Literatur als Zeugnis der Zeit

In diesem Teil der Ausstellung erfahren Sie mehr über die Rolle der Literatur zu Zeiten politischen Umbruchs

Beschreibung und Verortung der Regalinhalte

Im Regal vor Ihnen sind Ausstellungsobjekte mit Bild- und Textinhalten auf vier Regalebenen verteilt. In der obersten Ebene (Regalebene 1) befinden sich drei Zitate, die sich von der Rückwand abheben. Das oberste Zitat stammt von Robert Musil, das darunter von Thomas Bernhard, das unterste Zitat von Ilse Aichinger. Auf dem Regalboden befinden sich drei stehende Bücher mit seitlich daran fixierten Objekttexten. In der Regalebene 2 darunter befindet sich ein Handapparat mit Büchern zum Thema „Literatur macht Geschichte“, daneben zwei stehende Bücher mit seitlich daran fixierten Objekttexten. In der Regalebene 3 befindet sich der auf der Rückwand gedruckte Einführungstext, darunter liegend ein Buch mit seitlich fixiertem Objekttext. Rechts daneben befindet sich ein aufgeklapptes, stehendes Buch mit seitlich daran fixiertem Objekttext. In der Regalebene 4 befindet sich ein aufgeschlagener Leporello zum Thema „Elias Canetti, Masse und Macht“, rechts daneben ein Easy Reader zu Thema „Justizpalast in Flammen!“.

Einleitungstext in Brailleschrift

Ein offener Schuber mit dem Einleitungstext zum jeweiligen Regal in Brailleschrift befindet sich in jedem Ausstellungsregal unterhalb der Braille-Zeile mit dem Titel des Ausstellungsabschnittes. Auf der Oberseite des Faches befindet sich ein QR-Code, über den jeder der Einführungstexte für die insgesamt 30 Ausstellungsabschnitte abrufbar ist.

Einleitung

Die Erforschung und Deutung von historischen Ereignissen sind ein nicht abschließbarer Gegenstand der Geschichtswissenschaft. Literatur beansprucht einen anderen Raum: Weltgeschehen verwandelt sich in ein Sprachwerk, das dem Geschehenen, Gesehenen oder Erlebten einen unverwechselbaren Ausdruck gibt. „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus entblößt die Grausamkeit des Ersten Weltkriegs im wörtlichen Zitat. „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil seziert die gesellschaftliche Verkommenheit einer Monarchie im Untergang. „Die größere Hoffnung“ von Ilse Aichinger schlägt ein dunkles Kapitel der Geschichte auf und bezeugt es in sprachlicher Eindringlichkeit

Regalebene 1

Regalebene 2

Regalebene 3

Regalebene 4

Leporello zum Thema “Elias Canetti, Masse und Macht”

In seinem philosophischen Hauptwerk beschäftigt sich Elias Canetti (1905–1994) mit den anthropologischen, soziologischen und psychologischen Aspekten der „Entfesselung des Menschen in der Masse“. Er leitet vier Grundmerkmale ab: Masse liebt Dichte, die Masse will immer wachsen, innerhalb der Masse herrscht Gleichheit und Masse braucht eine Richtung.

Easy Reader zum Thema “Justizpalast in Flammen!”

Die Schriftsteller Elias Canetti, Heimito von Doderer und Manès Sperber sind am 15. Juli 1927 – ohne voneinander zu wissen – Augenzeugen des Justizpalastbrandes in Wien. Für alle drei ist dieses Ereignis ein Schlüsselerlebnis, das sie veranlasst, das gesellschaftspolitische und kulturelle Umfeld ihrer Zeit zu reflektieren. Elias Canetti schreibt 50 Jahre später, dass ihm „die Erregung dieses Tages“ noch heute „in den Knochen“ sitze. Seine Bücher „Masse und Macht“ und „Die Blendung“ bezeugen die Spuren, die die Ereignisse des 15. Juli 1927 hinterlassen haben. Manès Sperber greift in „Wie eine Träne im Ozean“ auf das Bild des brennenden Dornbuschs zurück, Heimito von Doderer lässt die Erinnerung an den Justizpalastbrand in sein Hauptwerk „Die Dämonen“ einfließen.