Parlamentskorrespondenz Nr. 668 vom 15.06.2023

Österreich bleibt mit Forschungsquote weiter im internationalen Spitzenfeld, holt bei Innovationskraft leicht auf

Forschungs- und Technologiebericht 2023 bietet umfassenden Überblick über aktuelle Forschungspolitik

Wien (PK) – Jedes Jahr legt die Bundesregierung einen Forschungs- und Technologiebericht vor, der einen Überblick gibt über die Förderungen von Forschung, Technologie und Innovation (FTI) durch Bundesmittel in Österreich. Auch heuer haben die Ressortzuständigen - Martin Polaschek als Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Leonore Gewessler als Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie Martin Kocher als Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft - einen gemeinsamen Bericht über die aktuellen forschungspolitischen Entwicklungen und den Stand der Umsetzung der FTI-Strategie 2030 der Bundesregierung in Auftrag gegeben.

Einen besonderen Schwerpunkt legt der Forschungs- und Technologiebericht 2023 (III-957 d.B. und III-821-BR/2023 d.B.) auf die grüne und digitale Transformation (Twin Transformation) in Forschung und Wirtschaft. Die großen gesellschaftlichen Herausforderungen, die insbesondere beim Klimaschutz und der Ressourcennutzung bestehen, zeigen laut den Ressorts die Bedeutung von Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung auf, wenn es um die Bewältigung der multiplen Krisen der Gegenwart geht.

Der FT-Bericht gibt weiters einen Überblick über die wesentlichen forschungsrelevanten Teilstrategien der FTI-Strategie, wie etwa über die auf zehn Jahre angelegte Förderinitiative excellent=austria, die Klima- und Transformationsoffensive, die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie und andere. Außerdem gehen die Autor:innen des Berichts auf neueste Entwicklungen im Hochschulbereich ein und behandeln relevante Hochschulstrategien, insbesondere den Hochschulplan 2030 und den Gesamtösterreichischen Universitätsentwicklungsplan 2025-2030.

Österreichische Forschungsquote bleibt laut Globalschätzung auch 2023 über dem Durchschnitt

Investitionen in Wissenschaft und Forschung gelten laut den Autor:innen des Berichts als eine Grundvoraussetzung für die Innovationsfähigkeit eines Landes und für die Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit. Die F&E-Quote gelte dabei als ein international etablierter Input-Indikator zur Darstellung der Leistungsfähigkeit eines Landes. International gesehen liegt Österreich 2021 mit seiner F&E-Quote hinter Schweden und Belgien an dritter Stelle der EU, im globalen Vergleich an siebter Stelle. Nach Schätzung von Statistik Austria wird 2023 wieder eine kräftige Steigerung der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung von etwa 8 % auf insgesamt 15,5 Mrd. € erwartet. Damit werden die F&E-Aufwendungen voraussichtlich 3,22 % des nominellen Bruttoinlandsprodukts (BIP) erreichen. Gemeinsam mit Schweden, Belgien und Deutschland ist Österreich damit eines der vier Länder, in dem die europäische Zielsetzung einer Forschungsquote von 3 % erfüllt wird.

Diese positive Entwicklung lässt sich vor allem auf die F&E-Ausgabensteigerung des Bundes um 6,6 % gegenüber 2022 zurückführen. Die öffentliche Hand wird 2023 schätzungsweise 5,1 Mrd. € ausgeben, was rund 33 % der F&E-Finanzierung entspricht. Österreichische Unternehmen werden im Jahr 2023 voraussichtlich etwa die Hälfte (7,8 Mrd. €) der F&E-Ausgaben in Österreich finanzieren. Die Forschungsprämie 2023 wird vom Bundesministerium für Finanzen auf ca. 1,1 Mrd. € geschätzt und den F&E-Ausgaben der Unternehmen zugerechnet. Dazu kommt, dass es sich bei den prognostizierten 17 % (ca. 2,6 Mrd. €) im Jahr 2023, die aus dem Ausland finanziert werden, hauptsächlich um ausländische Unternehmen handelt, deren Tochterunternehmen in Österreich F&E betreiben. Erfreulicherweise zeige sich nach dem krisenbedingten Rückgang 2020 wieder ein stabiler Aufwärtstrend bei den F&E-Ausgaben im Unternehmenssektor, hält der Bericht fest.

