Parlamentskorrespondenz Nr. 694 vom 17.06.2022

KMU als Rückgrat der österreichischen Wirtschaft

Bericht zu kleinen und mittleren Unternehmen der österreichischen Wirtschaft 2021 liegt vor

Wien (PK) – Der Bericht "KMU im Fokus 2021" zeigt für 2021 ein erfreuliches Bild, leitet Wirtschaftsminister Martin Kocher zusammenfassend die aktuelle Vorlage des Wirtschaftsressorts zur Situation und Entwicklung der kleinen und mittleren Unternehmen der österreichischen Wirtschaft ein (III-672 d.B.). Viele KMU konnten demnach die Corona-Krise bereits hinter sich lassen.

Nach massiven Einbrüchen pandemiebedingt im Jahr 2020 sind dem Bericht zufolge die kleinen und mittleren Betriebe 2021 wieder gewachsen. Ihre nominellen Umsätze (+9%) und die Bruttowertschöpfung (+6%) lagen 2021 – auch aufgrund des Preiseffektes – bereits wieder über dem Niveau von 2019. Die Beschäftigung in den KMU (2021: +3%) habe das Vorkrisenniveau bislang allerdings noch nicht wieder erreicht.

Die Corona-Krise war im Jahr 2021 allerdings noch nicht in allen Branchen überwunden. Insbesondere in der Beherbergung und Gastronomie reichten die Zahlen im Jahr 2021 noch nicht an jene vor der Pandemie heran. Die Beherbergung und Gastronomie musste demnach sowohl 2020 als auch 2021 deutliche Umsatzrückgänge hinnehmen.

99,6% aller Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft sind KMU

Im Jahr 2021 gab es in Österreich rund 358.600 Klein- und Mittelunternehmen (KMU), was einem Anteil von 99,6% aller Unternehmen und damit dem Rückgrat der marktorientierten Wirtschaft hierzulande entspricht. Die KMU beschäftigen insgesamt 2 Mio. Erwerbstätige und bilden 52.400 Lehrlinge aus, das sei ein Anteil von 67% der Beschäftigten sowie 63% der Lehrlinge der marktorientierten Wirtschaft. 2021 habe sich der Umsatz von KMU auf 535,4 Mrd. €, also 62% der gesamten Umsätze der marktorientierten Wirtschaft und die Bruttowertschöpfung auf 137,4 Mrd. € und damit auf 61% der Wertschöpfung belaufen.

Differenziert nach Branchen sind die meisten KMU im Handel (23% der KMU), in der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (21%), in der Beherbergung und Gastronomie (13%), im Bau (11%) sowie in der Herstellung von Waren (7%) zu finden. Auf diese fünf größten KMU-Sektoren entfallen rund drei Viertel der Unternehmen, Beschäftigten und Umsätze der KMU.

Die finanzielle Lage der KMU stelle sich dank der Corona-Hilfsmaßnahmen stabil dar, so der Bericht. Der akute Fachkräftemangel, verstärkt durch die Corona-Krise und den wiedereinsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung, sei zugleich die größte Hürde für die Geschäftstätigkeit und Innovationsfähigkeit der Betriebe. Sieben von zehn Betrieben in Österreich geben dem Bericht zufolge an, derzeit davon betroffen zu sein; besonders stark Kleinbetriebe, die Branchen Gewerbe und Handwerk sowie Tourismus und Freizeitwirtschaft.

An Maßnahmen, dieser Entwicklung gegenzusteuern, werden im Bericht etwa eine Aufwertung und attraktivere Gestaltung von Lehre und praxisorientierten Qualifikationen angeführt. Geplant sei in diesem Zusammenhang u.a. die Einführung der höheren beruflichen Bildung. Dadurch soll Personen mit Lehrabschluss, ähnlich wie bei akademischen Bildungskarrieren, ein neuer Weg der Weiterbildung ermöglicht werden und die Durchlässigkeit zwischen Berufsbildung und Hochschulbildung gefördert werden. Genannt werden aber etwa auch eine Qualifizierungsoffensive und überregionale Vermittlung von Lehrstellensuchenden. Bei der internationalen Rekrutierung von Fachkräften werden dem Bericht zufolge KMU durch den neuen Bereich ABA-Work in Austria der Austrian Business Agency (ABA) unterstützt. Darüber hinaus adressieren die dualen Akademien ältere Personengruppen für die Lehrlingsausbildung.

Übergang zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Die aktuelle Krise in der Ukraine habe neben den humanitären Auswirkungen auch gravierende Effekte auf Wirtschaft und Gesellschaft und zeige verstärkt die Erforderlichkeit einer Energiewende auf. Die hohe Energieabhängigkeit Österreichs von Russland drohe zu einem Wettbewerbsnachteil gerade für heimische KMU zu werden, wie Minister Kocher im Bericht aufwirft. Eine Abfederung der Effekte steigender Energiepreise sei in einem ersten Schritt wesentlich. Langfristig gelte es vor allem, die Versorgungssicherheit zu erhöhen und Bezugsquellen zu diversifizieren. Deshalb habe die Bundesregierung ein Entlastungspaket auf den Weg gebracht, das Erleichterungen für jene KMU mit hohem Treibstoffaufwand, die Senkung der Erdgasabgabe und Elektrizitätsabgabe sowie eine Investitionsoffensive in Windkraft und Photovoltaik-Projekte vorsieht.

Im Übergang zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden dem Bericht zufolge in Innovationscamps Schulungsprojekte in Bereichen wie Energie- und Mobilitätswende, Green Tech/Green Material sowie Life Science und Biotech gefördert sowie im Rahmen von "Digital Pro Bootcamps" die fortgeschrittene Digitalisierungskompetenz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu "Digital Professionals" gestärkt. Die Digitalisierungskompetenzen der Unternehmen unterstütze Österreich zudem mit insgesamt sechs "Digital Innovation Hubs".

Abbau regulatorischer Hürden und Verbesserung des Marktzugangs

An Maßnahmen zum Abbau regulatorischer Hürden und zur Verbesserung des Marktzugangs werden im Bericht etwa die Kleinunternehmerpauschalierung oder die Arbeitsplatzpauschale für Selbstständige angeführt. An Erleichterungen im Rahmen der ökosozialen Steuerreform seien etwa eine Senkung der Einkommensteuer, eine Erhöhung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter, eine schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer, die Erhöhung des Grundfreibetrags beim Gewinnfreibetrag sowie die steuerliche Begünstigung für die Beteiligung von Mitarbeiter:innen am Gewinn des Unternehmens beschlossen worden.

Beispielsweise ein Gründerpaket bzw. Deregulierungspaket soll eine neue Kapitalgesellschaftsform für unbürokratische Gründung und flexible Anteilsvergabe bringen. Die Einführung des sogenannten Grace-Period-Gesetzes soll eine Erleichterung bei Betriebsübergaben schaffen. (Schluss) mbu


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