Bundesrat Stenographisches Protokoll 615. Sitzung / Seite 112

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Sie kritisieren immer wieder, daß Sie oder daß Bürger nicht eingebunden sind – je nachdem, als wessen Sprecher Sie sich gerade fühlen (Bundesrat Mag. Langer: Zu Recht!) –, und dann kritisieren Sie einen Architekten, der auch kritisch zu diesem Projekt gestanden ist und dann in dieses Projekt eingebunden worden ist. (Bundesrat Dr. Kapral: Ganz so ist es nicht!) Das ist doch genau das, was Sie immer fordern, nämlich daß auch die Kritiker ihre Stimme haben dürfen und daß auch die Kritiker in die Projekte eingebunden werden. Wenn sie dann eingebunden sind, dann sind sie solche, die das Ganze offensichtlich nur wegen des Geldes gemacht haben.

Sie sind übrigens im Rahmen Ihrer Funktion auch immer wieder eingebunden, und deswegen erleben wir auch solche lustigen Stunden wie gerade die jetzige. (Bundesrat Mag. Langer: Es freut mich, daß es Ihnen gefällt!) Auch Sie werden für Ihre originellen oder unoriginelleren Kommentare genauso entlohnt wie andere Bundesräte, die sich ernsthaftere Gedanken machen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Bundesrat Dr. Kapral: Eine große Hochachtung vor dem Forum hier dürften Sie nicht haben!)

Es ist auch meine Meinung, daß es falsch ist, das Museumsquartier immer wieder auf ein bauliches Problem zu reduzieren. Das Museumsquartier bietet die große Chance, in einer für die Republik und auch in einer für die Stadt würdigen Form den großen Themenbogen von der Kunst um die Jahrhundertwende bis hin zur modernen Kunst zu schaffen. Daß sich dieses Projekt nun schon über eine längere Zeit hinzieht, ist unbestritten, ich möchte auch gar nicht bestreiten, daß es hier die eine oder andere Ineffizienz gegeben hat.

Ihr Vorschlag aber, jetzt an den Punkt Null zurückzukehren, ändert überhaupt nichts an der Komplexität dieses Projektes, dessen Geschichte sich über viele Jahrhunderte – welcher Betrachtungszeitraum auch immer für Sie momentan interessant ist – erstreckt. Es ändert null an der Interessenvielfalt, die bei solch einem Projekt zu berücksichtigen ist. Das ist auch der Grund, warum die Wiener Volkspartei das Bundesdenkmalamt einbezogen haben wollte. Das heißt aber keineswegs, daß jedes Mitglieder der Wiener Volkspartei dann den Geschmack hat, den das Bundesdenkmalamt im Zusammenhang mit seiner Stellungnahme zum Ausdruck bringt, aber irgendwo muß man in der Demokratie in Prozesse hineinkommen, daß man zu Lösungen hinkommt. Der unoriginellste Vorschlag ist, wieder von vorne zu beginnen.

Ich erlaube mir, Hoher Bundesrat, das Gedankenexperiment zu machen, zum Zeitpunkt Null zurückzukehren, und die Freiheitlichen in diese Überlegungen einzubinden. Sie, Herr Bundesrat Langer, als Freund der Kulturszene, als Kunstexperte, als jahrelanger konstruktiver Mitgestalter derartiger Fragestellungen (Bundesrat Dr. Kapral: Danke!) – ich habe eine starke Phantasie, aber ich sage Ihnen, diese Gedanken zu haben oder diese Vorstellung zu hegen, übersteigt mein Assoziationsvermögen. (Bundesrätin Dr. Riess-Passer: Es fehlt Ihnen vieles!)

Deswegen meine ich, daß wir sehr gut beraten sind, nicht zum Punkt Null zurückzukehren, sondern in einer würdigen Form, die der Kultur dieses Landes entspricht und die den Schätzen, die diese Republik hat, gerecht wird, dieses Projekt zu Ende zu bringen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

17.11

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Herr Dr. Tremmel, bitte.

17.11

Bundesrat Dr. Paul Tremmel (Freiheitliche, Steiermark): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Die Dialektik, die hier ins Spiel gebracht wurde, ruft mich. Ich weiß nicht, was daran Dialektik sein soll, wenn Passagen des Rechnungshofberichtes zitiert wurden, geschätzter Herr Vorredner oder geschätzter Herr Dr. Ludwig! Es ist auch nicht Dialektik, wenn man das seinerzeit umgebaute Schulungsheim der Wiener Wirtschaftskammer hernimmt. Das ist eine gelungene Verbindung von alt und neu; es ist noch viel Stein dabei. (Bundesrat Mag. Himmer: Das stammt nicht vom Vorredner! Das war Dr. Ludwig!) Ja, ich sage es in diese Richtung; da ist das Argument gebracht worden, dorthin gilt es. Das ist unter der Ära Sallinger und Helbich


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