Seit Ausbruch von COVID-19 und der dadurch verursachten Rezession ist der Anteil der durch heimische Unternehmen finanzierten F&E an der gesamten Finanzierung zurückgegangen. Dieser Rückgang wurde jedoch durch erhöhte Ausgaben des öffentlichen Sektors kompensiert. Ein Grund für den relativen Rückgang der unternehmerisch finanzierten F&E sind die multiplen Krisen, mit denen Österreich und andere Ökonomien in den letzten Jahren konfrontiert sind. Krisen wie die durch COVID-19 bedingte Rezession, der Klimawandel, sowie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine erhöhen die Unsicherheit, was tendenziell dazu führt, dass Unternehmen das Risiko durch verringerte F&E-Ausgaben zu reduzieren versuchen. Gleichzeitig ist laut dem FT-Bericht ein Paradigmenwechsel zu beobachten, da Konzepte wie Technologiesouveränität und Resilienz in der FTI-Politik zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Österreichs Leistungsfähigkeit in Forschung und Entwicklung

Wie der Bericht festhält, konnte Österreich bei den FTI-Indikatoren Patentintensität, F&E-Ausgaben und Wagniskapitalausgaben seine Position zuletzt verbessern. Auch der Anteil der F&E-Beschäftigten an der Erwerbsbevölkerung konnte gesteigert werden. Beim Wissenschafts-Indikator der eingeworbenen "ERC-Grants" konnte Österreich mit Platz 3 erneut das in der FTI-Strategie 2030 formulierte Ziel unter den Top-10-Nationen zu liegen, erreichen. Zudem konnten einige Universitäten aus Österreich im "Times Higher Education World University Ranking" bessere Platzierungen erreichen.

Aufholbedarf zeigt sich laut dem Bericht allerdings beim Frauenanteil in der Forschung. Bei den globalen Innovationsrankings konnte Österreich seine Position halten bzw. leicht verbessern. Ein gemischtes Bild zeigt sich im Bereich der Digitalisierung. Zwar habe Österreich im Digital Economy and Society Index (DESI)seine Position aus dem Vorjahr halten können, der Indexwert habe sich jedoch verschlechtert und auch beim Indikator Konnektivität liege Österreich weiterhin unter dem EU-Durchschnitt. Bei den Indikatoren in den Bereichen künstliche Intelligenz, Internet der Dinge und Quantentechnologie liege Österreich jedoch laut dem FT-Bericht 2023 jeweils über dem EU-Durchschnitt. Österreich sei außerdem führend bei den wissenschaftlichen Publikationen im Bereich der Quantenforschung und dem Anteil an Unternehmen, die Internet der Dinge einsetzen, heißt es im Bericht.

FTI-Strategie 2030 und FTI-Pakt zur Stärkung des FTI-Standorts Österreich

Zentrale Aufgabe der FTI-Strategie 2030 der Bundesregierung ist es, Österreich bis 2030 als führendes Forschungs-, Technologie- und Innovationsland zu positionieren. Beim Ziel, zum internationalen Spitzenfeld aufzuschließen und den FTI-Standort Österreich stärken, fokussiert die Strategie auf Wirksamkeit und Exzellenz und setzt auf Wissen, Talente und Fertigkeiten. Die Ziele der FTI-Strategie 2030 werden durch dreijährige FTI-Pakte mit elf Forschungs- und Forschungsförderungseinrichtungen umgesetzt, die gemäß Forschungsfinanzierungsgesetz (FoFinaG) als zentrale FTI-Einrichtungen Österreichs gelten.

Einen wesentlichen Teil des vorliegenden Berichts bildet das Monitoring dieser Forschungs- und Forschungsförderungseinrichtungen, das laut dem FoFinaG jährlich mit der Erstellung des Forschungs- und Technologiebericht zu erfolgen hat. Erstmals wurde das neue Kompetenzzentrum "GeoSphere Austria – Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie" als wesentlicher FTI-Akteur in das Monitoring einbezogen. Laut dem Bericht zeigt sich, dass die meisten Einrichtungen wachsen und die Beteiligungen an den EU-Rahmenprogrammen 2022 bei allen Forschungseinrichtungen deutlich angestiegen sind.

Nach dem ersten FTI-Pakt für 2021–2023 hat die Bundesregierung im Dezember 2022 den zweiten FTI-Pakt 2024–2026 beschlossen. Der FTI-Pakt soll eine Reihe von Schwerpunkten setzen. Es gilt, die nachhaltige Transformation der Wirtschaft zu unterstützen, das Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie zu stärken, Exzellenzforschung zu forcieren, den Spitzennachwuchs zu fördern sowie die Forschung zur Erreichung der Klimaziele, die Kooperation Wissenschaft und Wirtschaft und die Technologiesouveränität und -offenheit voranzutreiben. Zur Erreichung dieser Ziele stellt die Bundesregierung ein Budget in der Höhe von 5.048,673 Mio. € für die Jahre 2024–2026 zur Verfügung. Dieses Budget soll die Forschungsförderung und die außeruniversitäre Forschung im Zuständigkeitsbereich des Wissenschaftsministeriums, des Klimaschutzministeriums und des Wirtschaftsministeriums mit einem Anstieg um ca. 31 % im Vergleich zum ersten Pakt nachhaltig stärken. (Schluss) sox