Bundesrat Stenographisches Protokoll 724. Sitzung / Seite 162

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Zu einer intensiven und ausführlichen Bildungsdebatte gehört auch die Berück­sich­tigung der Erziehungsverantwortung der Eltern. Diese möchte ich hier schon auch einbinden. Und ich möchte auch dem Motto „Mehr Schule und weniger Familie“ eine Absage erteilen, auch in Anlehnung an das vorhin Gesagte. (Bundesrätin Lueger: Eine Frau hat schon einen Anspruch, arbeiten zu gehen!) – Ja, ja. Das spricht ja nicht ... (Bundesrätin Bachner: Na, „halbtags reicht ja auch“! „Halbtags reicht doch auch!“)

Im neuen Schulpaket wird also eine Reihe von Schwerpunkten gesetzt; es gibt da eine umfangreiche Liste. – Ich weiß, es tut immer sehr weh, wenn ich hier gegen die Ganztagsschule rede. Das schmerzt die Sozialdemokratie immer besonders. Ich weiß, da kommt immer ein Aufschrei. (Bundesrätin Bachner: Da gibt es bei euch auch wen, den es schmerzt! Den kenn’ ich!)

Im neuen Schulpaket sind also zahlreiche Schwerpunkte enthalten – ich könnte jetzt eine umfangreiche Liste aufführen. Viele dieser Dinge sind bedarfsgerecht, sowohl was das Tagesbetreuungsangebot anlangt als auch den Förderunterricht. Ich erspare es mir jetzt aus Zeitgründen, alle Punkte dieser Liste anzuführen. Einige Dinge sind ja auch von der Vorrednerin schon genannt worden.

Starke fordern, Schwache fördern! – Das muss ein grundlegender pädagogischer Auf­trag an die Schule sein und ist auch ein elementares Prinzip jedes Unterrichts. För­derung wird sich daher nach den Bedürfnissen der Kinder richten. Die – schon vor Jahren erfolgte – Einführung des Frühwarnsystems hat sich an und für sich gut bewährt. Die Zahl der Klassenwiederholungen ist stark zurückgegangen. Dieser positive Trend – das muss man auch sagen – ist auch auf die gute Arbeit der Lehrerin­nen und Lehrer zurückzuführen. Neue Unterrichtsmethoden werden angewandt, und so wird besser auch auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingegangen.

Die generelle Einführung der 5-Tage-Woche ersetzt Gott sei Dank bürokratische Abläufe. Die schulpartnerschaftlichen Beschlüsse fallen weg. Familien oder Allein­erziehende erhalten durch das längere Wochenende mehr Zeit füreinander. Wir haben österreichweit auch einen einheitlichen Standard. Sollte es wirklich zwingend not­wendig sein, regional Ausnahmen zu machen, dann ist auch das möglich.

Als sehr wichtig erachte ich auch die Fortführung der besonderen Ausbildung der Führungskräfte. Anforderungen an Schulleiter oder Führungspersonen im Schul­management haben sich gewaltig geändert, sei es fachlich, im gesamten EDV-Bereich – ich denke da zum Beispiel an all die SOKRATES-Programme und vieles andere mehr –, sei es im Hinblick auf pädagogische Qualifikationen oder gerade auch, was die Konfliktlösungskompetenz betrifft. Letztere ist besonders wichtig in einer führenden Position.

Die Leadership-Akademie als österreichweites institutionsübergreifendes Qualifizie­rungs­projekt ist äußerst gewinnbringend und fruchtbar, und somit ist ihre Fortführung sehr zu befürworten.

In der Bildungspolitik kann man nicht alles auf einmal ändern. Das ist nicht möglich und auch nicht zielführend. Ich glaube, dass schrittweise Veränderungen, wie sie jetzt geschehen, mit Neuentwicklungen umso wichtiger sind, und sie sind in diesem Um­fang, gerade was dieses Schulpaket anlangt, sehr zu begrüßen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

18.29


Präsident Peter Mitterer: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesrätin Kerschbaum. – Die Reihenfolge der Redner musste getauscht werden, um die Abwechslung zwischen Pro- und Kontra-Rednern einzuhalten.

Ich darf Frau Bundesrätin Kerschbaum das Wort erteilen.

 


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