Parlamentskorrespondenz Nr. 863 vom 25.07.2023

Verkehrstelematikbericht 2023: Fortschritte bei digitalen Anwendungen und grenzüberschreitendem Verkehrsdatenaustausch

Aktionsplan Digitale Transformation in der Mobilität bündelt Maßnahmen für ein integriertes und nachhaltiges Verkehrssystem

Wien (PK) – Der Begriff "Verkehrstelematik" umfasst die Entwicklung und Implementierung von digitalen Anwendungen zur Steuerung und Optimierung des Verkehrssystems. Die digitale Transformation im Verkehr hat den Aufbau so genannter "intelligenter Verkehrssysteme" (IVS, auch: Intelligent Transport Systems, ITS) zum Ziel. Als Plattform der österreichischen IVS-Akteure, unter denen auch die öffentliche Hand eine zentrale Rolle einnimmt, fungiert die ITS Austria. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) wird in der ITS Austria durch die Agentur AustriaTech vertreten. Sie erstellt jeweils zur Jahresmitte einen Tätigkeitsbericht an das Parlament.

Eine Änderung in der Berichtslegung der ITS-Austria für 2023 (III-967 d.B. und III-823-BR/2023 d.B.) ergab sich insofern, als nun der im November 2022 vom BMK veröffentlichte Aktionsplan "Digitale Transformation in der Mobilität" (AP-DTM) als Richtschnur dient. Die Berichte der Vorjahre hatten sich am Arbeitsprogramm der ITS-Austria ausgerichtet, das im Oktober 2018 veröffentlicht wurde. Der Aktionsplan wurde laut Verkehrsministerin Leonore Gewessler in kooperativer Art und Weise mit den Stakeholder:innen der ITS-Austria-Plattform erarbeitet.

Der Aktionsplan Digitale Transformation in der Mobilität

Der Aktionsplan Digitale Transformation (AP-DTM) bildet den Rahmen für alle nationalen und europäischen Aktivitäten Österreichs zur Umsetzung des Mobilitätsmasterplans 2030 im digitalen Bereich und umfasst fünf Maßnahmenbündel. Unter dem Titel "Nachhaltige Mobilität ermöglichen" stehen die Bemühungen der Gestaltung des Rechtsrahmens für die digitale Transformation. Weitere Maßnahmen zielen auf die optimale Nutzung von Mobilitätsdaten ab. Unter dem Titel "Verkehr zukunftsfähig gestalten" finden sich die Maßnahmen für ein integriertes Verkehrsmanagement. Ein eigenes Maßnahmenbündel des AP-DTM zielt darauf ab, die Nutzung nachhaltiger Mobilitätsangebote attraktiver zu machen und integrierte Mobilitätsdienste zu ermöglichen. Zudem umfasst der Plan auch begleitende Maßnahmen zum Akzeptanz- und Kompetenzaufbau.

Erneuerung der technischen Grundlagen für intelligente Verkehrssysteme

Die AustriaTech ist entsprechend den EU-Vorgaben als neutrale nationale Stelle eingerichtet. Sie ist Betreiberin der Plattform Mobilitaetsdaten.gv.at, die als der nationale Zugangspunkt zu Verkehrsdaten (National Access Point, NAP) fungiert.

Bereits seit einigen Jahren bildet die technische Erneuerung der Graphenintegrations-Plattform GIP einen Schwerpunkt der Bemühungen um eine optimale Nutzung von Mobilitätsdaten. GIP dient als Basis für Reiseinformationssysteme für alle Verkehrssysteme sowie für Verwaltungsaufgaben. In den letzten zehn Jahren hat sich der Datenbestand der GIP in Netzlängenkilometern verdoppelt. Außerdem wurden die Datengrundlagen kontinuierlich weiterentwickelt und beispielsweise um Informationen für Radrouting erweitert. Laut dem Bericht der AustriaTech sind die Bemühungen zur Erneuerung der GIP in die nächste Phase übergegangen, nachdem die notwendigen Vergaben abgeschlossen sind.

Weiterentwicklung der Anwendungen für ein integriertes und nachhaltiges Verkehrssystem

Konkrete Ergebnisse zeigen laut dem Bericht die Forschungsprojekte zur Digitalisierung des Verkehrssystems und der Schaffung eines integrierten Verkehrsmanagements. 2021 ging EVIS, das der Bereitstellung von Echtzeit-Verkehrsinformation auf dem hochrangigen und untergeordneten Straßennetz, in den Probebetrieb. EVIS soll Daten zur österreichweiten Verkehrslage, zu Reisezeiten und Ereignismeldungen in vereinheitlichter und hoher Qualität bieten. Über eine öffentlich-öffentliche Kooperation (ÖÖK) konnte EVIS laut dem Bericht unterdessen in eine langfristige Betriebsstruktur übergeführt werden.

