Parlamentskorrespondenz Nr. 689 vom 17.06.2022

Tourismus 2021 weiter von Corona geprägt

Einbußen bei Nächtigungen weniger massiv als 2020

Wien (PK) – Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie trafen den heimischen Tourismus im Vorjahr zwar weniger stark als noch 2020. Dennoch waren dem Tourismusbericht 2021 (III-671 d.B.) zufolge die Einbußen erneut empfindlich: So gab es im Jahresvergleich um 18,7% weniger Nächtigungen und um 11,5% weniger Ankünfte. Mit knapp 50 Millionen Nächtigungen von Gästen aus dem Ausland reduzierte sich vor allem das internationale Segment im Vergleich zu 2019 deutlich, nämlich um 55,7%. Dafür gewann der Inlandstourismus infolge der Pandemie an Bedeutung, heißt es im Bericht, der noch vom ehemals für Tourismusagenden zuständigen Ministerium für Landwirtschaft und Regionen erstellt wurde.

Tourismuszahlen halbierten sich

Von rund 79,6 Millionen Übernachtungen und 22,1 Millionen Gästeankünften berichtet das Ministerium für 2021, womit sich die Zahlen auf die Werte von 1969 bzw. 1988 eingependelt hatten und nur mehr die Hälfte des Vorkrisenniveaus betrugen, gemessen am Höchststand 2019. Vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 Österreichs entfielen 4,1% oder 16,6 Mrd.€ auf den Tourismus, der von der Corona-Pandemie besonders getroffen wurde. 2019 lag der BIP-Anteil noch bei 7,6% oder mehr als 30,3 Mrd.€.

Die jahrelange Dominanz des internationalen Segments im heimischen Tourismus ging 2021 von 73,8 % (2019) auf 62,8 % zurück. Bedingt durch Reisewarnungen und Lockdowns brachen 2021 die nominellen Exporte im heimischen Tourismus 2021 um 38,6% ein. Im europäischen Durchschnitt steigerte sich zur gleichen Zeit die Reisetätigkeit ausländischer Gäste hingegen um 14,3%. Österreich fiel bei den internationalen Reiseverkehrseinnahmen in Europa folglich auf den 13. – und bislang schwächsten - Platz zurück (2020: Rang 6).

Inlandstourismus sorgt für Stabilisierung

Mit einem Rückgang des Nächtigungsvolumens von 25,9% im Vergleich zu 2019 waren die Verluste im Binnentourismus 2021 weit geringer als bei internationalen Touristinnen und Touristen. 37,2 % der Gesamtnächtigungen entfielen auf Urlauber:innen aus Österreich (2020 32,3 %, 2019 26,2 %). Damit sei die Marktposition inländischer Gäste im Berichtsjahr ähnlich stark wie zuletzt Anfang der 1960er-Jahre gewesen, analysiert das Tourismusressort.

Um dem Tourismuskonsum von Binnenreisenden in Hinblick auf Wertschöpfung und Beschäftigung besser Rechnung tragen zu können, entwickelten die Statistik Austria und das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO das Tourismus-Satellitenkonto. Auf Grundlage von Erhebungen zu 2020 wurde damit der touristische Gesamtkonsum von in- und ausländischen Gästen berechnet, der bei 21,3 Mrd.€ (–43,9 %) lag. Davon entfielen im Jahr 2020 55,3 % auf den internationalen Reiseverkehr, 43 % auf den Binnentourismus und 1,7 % auf eigentümergenütztes Wohnen von Zweitwohnsitzen. WIFO-Schätzungen zufolge dürften die nominellen Tourismus-Umsätze in Österreich 2021 auf knapp 20,8 Mrd.€ zurückgegangen sein.

Beschäftigung: 94% mehr offene Stellen als 2020

Im Jahresdurchschnitt 2021 waren 186.717 unselbstständig Beschäftigte im Bereich der Beherbergung und Gastronomie tätig (+8.692 bzw. +4,9 % gegenüber 2020). Erlebten diese beiden Kernbranchen des Tourismus mit einem großen Frauenanteil und einer wachsenden Zahl ausländischer Beschäftigter pandemiebedingt einem starken Einbruch am Arbeitsmarkt, entspannte sich die Lage 2021. 52.600 Personen aus dem Beherbergungs- und Gaststättenwesen waren im Berichtsjahr arbeitslos gemeldet. Diese Zahl war zwar um 26,2 % geringer als 2020, lag aber immer noch weit über dem Vorkrisenniveau.

Ungeachtet dessen gibt es einen Arbeitskräftemangel im Tourismus, wird im Bericht hervorgehoben. Die Nachfrage zeigten 9.955 offene Stellen, 11,6 % über dem Vorkrisenjahr 2019 und um 94 % über 2020. Die neue Stammsaisonierregelung, mit 1. Jänner 2022 in Kraft getreten, soll hier rasch Abhilfe schaffen. Demnach können sich Saisoniers, die zwischen 2017 und 2021 zumindest in drei Jahren für mindestens drei Monate im Rahmen von Saisonkontingenten im Tourismus oder in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt waren, bis Ende 2022 beim Arbeitsmarktservice als Stammsaisonier registrieren lassen. Damit ist eine Beschäftigungsbewilligung außerhalb von Saisonkontingenten und ohne Arbeitsmarktprüfung möglich.

Preissteigerungen dämpfen Erwartungen für Tourismusjahr 2022

Die Wintersaison 2021/22 wurde nach einem vielversprechenden Start mit gut gebuchten Herbstferien durch einen pandemiebedingten Lockdown von Mitte November bis Mitte Dezember wieder unterbrochen. Dennoch verzeichneten zahlreiche Beherbergungsbetriebe zu den Weihnachtsferien eine Buchungslage, die mit jener vor der COVID-19-Krise vergleichbar war. Im Frühjahr 2022 trübten allerdings die Ausbreitung der Virusvariante Omikron und der russische Angriffskrieg in der Ukraine sowie die steigende Inflation den Gesamtausblick für das Tourismusjahr 2022 erneut. Vor allem die Preissteigerungen im Reiseverkehr werde die Nachfrage bei Fern- und Nahreisen negativ beeinflussen, lautet die Analyse im Tourismusbericht, wobei vor allem einkommensschwächere Haushalte die Ausgaben für Urlaubsreisen einsparen würden.

COVID-Hilfen für den Tourismus

Ein eigener Berichtsteil befasst sich mit den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen für den Tourismus während er COVID-19-Pandemie. Zu den Förderungs- und Hilfspaketen, die die Bundesregierung für das Krisenjahr 2021 geschnürt hatte, um besonders den klein- und mittelstrukturierten Unternehmen schnell und möglichst unbürokratisch zu helfen, gehörten unter anderem der Ausfallbonus, der Fixkostenzuschuss, Haftungsübernahmen, Kurzarbeit, die Investitionsprämie und die Schutzschirme für Veranstaltungen. In diesem Zusammenhang wird auf die monatlichen COVID-19-Berichte zur Mittelnutzung für den Tourismus aus dem Krisenbewältigungsfonds verwiesen. (Schluss) rei


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