16.51

Bundesrätin Klara Neurauter (ÖVP, Tirol): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseher und Zuhörer hier und zu Hause! Also mit Enkelkindern kann ich leider nicht dienen (Bundesrat Schennach: Nein - -!), aber Sie wissen alle, ich bin bei den Senioren tätig. Ich gehöre selber schon dazu und bin im Seniorenbund in Tirol. (Bundesrat Kornhäusl: Das sieht man nicht!) – Ja, Gott sei Dank, danke schön!

Das Erste, was ich sagen möchte, ist, dass kein Mensch den Hausarzt abschaffen will. Das Problem ist ja, dass wir eben Hausärzte bräuchten, dass wir sie vermis­sen und deswegen zu diesen Primärversorgungszentren kommen.

Gerade Senioren, ältere Menschen brauchen eine Sicherheit im Bereich der ärztlichen Versorgung. Sie brauchen das Gefühl, dass sie, wenn etwas passiert, rasch Hilfe bekommen, und das nicht nur von Montag bis Freitag vielleicht von 8 bis 12 Uhr, sondern von Montag bis Samstag auch in den Tagesrandzeiten, vielleicht sogar von 7 Uhr bis am Abend. Für ältere Menschen ist einfach diese Sicherheit, dass sie im Notfall auch wirklich Hilfe erfahren, wichtig für ihre Lebensqualität. (Unruhe im Saal.)

Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Darf ich der Fairness halber (in Richtung SPÖ) um eine gewisse Ruhe im Saal bitten? – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

Bundesrätin Klara Neurauter (fortsetzend): Ich spreche mich vehement für Primärversorgungseinheiten aus, weil sie eben auch zu Tagesrandzeiten offen haben, vielleicht von 7 Uhr früh bis 7 Uhr am Abend oder von 8 Uhr früh bis 8 Uhr am Abend, und das von Montag bis Samstag, sodass nicht nur ältere Menschen, sondern auch Familien mit Kindern die Sicherheit haben, dass sie, wenn sie in der Nähe eines Primärversorgungszentrums wohnen, auch zu Tagesrandzeiten gute ärztliche Versorgung haben.

Da geht es nicht nur um einen Arzt. Primärversorgungszentren haben ja meist mehrere Ärzte, aber auch Physiotherapeuten, Psychotherapeuten, Diätologen, bis zum Wundmanagement beziehungsweise Communitynurses – alles, was an Notwendigkeiten gegeben ist, ist da vorhanden. Wichtig sind vor allem wie schon gesagt die ausgeweiteten Ordinationszeiten.

Wenn ich an mein Heimatbundesland Tirol denke, so muss ich leider konsta­tie­ren, dass wir dort noch kein einziges Primärversorgungszentrum haben. Ich kann aus meiner Sicht nicht beurteilen, woran es liegt. Liegt es an der Ärztekammer, liegt es an der Österreichischen Gesundheitskasse? Liegt es an anderen Stake- und Shareholdern? Es ist jedenfalls bis jetzt nicht möglich gewesen, eine Primär­versor­gungseinheit zu schaffen. Gerade wir von den Senioren, vom Tiroler Seniorenbund, sind in jeder Weise darum bemüht, dafür zu sorgen, dass so eine Primärversorgungseinheit eröffnet wird.

Es geht um ärztliche Hilfe, es geht aber auch um diese Sicherheit: Selbst wenn der Arzt nicht persönlich anwesend ist, es sind Therapeutinnen oder Therapeuten anwesend, sodass man immer weiß: Irgendeinen Rat und Hilfe bekommt man, und man kann dort sicher sein.

Kein Mensch will wie gesagt den Hausarzt vertreiben, sie werden aber einfach weniger, und deswegen müssen wir zu anderen Mitteln greifen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit aber auch – wie schon ein, zwei Kollegen vor mir – den Ärzten, die bisher versucht haben, allen Anforderungen gerecht zu werden, obwohl sie Einzelkämpfer waren, von Herzen danken. (Beifall bei der ÖVP.)

Gesundheitliche Probleme kommen gerade im fortgeschrittenen Alter leider öfter vor. Ich denke da auch an Großeltern – weil Sie sie vorhin angesprochen haben –, die nicht nur für sich, sondern auch für ihre Enkelkinder oder andere Familien­mitglieder die Sorge haben, dass man keinen Arzt mehr findet. Primär­ver­sorgungs­zentren sind da eine ausgezeichnete Möglichkeit, diese Versorgung sicherzu­stellen. Ich kann Sie nur bitten, diesem Gesetz zuzustimmen, weil es für uns alle, für die gesamte Bevölkerung, von großem Vorteil ist.

Ich bitte also noch einmal: Denken Sie daran, dass es nicht darum geht, irgend­einen einzelnen Arzt zu verunglimpfen oder ihn womöglich zu vertreiben, sondern es geht darum, dass gerade auch die nachfolgenden jungen Ärzt:innen die Work-Life-Balance haben können, die sie wollen, aber auch brauchen, weil sie ja meistens eine Familie haben und nicht in dieser Weise zur Verfügung stehen können, wie es Hausärzte früher konnten. Mit diesen Primärversorgungs­zentren sind wir sicher, dass wir in eine gute Zukunft gehen. Bitte stimmen Sie zu! (Beifall bei der ÖVP.)

16.57

Vizepräsidentin Doris Hahn, MEd MA: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Marco Schreuder. – Bitte, Herr Bundesrat.