Laut dem Bericht des BMK wurden die Arbeiten zur digitalen Vernetzung der Fahrzeuge untereinander und mit der Verkehrsinfrastruktur (C-ITS) sowohl auf dem hochrangigen Straßennetz als auch im städtischen Bereich weiter vorangetrieben. Auf dem hochrangigen Straßennetz wurden Roadside-Units und On-Board-Units verbaut. Erste urbane C-ITS-Dienste wurden öffentlichkeitswirksam demonstriert, die beispielsweise dem Schutz vulnerabler Verkehrsteilnehmer:innen dienen oder Services für den öffentlichen Verkehr bereitstellen.

Ein weiterer Schwerpunkt lag 2022 auf der digitalen Bereitstellung von Daten des Umweltzonenmanagements. Hier geht es vor allem um Daten für UVAR (Urban Vehicle Access Regulations), von denen man sich positive Effekte zur Reduktion von Emissionen verspricht. Dazu konnten im Projekt "UVAR Box" erste Testdaten österreichischer Städte und Gemeinden in ein einheitliches Profil übergeführt und auf dem NAP als Testdaten veröffentlicht werden. Ein Schwerpunkt lag außerdem auf der Definition einer langfristigen Betriebsstruktur des UVAR-Box-Tools. Im Projekt "UVAR-Exchange" wurde das Funktionieren eines UVAR-Dienstes in einem Pilotversuch demonstriert.

Ein wesentliches Ziel des BMK ist es, die Nutzung nachhaltiger Mobilitätsangebote attraktiver zu machen. Dementsprechend wurde das Maßnahmenbündel zu integrierten Mobilitätsdiensten in den AP-DTM aufgenommen. Dabei geht es um Konzepte, die unter dem Begriff "Mobilität als Service" (MaaS) zusammengefasst werden. Der Verkehrstelematikbericht verweist dabei insbesondere auf die Leitprojekte für innovative Mobilitätskonzepte ULTIMOB und DOMINO, die 2022 in die Umsetzung gehen konnten.

Fortschritte bei grenzüberschreitenden Austausch von Mobilitätsdaten

Neben der Vernetzung der einzelnen physischen Komponenten des Mobilitätssystems liegt ein weiterer Aspekt der Verkehrstelematik in der Vernetzung der vorhandenen Verkehrsinformationsdienste mittels möglichst offener und einfach zu handhabender Standards. Das europäische Harmonisierungsprojekt CROCODILE zum grenzüberschreitenden Austausch von Daten, Informationen und Verkehrsmanagementplänen wurde 2022 abgeschlossen.

Als richtungsweisenden Lösungsansatz hebt der Bericht insbesondere die Open Journey Planners (OPJ) hervor, die eine grenzüberschreitende, barrierefreie und nahtlose Reiseplanung ermöglichen soll. Der bereits entwickelte OJP-Standard ermöglicht ein Verlinken von Reiseinformationen verschiedener Anbieter über Ländergrenzen hinweg und kommt bereits in mehreren grenzüberschreitenden Projekten, an den Österreich beteiligt ist, zur Anwendung, wie Linking Danube, LinkingAlps und OJP4Danube. Insbesondere OJP4Danube soll nach den Vorstellungen der EU-Verkehrspolitik helfen, nach wie vor bestehende Verkehrsengpässe im Donauraum zu überwinden und ein multimodales Netzwerk von Straße, Bahn und Wasserstraßen ermöglichen.

Die EU-Gesetzgebung für intelligente Verkehrssysteme im Jahr 2022

Im Jahr 2022 wurden einige wesentliche Schritte für die Weiterentwicklung des Rechtsrahmens gesetzt, der die Implementierung intelligenter Verkehrssysteme und die Digitalisierung des Mobilitätssystems erlaubt. So wurden die Aktivitäten zur Überarbeitung der IVS-Richtlinie sowie der Verordnung über die Bereitstellung von multimodalen Reiseinformationen weiter vorangetrieben und auch die Diskussionen im Multimodal Passenger Mobility Forum (MPMF) zur Adressierung von Rechtsgrundlagen zu Themen wie Ticketing wurden intensiviert.

Die EU-Verordnung über die Bereitstellung von Echtzeit-Verkehrsinformationsdiensten wurde überarbeitet und wird in der neuen Fassung ab 2025 gelten. Sie umfasst sowohl die schrittweise Erweiterung des geografischen Geltungsbereichs als auch weitere Datenaustauschformate und neue Datenkategorien wie UVAR. (Schluss) sox