Nr. 935 vom 26.07.2021

Jahresbericht der Schienen-Control GmbH für 2020 zeigt Rückgang des Eisenbahnverkehrs in der Pandemiekrise

77 Eisenbahnunternehmen laut Regulierungsbehörde mit Ende 2020 in Österreich zugelassen

Wien (PK) – Deutliche Auswirkungen hatte die COVID-19-Pandemie auf die Entwicklung des Eisenbahnverkehrs in Europa und Österreich. Darauf verweist der aktuelle Tätigkeitsbericht der Schienen-Control GmbH, der österreichischen Regulierungsbehörde für den Eisenbahnverkehr (III-378 d.B. und III-722-BR/2020 d.B.). Am 13. Oktober 2020 trat in Anbetracht des COVID-19-Ausbruchs die EU-Verordnung zur Festlegung von Maßnahmen für einen nachhaltigen Eisenbahnmarkt in Kraft, die bis Ende Juni 2021 gültig war. Sie ermächtigte die Mitgliedstaaten unter anderem, den Infrastrukturbetreibern zu erlauben, die Entgelte für das Mindestzugangspaket zu ermäßigen, zu erlassen oder zu stunden, was von Österreich auch in Anspruch genommen wurde.

Pandemiebedingter Rückgang bei Fahrgastzahlen und Gütervolumen

2019 war Österreich mit 1.507 per Bahn zurückgelegten Kilometern je EinwohnerIn erneut Bahnland Nummer Eins innerhalb der Europäischen Union. 2020 sanken laut Schienen-Control GmbH vor allem aufgrund des markanten Rückgangs der Fahrgastzahlen die zurückgelegten Personenkilometer um gut 45%. Aufgrund der Bemühungen, das Mobilitätsangebot aufrechtzuerhalten, verringerten sich die angebotenen Zugkilometer nur um etwa sechs Prozent, also vergleichsweise moderat. Allerdings wurde vor allem der Fernverkehr über längere Zeiträume ausgesetzt, weshalb sich die durchschnittliche Fahrtweite 2020 auf 38,6 Kilometer verringerte.

Auch im Schienengüterverkehr waren 2020 spürbare Rückgänge zu verzeichnen, was in einem Minus von 7,4% bei den beförderten Nettotonnen resultierte. Die von der Rail Cargo Austria gemeldeten rückläufigen Werte konnten laut Schienen-Control-Kommission von den Mitbewerbern in geringem Maß kompensiert werden. Dadurch steigerte sich deren Marktanteil bei allen drei Indikatoren weiter und erreichte 36,7% der beförderten Nettotonnen.

77 Eisenbahnunternehmen mit Ende 2020 in Österreich tätig

Die Zahl der Eisenbahnunternehmen in Österreich lag Ende 2020 bei 77. Gegenüber 2019 neu hinzugekommen sind die Güter-Eisenbahnverkehrsunternehmen Captrain Italia, CER Hungary, DB Cargo Czechia, die österreichische FRACHTbahn, die drei deutschen Unternehmen Helrom, Holzlogistik und Güterbahn sowie Raildox, RM Lines aus Tschechien, Siemens Mobility Austria und die schweizerische Widmer Rail Services. Zusätzlich erlangte das österreichische Eisenbahnverkehrsunternehmen twentyone aus Wien nach mehreren Jahren eine Sicherheitsbescheinigung für den Güter- und Personenverkehr. Dem deutschen Unternehmen Retrack wurde hingegen die Sicherheitsbescheinigung wieder entzogen, da sie nachweislich keine Eisenbahnverkehre in Österreich geführt hatte. In Summe hatten 59 Unternehmen die Berechtigung, im ÖBB-Netz Züge zu führen. Davon sind vier Unternehmen Teil des ÖBB-Konzerns sowie elf weitere Unternehmen aufgrund direkter oder indirekter Beteiligungen in der Hand von ausländischen Incumbents (marktbeherrschenden Unternehmen). Weiter stark angewachsen ist die Gruppe der privaten Eisenbahnunternehmen, die 2020 insgesamt 33 Unternehmen umfasste.

Verfahren und Entscheidungen der Schienen-Control-Kommission im Jahr 2020

Der Bericht führt einige wichtige Entscheidungen der Schienen-Control Kommission an, die, als bei der Schienen-Control GmbH angesiedelte weisungsfreie Verwaltungsbehörde, den diskriminierungsfreien Zugang zur Eisenbahninfrastruktur, zu Serviceeinrichtungen und den jeweiligen Dienstleistungen überwacht. So führt sie aktuell ein Wettbewerbsüberwachungsverfahren betreffend Last-Mile-Services für Schienenfahrzeuge. Ein weiteres Wettbewerbsüberwachungsverfahren der Schienen-Control Kommission läuft zur eingehenden Überprüfung der veröffentlichten Bahnstromtarife für die Jahre 2019 und 2020. Die Entgelte wurden teilweise für ungültig erklärt, was zu einer Tarifsenkung führte. Anträge eines Eisenbahninfrastrukturunternehmens auf Genehmigung von Aufschlägen zum Wegeentgelt wurden 2021 teilweise genehmigt.

2020 haben Eisenbahnverkehrsunternehmen die Schienen-Control Kommission über mehrere geplante neue Personenverkehrsdienste informiert. Die Meldungen umfassten einen durchgehenden Zweistundentakt auf der Strecke München–Bregenz–Lindau sowie eine Verdichtung des Zweistundentaktes zwischen Wien und Budapest zu einem Stundentakt. Zusätzlich wurden neue Nachtzüge gemeldet, und zwar von Wien über Bratislava nach Warschau mit Kurswagen nach Przemysl, eine Nachtverbindung mit Autoverladung auf der Strecke von Bratislava über Wien nach Split sowie eine Verbindung zwischen Wien und Amsterdam. (Schluss) sox