Regal der Sprachen

In diesem Teil der Ausstellung erfahren Sie mehr über die Mehrsprachigkeit in der Monarchie und die Interparlamentarische Union.

Beschreibung und Verortung der Regalinhalte

Im Regal vor Ihnen sind Ausstellungsobjekte mit Bild- und Textinhalten auf drei Ebenen verteilt. In der obersten Ebene befindet sich ein Leporello zum Thema Sprachenkonflikt in der Monarchie mit vier Bildmotiven und Textinhalten. In der mittleren Ebene befindet sich ein Handapparat mit Büchern zum Thema „Mehrsprachigkeit“ mit Informationstext, rechts davon das an der Rückwand angebrachte Exponat „Expeditions-Norm“ mit Informationstext. In der untersten Ebene befindet sich eine auf dem Regalboden angebrachte Fotografie der „Interparlamentarischen Union 1954“ mit Informationstext, rechts daneben ein Handapparat mit Büchern zum Thema „Interparlamentarische Union“ mit Informationstext.

Einleitungstext in Brailleschrift

Ein offener Schuber mit dem Einführungstext zum jeweiligen Regal in Braille-Schrift befindet sich in jedem Ausstellungsregal unterhalb der Braille-Zeile mit dem Titel des Ausstellungsabschnittes. Auf der Oberseite des Faches befindet sich ein QR-Code, über den jeder der Einführungstexte für die insgesamt 30 Ausstellungsabschnitte abrufbar ist.

Einleitung

Der Pluralismus der Sprachen spiegelt sich bereits in den Beständen der Bibliothek des Reichsrates, die ab den 1880er-Jahren parlamentarische Materialien aus aller Welt – von Ankara bis Washington – sammelt. Der internationale Austausch zwischen Parlamenten wird seit jeher intensiv gepflegt: In der 1889 gegründeten Interparlamentarischen Union (IPU), der heute 178 Mitgliedsländer angehören, steht die Völkerzusammenarbeit im Sinne rechtsstaatlicher Demokratien im Zentrum. Auch auf Ebene der Europäischen Union ist Mehrsprachigkeit – das Europäische Parlament hat 24 Amts- und Arbeitssprachen – gelebte Praxis.

Regalebene 1

Leporello „Mehrsprachigkeit im Reichsrat“

Die Wahlrechtsreform 1896 und die Reichratswahl im März 1897 bringen weitreichende Veränderungen mit sich. Fünf Millionen Männer zusätzlich können erstmals ihre Stimmen abgeben, die Zahl der Abgeordneten steigt auf 425. Unter den neuen politischen Machtverhältnissen verschärft sich das Verhältnis der verschiedenen Nationalitäten zueinander. Wie so oft entzündet sich an der sensiblen Frage der Sprache ein politischer Konflikt, der unter Ministerpräsident Kasimir Badeni eskaliert („Badenische Sprachenverordnung“). Es kommt – zusätzlich befeuert durch die Presse – zu Tumulten im Reichsrat und zu einem Pistolenduell.

Regalebene 2

Handapparat mit Büchern zum Thema „Mehrsprachigkeit“

Die Mehrsprachigkeit ist im Reichsrat des 19. Jahrhunderts ein politisch brisantes Thema. Doch auch im 20. und 21. Jahrhundert stehen pluralistische Gesellschaften vor sprachpolitischen Herausforderungen. Das Spektrum reicht vom rechtlichen Status von Minderheitensprachen über das Sprachensterben in Europa bis zur kulturellen Bewahrung von Regionalsprachen, Umgangssprachen und Dialekten.

Ausstellungsobjekt „Expeditions-Norm“ um 1890

Die Liste bezeugt den regen Schriftentausch, den die Bibliothek des Reichsrats seit Ende des 19. Jahrhunderts mit Parlamenten und Bibliotheken auf der ganzen Welt pflegt. Stenografische Protokolle samt Beilagen werden kistenweise verschickt und empfangen. Zu den postalischen Partnern zählen der japanische Reichsrat ebenso wie die portugiesische Deputiertenkammer Lissabon und das House of Lords/House of Commons in London.

Regalebene 3

Ausstellungsobjekt Fotografie „54. Konferenz der Interparlamentarischen Union, Wien, 1954“

Seit 1889 kommen die (aktuell 178) Mitglieder der Interparlamentarischen Union im Interesse der Völkerzusammenarbeit und des rechtsstaatlichen Demokratieverständnisses zu Konferenzen zusammen. In den Jahren 1903, 1922, 1954 und 2021 ist Wien Gastgeberin des weltweit anerkannten Forums für den parlamentarischen Dialog. Die Darstellung des Reportagefotografen Harry Weber (1921–2007) zeigt internationale Delegierte, aufmerksam lauschend im ehemaligen Saal des Abgeordnetenhauses.

Handapparat mit Büchern zum Thema „Interparlamentarische Union“

Die Interparlamentarische Union (IPU) fördert seit ihrer Gründung 1889 den Erfahrungsaustausch zwischen Parlamentarierinnen und Parlamentariern aller Länder. Im September 2021 wurde die 5. Weltkonferenz in Österreich erstmals von einem nationalen Parlament ausgerichtet. Die Parlamentsbibliothek verzeichnet nicht nur die jährlichen Berichte der IPU, sondern auch zahlreiche von der IPU herausgegebene Publikationen, die der Stärkung der Demokratie dienen.