Bundesrat Stenographisches Protokoll 643. Sitzung / Seite 33

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

mittlung für verschiedene Zielgruppen, insbesondere für Kinder und Jugendliche, oder auch an die Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten für die gesamte österreichische Bevölkerung.

Das heißt, das Positive an dieser Vorlage ist die hohe Bereitschaft, sich mit den organisatorischen und finanziellen Herausforderungen zu befassen, gleichzeitig aber auch einen kulturpolitischen Auftrag für die Bundestheater zu formulieren.

Besonders ein Thema war in der Öffentlichkeit immer wieder Gegenstand von Diskussionen, und zwar der sogenannte Publikumsbeirat, mit dem ich mich – ganz ehrlich – auch nie wirklich anfreunden konnte. Ich bin aber überzeugt davon, daß mit der jetzigen Lösung, nämlich ein Publikumsforum einzurichten, das sich aus je vier Theaterbesuchern der drei Häuser zusammensetzt, die in ihrer konstituierenden Sitzung einen Vorsitzenden wählen, der dann gemeinsam mit der künstlerischen Leitung der jeweiligen Häuser regelmäßig Publikumsgespräche organisiert, eine Möglichkeit geschaffen wurde, die Publikumsgespräche zu institutionalisieren. Die Publikumsgespräche selbst halte ich für eine sehr wichtige und demokratiepolitisch günstige Möglichkeit, das Publikum einzubeziehen.

Herr Staatssekretär! Ich möchte Sie bei dieser Gelegenheit fragen, ob Sie sicherstellen können, daß diese Publikumsforen keine Möglichkeit der kulturellen Zensur darstellen, sondern sich im Gegenteil vornehmen, das Publikum verstärkt einzubeziehen und vielleicht auch eine breitere Entscheidungsfindung vorzusehen, daß aber jeder Versuch einer Zensur an den Bundestheatern hintangestellt wird.

In Summe ist diese Vorlage ein wichtiger und guter Schritt, die hohe Qualität der Bundestheater auch für die Zukunft zu sichern. Deshalb werde ich namens der sozialdemokratischen Fraktion gegen diese Vorlage keinen Einspruch erheben. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

9.59

Präsident Alfred Gerstl: Zu Wort gemeldet hat sich Herr Bundesrat Alfred Schöls. Ich erteile ihm dieses.

9.59

Bundesrat Alfred Schöls (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir heute versuchen, einer Zeitgeist-Erscheinung – ich nenne das ganz bewußt so – Rechnung zu tragen, und auch im kulturellen Bereich durch eine Ausgliederung versuchen, noch effizienter zu sein, so stimme ich dem grundsätzlich zu, weil ich glaube, daß die Politik die Verpflichtung hat, alle Möglichkeiten auszuschöpfen und auch den künstlerisch Tätigen alle nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die hohe Qualität der österreichischen Kunst und der Künstler sowie das Ansehen der Künstler über die Grenzen unseres Landes hinaus gewährleistet ist.

Das ist der Grund dafür, daß die Österreichische Volkspartei dieser Vorlage ihre Zustimmung erteilen wird.

Ich bin nicht so euphorisch wie Kollege Ludwig, der gemeint hat, daß die Ausgliederung nur Vorteile bringt. Ich glaube, daß wir uns in einer fairen Betrachtungsweise die Dinge anschauen und allen Beteiligten die Möglichkeit geben müssen, im Rahmen der neuen Spielregeln ihre Leistungen zu erbringen.

Ich mache es mir nicht so leicht, daß ich grundsätzlich alles kritisiere. Frau Kollegin Mühlwerth hat in ihrer Rede heute auf die Freiheitliche Partei bezogen gesagt: Wir machen es uns nicht leicht! Das mag schon sein, vielleicht ist es tatsächlich so, aber Sie von den Freiheitlichen machen es aufgrund Ihrer Kritik auch uns nicht leicht. Es hat nämlich einerseits Frau Kollegin Mühlwerth heute in ihrem Debattenbeitrag, in welchem sie anscheinend von nicht ganz aktuellen Beschlußlagen ausgegangen ist, kritisiert, daß die Politik und der Herr Bundeskanzler zuviel Einfluß auf die Kunst nehmen, während andererseits gestern in den Ausschußberatungen von Kollegen Gudenus immer wieder beklagt wurde, daß durch die neue Bundestheaterorganisation


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite