Bundesrat Stenographisches Protokoll 717. Sitzung / Seite 43

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gegeben: Eher gehen Katholiken und Protestanten gemeinsam in die Kirche, als dass sich Polizei und Gendarmerie in eine gemeinsame Uniform stecken lassen. Ich finde, das ist eine sehr witzige, und wahrscheinlich war es bis heute eine zutreffende Antwort. Ich gratuliere auch Herrn Minister Strasser, dass er diese Aufgabe bravourös löst. – Ich meine jetzt aber nicht die Uniformierung, sondern die Zusammenlegung.

Dieses Gesetz hat also zwei Väter und eine Mutter: Minister Strasser, Minister Platter und ab nun Ministerin Prokop. Minister Platter war heute auch der Meinung, es wird mehr Sicherheit schaffen. Ich bin überzeugt davon.

Aber jetzt zur Identität. – Muss man in der neuen Uniform wie eine chinesische Polizistin ausschauen? (Der Redner hält ein Foto mit einer Chinesin in Uniform in die Höhe. – Bundesrätin Dr. Lichtenecker: Wo ist das Problem?) Die neue Uniform unterscheidet sich nämlich gar nicht sehr stark von der einer chinesischen Polizistin, oder von einem Polizisten einer Militärdiktatur, von dem ich hier leider keine Aufnahme habe. (Bundesrat Schennach: Der Kollege hat ja gesagt, dass die chinesische Polizei bei uns in der Schulung war!) Wenn er jedoch so ausschaut (der Redner zeigt ein Foto von einem Mann in Uniform vor): Das ist ohnehin der Prototyp, aber er hat eine Figur, wie sie der durchschnittliche österreichische Polizist oder Gendarm in Zukunft nicht haben wird. Es ist, ich möchte sagen, ein männliches Mannequin, welches die Uniform hier angezogen bekommen hat. Schaut schnittig aus, mit zwei weißen Passepoils, was in Österreich absolut unüblich ist. Und das, was mich besonders stört, ist: Dass er am Kragenspiegel das, was die Gendarmerie mit Stolz seit 150 Jahren ungefähr trägt, nämlich die Fliegende Granate, nicht mehr hat. (Heiterkeit bei Bundesräten der Grünen.)

Es heißt also mit einem Wort Polizei, aber man nimmt der Gendarmerie die Mög­lichkeit, sich auch darzustellen. Hier (der Redner zeigt ein entsprechendes Foto) noch die gute alte Uniform der Gendarmerie, die von nun an ins Museum kommen wird und nicht mehr uns als Elitewachkörper Österreichs in unserem Dasein begleiten wird. (Bundesrat Schennach: Was ist die „Fliegende Granate“?)

Liebe Kollegen! Ich meine nicht, dass die Tradition stationär sein muss, insbesondere die von Uniformen. Sie hat fließend zu sein, aber angesichts dessen, was wir von der neuen Uniform hier optisch zu sehen bekommen, kann ich heute schon sagen, wir werden am Anfang glauben, es ist eine Besatzungstruppe, die uns uniformmäßig begleiten wird. (Bundesrat Schennach: Eine chinesische!)

Dieses bewusst Eine-neue-Identität-Schaffen, indem man die alte Identität abschafft, heißt doch, dass die alte Identität schlecht gewesen sein muss, und das war sie nicht! Die Gendarmen und die Polizisten haben ihre Uniformen gerne und mit Stolz getragen. Warum muss man alles abschaffen?

Ich kann nur hoffen, dass die neue Ministerin, Frau Minister Prokop, ab Mittwoch versuchen wird, österreichischen Geist in eine zukünftige neue österreichische Uniform einzuhauchen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

10.44

 


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Todt. Ich erteile ihm das Wort. – Bitte, Herr Bundesrat.

 


10.45

Bundesrat Reinhard Todt (SPÖ, Wien): Sehr verehrter Herr Präsident! Sehr verehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ganz kurz zu Herrn Gudenus. Nachdem er uns die Geschichte mit den Uniformen erzählt hat, möchte ich auch auf seine Zitate – er hat Heinz-Christian Strache zitiert – eingehen. Heinz-Christian Strache, Zahntechniker von Beruf, wurde von der FPÖ ja längere Zeit als potentieller


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