Parlamentskorrespondenz Nr. 874 vom 01.08.2023

Sozialversicherungen richten Fokus auf Vorsorge

Gesundheitsminister Rauch stellt Maßnahmen zur Gesundheitsförderung vor

Wien (PK) – Vorsorge in Form von Gesundheitsförderung in der Bevölkerung sei den österreichischen Sozialversicherungsträgern ein großes Anliegen. Das betont Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch in einem vom Nationalrat per Entschließung eingeforderten Bericht (III-980 d.B.) über die Umsetzung von "Präventionsmaßnahmen", die im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz für Versicherungsanstalten wie die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), die Versicherungsanstalt Öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB) oder die Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) vorgeschrieben sind. Entsprechende Vorsorgemaßnahmen haben laut Rauch vor allem zum Ziel, "die Gesundheitskompetenz der Versicherten zu entwickeln und zu fördern", wobei die aktive Mitwirkung des/der Einzelnen am Erhalt der eigenen Gesundheit als notwendige Voraussetzung betont werde. Zur Prävention negativer Einflüsse auf die Gesundheit müssten allerdings auch Politikbereiche außerhalb des Gesundheitssektors die Inhalte der Gesundheitsförderung umsetzen, unterstreicht der Minister. Letztendlich gehe es um ein gesamtgesellschaftliches Verständnis zum Erhalt der Gesundheit.

Krankheitsprävention braucht Gesundheitskompetenz

Zu den klassischen Präventionsmaßnahmen der öffentlichen Hand wie die Kostenunterstützung gesetzlich definierter Impfungen führt der Bericht daher Initiativen zur Stärkung der "Gesundheitskompetenz" in der Bevölkerung an. Verhaltens- und verhältnisorientierte Ansätze gehen dabei Hand in Hand, um nicht nur eine gesündere Lebensweise der Menschen herbeizuführen, sondern auch deren alltägliche Rahmenbedingungen zu beeinflussen, etwa in Zusammenhang mit Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz.

In "Gesundheitskompetenz-Coachings" erhalten die Versicherten dem Bericht zufolge kompetente Beratung zu Gesundheitsthemen und erfahren, wo sie geeignete Information für gesundheitsrelevante Entscheidungen erhalten. Im Detail beschrieben sind im Bericht Angebote der Gesundheitsförderung in Betrieben, Kinderkrippen/Kindergärten und Schulen. Weiters werden Kurse bzw. Vorträge für (ältere) Erwachsene genannt sowie Vorsorgeuntersuchungen und Angebote zur Selbsthilfe. Für letzteren Bereich stellt die Sozialversicherung jährlich 300.000 € österreichweit als Fördermittel auf regionaler und lokaler Ebene zur Verfügung.

Exemplarisch für den zwischen Sozialversicherung und Österreichischer Ärztekammer abgeschlossenen Vorsorgeuntersuchungs-Gesamtvertrag beschreibt der Bericht neben der Darmkrebsvorsorge auch das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm. Die Altersgrenze der Kernzielgruppe wurde im Juni 2023 angehoben; somit erhalten nunmehr Frauen zwischen 46 und 75 Jahren aktive Einladungen zur Untersuchung. Frauen ab Beginn des 41. Lebensjahres steht die Teilnahme am Früherkennungsprogramm weiterhin offen.

Zur Vermeidung des Pflegebedarfs bei Pensionist:innen richtet die Pensionsversicherungsanstalt ebenfalls Wert auf präventive Ansätze. Bei Rehabilitationsmaßnahmen liege der Fokus besonders auf der Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit, heißt es im Bericht.

Gesundheit am Arbeitsplatz

Zur Gewährleistung gesunder und sicherer Arbeitsbedingungen hat die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) in den letzten Jahren mehrere Initiativen gestartet. Lanciert wurden unter anderem Informationskampagnen zum sicheren Umgang mit krebserzeugenden Stoffen und Produkten sowie zur Prävention arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE), wie sie beispielsweise durch repetitive Tätigkeiten mit schweren Lasten ausgelöst werden. Neben dem menschlichen Leid will man mit diesen Schwerpunkten auch die dadurch ausgelösten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kosten begrenzen.

Konkret zu krebsbedingten Todesfällen in Österreich heißt es im Bericht, von den etwa 20.000 jährlich seien 10 % durch den Beruf hervorgerufen. Anknüpfend an eine Kampagne der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) legte die AUVA den Fokus ihrer Aktivitäten daher auf das Erkennen krebserregender Arbeitsstoffe und entsprechende Präventionsmaßnahmen.

Verkehrssicherheit im Arbeitsleben

Ein großes Sicherheitsrisiko geht in der Arbeitswelt laut Bericht vom Verkehr aus; jährlich mehr als 9.000 Erwerbstätige seien in den vergangenen Jahren bei Verkehrsunfällen auf Dienstreisen und Wegen von und zur Arbeit verletzt worden. 2019 wurden mehr als ein Drittel aller tödlichen Arbeitsunfälle als Verkehrsunfälle ausgewiesen. Der Präventionsschwerpunkt "Komm gut an!" 2022-2024 rückt daher die Verkehrssicherheit im Kontext Arbeit und Bildung mit bewusstseinsschaffenden Aktivitäten ins Rampenlicht, um notwendiges Wissen zur Umsetzung zu vermitteln.

Unterstützung für Impfungen

Klassische Maßnahmen zur "Erhaltung der Volksgesundheit" sind Zuschüsse der Krankenversicherung für Impfungen. Konkret nennt der Bericht die Impfung gegen Frühsommermeningoencephalitis und – falls die WHO eine Influenzapandemie ausruft – die Grippeimpfung. Im Sinne der Krankheitsverhütung gibt es außerdem eine Kostenbeteiligung an bestimmten Schutzimpfungen bzw. eine anteilige Mitfinanzierung am nationalen Kinderimpfprogramm. Die Verfasser:innen des Berichts unterstreichen in diesem Zusammenhang, versicherungsrechtliche Fragen in Verbindung mit Impfungen seien in eigenen Gesetzen geregelt und können daher nicht "unter den Versicherungsfall der Krankheit subsumiert werden". (Schluss) rei