anderen Branche, wie beispielsweise dem Handel, zugezählt werden. Es werden zum Beispiel die Fahrzeugdienste von Industrieunternehmen ausgelagert, und durch diese Maßnahmen reduziert sich auch die Anzahl der Beschäftigten in der Industrie. Aber ich teile Ihre Kritik. Wo ich dieses Verhalten anprangern kann, mache ich es auch.
Präsident Dr. Günther Hummer: Danke, Frau Bundesministerin.
Werden weitere Zusatzfragen gewünscht? – Ich bitte Herrn Bundesrat Peter Rieser um die nächste Zusatzfrage.
Bundesrat Peter Rieser (ÖVP, Steiermark): Frau Bundesministerin! Wie hat sich die Armut in den letzten zehn Jahren entwickelt?
Präsident Dr. Günther Hummer: Bitte, Frau Bundesministerin.
Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales Eleonora Hostasch: Sehr geschätzter Herr Bundesrat! Wenn man diese Frage beantworten will, dann muß man zunächst hinsichtlich der Definition der Begriffe "Armut" und "armutsgefährdet" Klarheit schaffen. Wenn man diese Begriffe eng faßt, dann kann man sagen, daß relativ wenig Menschen von Armut betroffen sind. Bei weiter Auslegung des Armutsbegriffes im Sinne von armutsgefährdet kann man sicher von Größenordnungen von einigen Hunderttausend reden, wobei ich dies relativieren und auf das, was ich vorhin gesagt habe, verweisen möchte.
Es liegen auch verschiedene Studien von Forschungsinstituten vor. Bei der letzten Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts wurde gebeten, die Treffsicherheit und soziale Ausgewogenheit unserer Sozialleistungen zu hinterfragen. Diese Studie hat uns gezeigt, daß wir mit unseren Sozialleistungen eine sehr hohe Treffsicherheit haben. Es landen ungefähr 40 Prozent der Sozialleistungen in den untersten Einkommensbereichen und stellen somit jene soziale Gerechtigkeit her, die wir erreichen wollen. Weitere 40 Prozent erreichen die nächste Gruppe der Bezieher von niedrigen Einkommen.
Daher glaube ich, daß wir durch unser Sozialsystem doch jene Treffsicherheit bei den Sozialleistungen erzielen können, die wir wollen, und somit Familien oder Haushalte mit geringem Einkommen besonders gestützt werden.
Präsident Dr. Günther Hummer: Danke, Frau Bundesministerin.
Frau Bundesrätin Hedda Kainz! Ich bitte um die Zusatzfrage.
Bundesrätin Hedda Kainz (SPÖ, Oberösterreich): Frau Bundesministerin! Eine Gruppe, die zweifellos armutsgefährdet ist, ist die Gruppe der Alleinerzieherinnen. Die erste Phase, in der diese Armutsgefährdung eingeleitet wird, ist sicherlich bereits die Zeit des Karenzurlaubes. Sehen Sie Chancen, im Bereich des Karenzurlaubsgeldes Verbesserungen durchzusetzen, vor allem vor dem Hintergrund, daß es doch gelungen ist, bei einer Gruppe Verbesserungen zu erreichen, nämlich bei der Betriebshilfe der Bäuerinnen?
Präsident Dr. Günther Hummer: Bitte, Frau Bundesministerin.
Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales Eleonora Hostasch: Sehr geehrte Frau Bundesrätin! Bei der Betriebshilfe der Bäuerinnen und der Selbständigen war es so, daß diese seit der Einführung im Jahr 1982 oder 1986 nicht erhöht wurde und es angemessen erschien, um eine Anpassung an die Entwicklung des Karenzurlaubsgeldes zu erreichen, diese Erhöhung durchzusetzen.
Darüber hinaus ist mein zentraler Ansatz, Alleinerzieherinnen und Alleinerziehern insofern zur Seite zu stehen, als über das Arbeitsmarktservice, über die Arbeitsmarktpolitik die Chancen der Reintegration in den Arbeitsprozeß verbessert werden. Ich bin nämlich der Ansicht, daß nicht absolute Hilfe gegeben ist, wenn versucht wird, die sonstigen Ersatzleistungen in einem gewissen Ausmaß zu erhöhen.
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