9.55

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte doch kurz auf meine Vorredner eingehen, denn man kann, glaube ich, manches nicht ganz so stehen lassen. Zum einen finde ich diesen Vergleich mit einem Fußballspiel – Kampf wir gegen Virus, und das Ganze 3 : 0 zu nennen – einfach unpassend, es tut mir leid.

Ich finde, wenn man gegen einen Virus kämpft (Zwischenruf des Bundesrates Span­ring), dann ist es nicht wie bei einem Fußballspiel, bei dem zwei gleich starke Mann­schaften aufeinandertreffen würden. Ich würde wirklich darum bitten, von diesem Bild wieder Abstand zu nehmen, denn das ist nicht das Spiel, das wir jetzt spielen. (Zwi­schenruf des Bundesrates Steiner.) Das Spiel, das wir jetzt spielen, ist, dass wir gegen ein Virus kämpfen müssen. Das tun wir auch gemeinsam, hoffe ich. Der Herr Vizekanzler hat ja auch gesagt, welche Initiativen bei diesem Sportgipfel dabei waren. Es ist auch gut, dass wir daran gemeinsam arbeiten; aber das Ganze sozusagen als ein Fußballspiel darzustellen, finde ich einfach nicht gut, es tut mir leid.

An die FPÖ: Also ein normales Leben wollen wir alle, Herr Kollege Leinfellner. (Bundes­rat Steiner: Das kommt mir nicht so vor!) Der Weg dorthin ist wirklich ein ganz schwie­riger. Da gibt es halt manche, der Herr Vizekanzler hat es gesagt, die Verantwortung übernehmen; und es gibt eine Verantwortungslosigkeit. Eine Verantwortungslosigkeit ist es, mit Menschen, die das Coronavirus überhaupt leugnen, auf die Straße zu gehen. (Die BundesrätInnen Steiner und Steiner-Wieser: Also doch Gut und Böse!) Es ist ver­antwortungslos, mit Menschen auf die Straße zu gehen, die die Coronamaßnahmen mit dem Holocaust vergleichen. (Bundesrat Steiner: Also doch Gut und Böse!) Es tut mir leid. (Beifall bei Grünen und ÖVP.) Es ist verantwortungslos, Testen als Testwahnsinn zu bezeichnen. (Bundesrätin Steiner-Wieser: Ist ja ein Wahnsinn!)

Entschuldigung, jetzt erzähle ich euch einmal etwas: Ich komme – hören Sie mir zu! – aus einer Community, die auch mit einem Virus leben muss. Das ist zwar nicht auf die­selbe Weise, über Aerosole, übertragbar und nicht so gefährlich wie das Coronavirus, aber als ich in den Achtzigerjahren in die LGBT-Community gekommen bin, sind reihen­weise Freunde von mir gestorben. (Bundesrat Steiner: Was hat das jetzt damit zu tun? – Bundesrätin Steiner-Wieser: An was sind die gestorben?)

Wir haben eine hervorragende Medizin, wir haben eine hervorragende Wissenschaft, die Medizin finden konnte, die Therapien - - – Ja, Sie lachen (Bundesrätin Steiner-Wieser: Nein! Ich ...!), Sie lachen, aber dabei geht es um Menschenleben. Wir haben eine hervor­ragende Medizin, eine hervorragende Wissenschaft, die Medizin entwickelt hat – leider in diesem Fall keine Impfung; wir haben ja das Glück, dass wir gegen Corona jetzt eine Impfung haben –, die sogar eine Prophylaxe entwickeln konnte, so gescheit ist die Wis­senschaft. Das haben wir nicht den Verschwörungstheoretikern oder den Virenleugnern zu verdanken. Die großen Probleme, die wir in der Community hatten, gingen von den­jenigen aus, die nicht testen gegangen sind! (Zwischenruf des Bundesrates Ofner.) Das war immer unser Problem: diejenigen, die den Kopf in den Sand stecken, so tun, als gäbe es dieses Virus nicht, und es verleugnen. Diejenigen sind es auch, die dieses Virus nach wie vor, bis heute, verbreiten.

Deswegen finde ich es absolut verantwortungslos, hier so zu tun, als wäre ein Test ein Wahnsinn – Testwahn, allein dieses Wort! (Bundesrat Ofner: Na so wie ihr es macht, ist es ein Wahnsinn!) Es tut mir leid, das geht so nicht. (Bundesrätin Steiner-Wieser: Also Fußball spielen ...!) Das geht so nicht!

Was ich allerdings schon sagen möchte – weil ihr ja auch so gerne Patrioten seid –: Ich glaube an die Kraft des Sports in Österreich, übrigens auch an die der Wirtschaft und der Kultur. Es gibt hervorragende Menschen in diesem Land, die Verantwortung über­nehmen, die wissen, dass wir jetzt zusammenhalten müssen, dass wir, um dieses Virus zu bekämpfen, physisch auf Distanz gehen müssen und nicht alles tun können, was wir gerne tun würden. Die meisten wissen es, und manche halt leider nicht.

Es gibt super Initiativen, die auch zu diesem Come back stronger gehören, zum Beispiel, dass sich Menschen in Parks treffen, und zwar in ganz Österreich, von Vorarlberg bis ins Burgenland und von Niederösterreich bis Kärnten, und dort gemeinsam Sport ma­chen. (Bundesrat Steiner: Und am Fußballplatz ist es verboten! Wo ist der Sinn?) Es gibt hervorragende Initiativen, die unsere Kinder zum Bewegen animieren, auch in der Pandemie, weil man sich draußen bewegen darf.

Es ist ja nicht so, dass es ein Sportverbot gäbe. Man darf sich zu Hause - - (Bundesrat Steiner: Und am Fußballplatz ist es verboten! Überleg einmal! So ein Schwachsinn!) – Ja, aber man darf draußen laufen gehen, man darf wandern gehen, man darf Rad fahren. Man darf sehr viele Sportarten machen, es gibt die Möglichkeit. Entschuldigung, ich gehe auch gern ins Fitnessstudio! Wissen Sie, wie sehr ich mein Fitnessstudio vermisse? – Sehr. Ich weiß aber, dass es Möglichkeiten gibt, auch zu Hause zu trainieren. Es gibt Thera-Bänder, es gibt Bänder, es gibt Matten, es gibt Gymnastikbälle, es gibt auch super Apps, und es gibt sogar Zoom-Gruppen – mein Fitnessstudio bietet das auch an, und das ist super –, bei denen gemeinsam Sport gemacht wird.

Ich glaube an die Kreativität der Menschen in Österreich. Ich glaube an unser Come­back. Ich glaube an Menschen, die bereit sind, die Maßnahmen zu verstehen und zu­rückzukommen, und zwar stärker, als ihr alle glaubt. (Beifall bei Grünen und ÖVP.)

10.01

Präsident Mag. Christian Buchmann: Nächster Redner ist Bernhard Hirczy. – Bitte, Herr Bundesrat.