Parlamentskorrespondenz Nr. 132 vom 13.02.2023

Schadstoffbelastung: Bericht gibt Überblick über Forschung

Umweltministerium legt Bericht über Fortschritte, Erkenntnisse und Tätigkeiten des Beratungsgremiums Human Biomonitoring vor

Wien (PK) – Um die Schadstoffbelastung von Menschen oder Personengruppen zu erfassen und die Wirksamkeit chemiepolitischer Maßnahmen zu überprüfen, hat der Nationalrat 2017 das Umweltministerium mit einer Entschließung aufgefordert, alle zwei Jahre über die Tätigkeiten des Beratungsgremiums "Human Biomonitoring" Bericht zu erstatten. Nun legt Umweltministerin Leonore Gewessler den zweiten Bericht (III-817 d.B.) dem Nationalrat vor. Ein Schwerpunktthema des vorliegenden Fortschrittsberichts ist die Belastung von Ungeborenen, Frühgeborenen und Neugeborenen mit Schadstoffen und den möglichen Auswirkungen. Human Biomonitoring sei ein wichtiges Instrument, um zu beurteilen, ob die verfolgten Strategien und legislativen Maßnahmen in diesem Bereich zum gewünschten Erfolg führen, betont Umweltschutzministerin Leonore Gewessler in ihrer Einleitung. Durch die regelmäßige Beobachtung der Exposition der Bevölkerung mit Umweltchemikalien könnten Trends in der Belastung mit Substanzen abgebildet und neue Risiken durch besorgniserregende Umweltschadstoffe erkannt werden.

Schwerpunkt (früh)kindliche Exposition

Ein Schwerpunktthema des vorliegenden Fortschrittsberichts ist die Belastung von Ungeborenen, Frühgeborenen und Neugeborenen mit Schadstoffen und den möglichen Auswirkungen. Dies betrifft eine Palette von Substanzen, von Arsen zu Methylquecksilber, von Industriechemikalien bis hin zu natürlichen Kontaminanten wie Schimmelpilz- und Pflanzengiften.

In der "Kindersurvey 2021" wurde die Belastung von 85 Schulkindern in Ostösterreich untersucht. Es wurde gezeigt, dass die Kinder mit einer Vielzahl an problematischen Substanzen belastet sind, zahlreiche darunter mit hormoneller Wirksamkeit. Gesundheitlich bedenkliche Konzentrationen wurden aber in den meisten Fällen nicht erreicht.

Besonders viel Aufmerksamkeit in der Forschung wie auch in den Medien komme aktuell den PFAS-Substanzen zu, da diese aufgrund ihrer extremen Persistenz und ihres Bioakkumulationspotentials fast überall in der Umwelt und in Lebewesen nachweisbar und aufgrund ihrer Toxizität besonders bedenklich seien. Mehr als sechs Millionen dieser Verbindungen sind bekannt und werden breit eingesetzt. Mit neuen Methoden wurde die PFAS-Belastung bei Müttern und Neugeborenen untersucht. Dabei zeigte sich, dass ein beträchtlicher Anteil der PFAS-Belastung aus bisher nicht identifizierbaren PFAS-Einzelsubstanzen besteht. Dies sind wesentliche Daten bei der Risikobewertung. Weiters dienen sie als wertvolle Informationen für regulatorische Maßnahmen, da aufgezeigt wird, dass jene PFAS-Verbindungen, die als Ersatz der toxischen und bereits verbotenen PFAS eingesetzt werden, zu einer relevanten Belastung von Müttern und Neugeborenen führen.

Projekt "HBM4EU" 2022 abgeschlossen

Für Human Biomonitoring würde der nationale und internationale Austausch eine wesentliche Rolle spielen, wird im Bericht angeführt. Österreichische Forscher:innen würden mit ihren Arbeiten zum Gelingen der europäischen Aktivitäten beitragen und die europäischen Entwicklungen würden die Weiterentwicklung und den Erfolg des nationalen Netzwerks ermöglichen.

Das EU-Projekt HBM4EU (Human Biomonitoring for Europe) wurde 2022 abgeschlossen und war eine gemeinsame Initiative von 30 Ländern, der Europäischen Umweltagentur und der Europäischen Kommission. Neben den konkreten Messungen der Belastungen mit Umweltchemikalien sei dabei auch mit den politischen Entscheidungsträger:innen zusammengearbeitet worden. So sei von Anfang an sicher gestellt worden, dass die Ergebnisse zu einer besseren Politikgestaltung verwendet werden können.

EU-Forschungsprojekt PARC gestartet

Auf die Projektergebnisse von HBM4EU baut das 2022 gestartete EU-Forschungsprojekt PARC (Partnership for the Assessment of Risks from Chemicals) auf. Dieses hat zum Ziel, die Risikobewertung von Chemikalien zu erweitern und die entsprechenden methodischen Fertigkeiten weiter zu entwickeln. Die neuen innovativen Methoden würden dazu beitragen, eine Vielzahl von Chemikalien zu messen und ihre Toxizität in einem frühen Stadium zu testen, wird im Bericht angeführt. Die Ergebnisse sollen helfen, neue europäische und nationale Strategien zu entwickeln, mit denen das Risiko durch gefährliche chemische Stoffe für Gesundheit und Umwelt reduziert wird. Neun österreichische Institutionen nehmen an dem Projekt teil.

Forschungsinfrastruktur "EIRENE" gestartet

Die paneuropäische Forschungsinfrastruktur "EIRENE" (EnvIRonmental Exposure assessmeNt in Europe) wurde 2022 mit dem österreichischen Exposome Austria Konsortium gestartet. Diese widmet sich der Erforschung von Erkrankungsursachen, die insbesondere durch frühkindliche Chemikalienexposition entstehen. Weiters sind einzelne Partner:innen der Plattform in Forschungsprojekten zu Themen wie Ernährungsepidemiologie, Mikrobiom, zirkadianes System, Arteriosklerose und Krebsentstehung tätig. (Schluss) pst