Parlamentskorrespondenz Nr. 922 vom 15.09.2023

Rat für Forschung und Technologieentwicklung empfiehlt stärkere Fokussierung auf Kreislaufwirtschaft

Jahresbericht 2022 des Beratungsorgans zur FTI-Strategie der Bundesregierung

Wien (PK) – Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE) habe sich im Laufe seines mehr als zwanzigjährigen Bestehens durch seine aktive Rolle immer als wichtiger Impulsgeber und kritischer Begleiter der österreichischen FTI-Politik erwiesen. Das halten die Ressortchefs und Ressortchefinnen, in deren Zuständigkeit die Umsetzung der Strategie fällt, im Vorwort zum Bericht des Rats über seine Tätigkeit im Jahr 2022 (III-1001 d.B.) fest. Angesichts der massiven Herausforderungen, die sich nicht nur durch die gegenwärtigen Herausforderungen, sondern vor allem auch durch die dadurch beschleunigte grüne und digitale Transformation ergebe, sei der Beitrag, den der Rat leistet, von hohem Wert.

Der RFTE begrüßt seinerseits die Entscheidung der Bundesregierung, die österreichischen Ratseinrichtungen, die die Bundesregierung bisher zur FTI-Strategie beraten haben, zu reformieren. Die Zusammenführung des Wissenschaftsrats und des RFTE zum Forschungs-, Wissenschafts-, Innovations- und Technologieentwicklungsrat, kurz FWIT-Rat, hat 2023 begonnen und soll 2024 abgeschlossen sein. Der neue Rat eröffne die Möglichkeit, die großen Themen und Herausforderungen vernetzter zu denken und systemische Lösungen zu erarbeiten, heißt es in einem Ausblick des Rats.  

Empfehlungen, Stellungnahmen und Studien des FTE-Rats 2022

2022 gab der RFTE wieder eine Reihe von Empfehlungen zu strategischen Fragen ab, wie etwa zur Verwendung der Mittel des Fonds Zukunft Österreich für 2022. Zusätzlich formulierte er eine Empfehlung zur Verwendung der Fördermittel des Fonds im Förderschwerpunkt "Disruptive/Radikale Innovation". Der Rat empfahl auch rasche Maßnahmen, die Unterstützung der Aufrechterhaltung der Forschungs- und Innovationskapazitäten der Ukraine, sowie zur Umsetzung einer nationalen Datenstrategie. Weiters nahm der RFTE Stellung zur geplanten Gesellschaftsform FlexCo/FlexKapG, zum Entwurf des gesamtösterreichischen Universitätsenwicklungsplans 2025-2030 und zum Bundesgesetz über die Förderung eines qualitätsvollen Journalismus in Medien des Print- und Online-Bereichs.

Im aktuellen Jahresbericht verweist der Rat außerdem auf mehrere umfangreiche Studien, die er zu Zukunftsfragen in Auftrag gegeben hat. Aus diesen lassen sich laut dem Bericht mehrere große Linien der FTI-Politik ableiten. Zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele, zu denen Österreich sich verpflichtet hat, gelte es insbesondere, die Potenziale der Kreislaufwirtschaft zu identifizieren. Weiters müsse die Frage gestellt werden, in welchen Bereichen Österreich technologische Souveränität erreichen könne. Ambitionierte Fahrpläne und ein schnellerer Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft sind laut dem RFTE der Schlüssel zum Aufbau einer Marktführerschaft bei grünen Technologien. Weiters gelte es, Daten richtig zu nützen, dafür müsse jedoch die entsprechende Koordination und Infrastruktur gesichert sein.

Das österreichische Potenzial für Kreislaufwirtschaft nützen

In Reaktion auf das drängende Problem des Klimawandels habe der der RFTE sein Arbeitsprogramm 2022 unter das Zeichen der Kreislaufwirtschaft, das er als zentrales systemisches Instrument für die grüne Transformation werte, heißt es im Bericht. Basis dafür seien zwei substanzielle Studien zur kreislaufwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Österreichs und zum systematischen Zusammenwirken von Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft in der österreichischen Industrie.

