Bundesrat Stenographisches Protokoll 621. Sitzung / Seite 64

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Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Monika Mühlwerth. Ich erteile ihr das Wort. (Unruhe.) – Ich bitte, sich wieder zu beruhigen und der Rednerin zuzuhören.

17.36

Bundesrätin Monika Mühlwerth (Freiheitliche, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe mit Interesse vermerkt, daß Kollegin Kainz – sie ist jetzt nicht da – beklagt hat, daß die freie Wahlmöglichkeit der Frauen nicht gegeben ist. Wir haben am 28. November 1996 im Nationalrat einen Entschließungsantrag eingebracht, in dem genau das gefordert wird, nämlich die Möglichkeit, frei und ohne jede Diskriminierung zu entscheiden, ob man zu Hause bleiben und sich der Kindererziehung widmen oder berufstätig sein oder beides miteinander verknüpfen möchte.

Wenn Frau Kollegin Kainz sagt, das sei aus ökonomischen Gründen so schwierig, das könne sich ja niemand leisten, dann muß ich jetzt fragen: Wo war die sozialdemokratische Regierung, der Sie ja angehören, was haben Sie in den letzten 20 Jahren gemacht, daß es heute nicht möglich ist, sich frei zu entscheiden, welche Form des Familienlebens man haben möchte? (Beifall bei den Freiheitlichen. – Bundesrat Prähauser: "frau" haben möchte!)

Viel von dem, was heute schon angesprochen wurde von den anderen Kolleginnen und Kollegen und natürlich auch von Ihnen, Frau Minister, ist durchaus richtig, und es sind sinnvolle Forderungen. Nur: Als ich Ihren Ausführungen zugehört habe, ist mir aufgefallen, daß diese wenig Konkretes enthalten. Es gibt viele Absichtserklärungen. Es gibt Frauenservicestellen, Gleichbehandlungsstellen. Alles mögliche wird eingerichtet, aber damit ist den einzelnen Frauen tatsächlich und unmittelbar noch in keiner Weise geholfen.

Es werden – das fällt mir immer wieder auf – hauptsächlich Frauen angesprochen, die berufstätig sind. Die Hausfrauen kommen eigentlich gar nicht wirklich vor. Es gibt sie wohl, aber sie werden nie angesprochen. Das zeigt sich auch immer wieder, wenn man Frauenmagazine oder die hinteren Seiten der Zeitschrift "NEWS" durchblättert: Wesentlich und wichtig sind immer nur diese sogenannten Powerfrauen. Das sind die tollen starken Frauen, die ganz locker, ohne Probleme Familie, Haushalt und Beruf unter einen Hut bringen können, die hübsch und gepflegt ausschauen, die gertenschlank sind und ein bißchen dem Bild eines Models entsprechen. Und so möchte dann jede sein.

Es gibt viele Frauen, die dann versuchen, auch diesem Bild zu entsprechen. Nur scheitert das natürlich, denn das geht gar nicht so einfach.

Das geht bei einigen wenigen Frauen, die gut betucht sind, die sich ein Kindermädchen leisten können, die jemanden haben, der die Wohnung aufräumt, die all diese Arbeiten im Haushalt, die uns Frauen, auch uns, die wir hier sitzen, belasten, nicht selber erledigen.

Da läuft natürlich schon etwas in die falsche Richtung, und das muß auch entsprechend transportiert werden.

Es wird immer vom Karenzjahr gesprochen, das für Alleinerzieherinnen jetzt ohnehin schon auf eineinhalb Jahre verlängert worden sei; zwei Karenzjahre sind nur dann möglich, wenn der Mann sich bereit erklärt, wenigstens ein halbes Jahr zu Hause zu bleiben. Wenn aber Frauen darüber hinaus noch zu Hause bleiben und ihre Kinder betreuen wollen, dann wird der Wiedereinstieg in den Beruf mit zunehmendem Alter immer schwieriger.

Frau Ministerin! Da hätten Sie ein weites Betätigungsfeld, und ich würde mir wünschen, daß Sie sich auch einmal dafür einsetzen würden, daß auch – ich sage es unter Anführungszeichen – für "ältere" Frauen – mit 30, 35 ist eine Frau noch nicht "älter", auch mit 40 halte ich mich nicht für "älter", und ich nehme an, auch Sie empfinden das so – etwas geschieht, denn in diesen Alterskategorien wird es eben immer schwieriger – mit jedem Jahr! – den Wiedereinstieg in den Beruf zu schaffen.


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