13.43

Bundesrat Bernhard Hirczy (ÖVP, Burgenland): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Vor dem Sommer gab es Prognosen in Richtung Worst-Case-Szenario in puncto Lehre. Wir haben darüber diskutiert, sodass das Szenario durch das Bündeln von gemeinsamen Kräften verhindert werden konnte, durch Synergien zwischen Wirtschaft und Politik.

Für unsere Lehrlinge und auch für unsere Ausbildungsbetriebe gibt es viel Rückenwind, und ich sehe Positives. Egal, ob es sich um die Arbeiterkammer, um die Industriel­lenvereinigung oder auch die Wirtschaftskammer handelt, wir alle wollen das Beste für unsere Lehrlinge. In der Sache sind wir uns einig, im Detail darf geredet und diskutiert werden. Wir wollen Vorschläge gemeinsam erarbeiten. Ich habe heute auch den Redebeitrag von Kollegen Kaske sehr positiv aufgenommen, denn ich denke, dass der gemeinsame Schulterschluss über Parteigrenzen hinweg in der Sache der richtige Weg ist.

Bildung, Ausbildung und Qualifikation zählen zu den wertvollsten Standortvorteilen von Österreich. Bildung fördert aber nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch den sozialen Zusammenhalt und eine positive gesellschaftliche Entwicklung. Ich darf daher festhalten: Die Lehre, die duale Ausbildung, ist eine sehr wichtige Ausbildungsform in Österreich – eine Ausbildungsform, um die uns viele Länder beneiden, ein Erfolgs­modell, welches für ganz Europa Vorbild ist.

Faktum ist: Wir brauchen geeignete Fachkräfte, Österreich braucht Facharbeiter für seine Betriebe. Burgenlands AMS-Chefin Helene Sengstbratl hat dies bestätigt. Die Industrie benötigt Lehrlinge. Wir kämpfen mit einem Facharbeitermangel; speziell in der metallverarbeitenden Industrie werden Personen gesucht. Wir benötigen daher junge Menschen, die den Weg vom Lehrling zum Facharbeiter oder zum Meister gehen wollen, die den Weg vom Lehrling zum Unternehmer oder den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen. Dem entwachsen in Zukunft wiederum Ausbildungsstätten und Ausbild­ner, und dadurch werden auch in Zukunft neue Arbeitsplätze geschaffen.

Dank unserer vielen Betriebe und wichtiger Maßnahmen der Bundesregierung konnte Schlimmeres verhindert werden. In Österreich sind derzeit circa 100 000 junge Men­schen in der dualen Ausbildung, rund ein Drittel davon im ersten Lehrjahr. Die Zahl der Betriebe, welche Lehrlinge ausbilden, und die Zahl der Lehrlinge sind grundsätzlich stabil. Ein minimaler Rückgang ist zu bemerken, und es gibt regionale Ausreißer, aber ich denke, im Sinne der Wienwahl wollen wir diese Zahlen nicht überstrapazieren.

Es ging in der Coronakrise um dezidierte Anreize für Betriebe. In dieser aktuell sehr schwierigen Zeit ist es wichtig, jungen Menschen eine Lehrstelle bieten zu können. Eine wichtige Maßnahme war daher der Lehrlingsbonus mit bis zu 3 000 Euro pro Lehrling. Dieser Bonus wurde bereits knapp 8 000 Mal von den Betrieben beantragt. Die Verlängerung der Kurzarbeit für Lehrlinge bis zum 31. März 2021 ist eine ebenso wich­tige Maßnahme und sorgt für mehr Planungssicherheit für viele junge Menschen.

Im Herbst gab es österreichweit circa 10 000 Lehrstellensuchende und circa 12 000 of­fene Lehrstellen, somit ein Delta von rund 2 000 Stellen.

Vielleicht ist gerade jetzt die Zeit für junge Menschen gekommen, die Chance beim Schopf zu packen. Vielleicht bedarf es auch eines Motivationsschubs in der Gesellschaft und in der Familie. Es geht um das Image und um den Stellenwert der Lehre. Es gibt großartige Chancen in puncto Ausbildung in unseren heimischen Betrieben. Wir be­nötigen entsprechende Facharbeiter, und auf diese Ausbildung kann man sein Leben lang stolz sein.

Ich persönlich bin stolz auf unsere vielen, vielen jungen Menschen, die den Weg vom Lehrling zum Facharbeiter gehen. Ich hoffe daher heute auf eine breite Zustimmung zu diesem Antrag. Setzen wir gemeinsam ein starkes Signal für unsere Lehrlinge, für unsere Facharbeiter von morgen! (Beifall bei der ÖVP.)

13.48

Präsidentin Dr. Andrea Eder-Gitschthaler: Ich begrüße Frau Bundesministerin Dr. Margarete Schramböck sehr herzlich bei uns im Bundesrat. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Lackner.)

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Nicole Riepl. – Bitte, Frau Bundes­rätin, ich erteile es Ihnen.