Die erste Studie habe aufgezeigt, dass kreislauforientierte Entwicklungsaktivitäten im österreichischen Innovationssystem absolut wie relativ noch eine untergeordnete Rolle spielen. Thema der zweiten Studie war es, wie die Kreislaufwirtschaft systematisch zur Dekarbonisierung beitragen kann. Demnach liegen die größten kreislaufwirtschaftlichen Potenziale in den energieintensiven Industrien (Eisen und Stahl, Zement, Kunststoff, Papier und Aluminium). Ein Ersatz der primären durch sekundäre Rohstoffe ermögliche, den Anteil der energieintensiven Primärproduktion deutlich zu reduzieren und so die Energie- und Ressourcen signifikant zu steigern. Die so erzielte Energieeinsparung habe einennachweisbaren direkten Einfluss auf die Emission von Treibhausgasen.

RFTE empfiehlt technologische Souveränität bei Quantentechnologie

Systemische Anstrengungen sind laut dem Rat aufgrund der sich intensivierenden geopolitischen Umwälzungen notwendig, die das Thema der technologischen Souveränität immer stärker in den Vordergrund rücke. Damit verbunden sei die Frage, wie souverän wir in der Entwicklung und Anwendung von Technologie bzw. Technologien sein müssen und können, sowie, welche Technologien hierbei im Fokus stehen sollten. Um diesen Diskurs in Österreich und entlang konkreter Anwendungsfälle zu befördern, habe der Rat das Forum Technologiesouveränität lanciert. Zum Auftakt im November 2022 haben sich Expert:innen aus Wissenschaft, Forschung und Verwaltung dem Thema Quantentechnologien und insbesondere Quanteninformationstechnologien gewidmet, berichtet der RFTE. Auf diesem Gebiet sei Österreich sehr gut positioniert und habe großes Potenzial, zu einer technologieführenden Nation aufzusteigen.

Neue Instrumente für evidenzbasierte Entscheidungen

Die genannten Herausforderungen seien jedoch nur erfolgreich zu bewältigt, wenn politischen Entscheidungsträger:innen und Akteur:innen belastbare, kontextualisierte und aufbereitete Informationen zur Verfügung stehen, betont der Rat. Mit dem Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs 2022 habe der RFTE daher den digitalen FTI-Monitor gestartet, um damit einen wesentlichen Beitrag für evidenzbasierte politische Entscheidungen in Österreich zu leisten. Erstmals würden damit innovationspolitische Zusammenhänge und Wirkungen sicht- und nachvollziehbar gemacht. Ziel des FTI-Monitors sei es, den Akteur:innen die Grundlage für strategisch-systemische Handlungen zu liefern und sie in die Lage zu versetzen, Österreichs Leistungsfähigkeit im internationalen Kontext und in Vergleich zu den Innovation Leaders einordnen zu können. Der FTI-Monitor sei von der FTI-Gemeinschaft bereits äußerst positiv aufgenommen worden.

Ein zweites digitales Instrument, das mit dem FTI-Monitor verknüpft ist, das "Economic Complexity and Green Transformation Opportunities Dashboard" (kurz ECTO), ist laut dem FTE-Rat aus einer Auftragsstudie zu Österreichs Transformationschancen im Bereich grüner Technologien hervorgegangen. Das österreichische Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, erfordere einerseits eine ehrgeizige Dekarbonisierung der derzeitigen Produktionsmethoden in etablierten Industrien, andererseits aber auch die Förderung neuer grüner Technologien und Produkte. Der Monitor identifiziert zu diesem Zweck grüne Produkte, die derzeit noch nicht in ausreichendem Umfang hergestellt werden und die eine Chance für Österreich darstellen, sich zukunftsorientiert zu etablieren.

Daten als Schlüssel für die Zukunft

Die Nutzung der Möglichkeiten digitaler Techniken und Technologien basiere auf einer großen Menge heterogener und komplexer Daten aus einer Vielzahl von Quellen. Nur die richtige Nutzung von Daten befähige uns, aktuelle und künftige Herausforderungen zu meistern und die Zukunft zu gestalten, hält der RFTE fest. Um diese stetig wachsende Ressource strategisch und effektiv nützen zu können, bedürfe es jedoch einer umfassenden Koordination und Infrastruktur. 2022 habe sich der Rat daher den wichtigsten Maßnahmen und Handlungsfeldern für eine dringend notwendige nationale Datenstrategie und gemeinwohlorientierte Datennutzung gewidmet und die Koordination und das Monitoring auf höchster Ebene empfohlen. (Schluss) sox