Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 104. Sitzung / Seite 42

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eine Selbstverständlichkeit sein wird, so wie in der amerikanischen, der belgischen oder auch der deutschen Armee.

Auch in Deutschland ist der Zugang für Frauen auf bestimmte Bereiche beschränkt, so wie bei uns bis jetzt noch der Zugang zur Miliz ausgeschlossen ist, und auch in der Schweizer Armee gibt es nur ganz bestimmte Bereiche, die Frauen zugänglich sind. Es gibt etliche Staaten, in denen es derartige Beschränkungen gibt. Das heißt, Österreich unterscheidet sich da in keiner Weise negativ von den anderen Staaten, sondern ganz im Gegenteil: Wir bieten sogar mehr Möglichkeiten als die meisten anderen Staaten an. Das wollen wir auch und werden das mit aller Konsequenz durchsetzen, so wie sich die Frauen durchgesetzt haben mit ihrer Konsequenz bei der Verfolgung des Zieles, auch das österreichische Heer und damit das Feld der Sicherheit für Österreichs Frauen für die Zukunft zu öffnen! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Hums. )

11.25

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

11.25

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Einige kurze Anmerkungen. Zunächst sei im Anschluß an die Ausführungen des Herrn Bundesministers in Erinnerung gebracht, wie schwierig der Weg von Gabriele Possanner bis zum Frauenausbildungsgesetz tatsächlich war. Es ging um die Verweigerung des Zuganges zum Beruf. Im Anschluß an das seinerzeitige Begehren von Possanner hat ein hoher Vertreter der hohen Schulen gefragt: Wo kämen wir denn hin, wenn Frauen Ärztinnen, Anwältinnen, Generalinnen und Priesterinnen werden wollten?! – Herr Bundesminister! Sie haben einen Schritt dazu beigetragen, daß wir Punkt eins, zwei und drei erfüllt haben – vier noch nicht, da gibt es eine andere Zuständigkeit! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dipl.-Ing. Schöggl: Bischöfe!)

Noch kurz zu den Vorrednern der Oppositionsparteien, speziell zu Frau Mag. Kammerlander, die sich schon von dieser Debatte zurückgezogen hat. Ich halte es nicht für sehr mutig, im Grunde das Bundesheer abzulehnen, aber hier so zu tun, als wäre an dieser Regierungsvorlage, an diesem Gesetz irgend etwas zu bemängeln, nur um nicht "Ich lehne es grundsätzlich ab!" sagen zu müssen. Ich halte das nicht für sehr mutig. Und noch etwas: Ich gehe nicht davon aus, daß das Bundesheer mit dem Eintritt der Frauen sehr bald zu einem kuschelpädagogischen, gruppendynamischen Seminar werden wird. (Heiterkeit.) Uns steht vielmehr ein langer Transformationsprozeß vom Heer zu einer echten Berufsorganisation bevor. – Soviel sei dazu gesagt.

Zusammenfassend darf ich sagen: Ich freue mich, daß Österreich im Konzert mit europäischen und anderen Streitkräften nun auch den Frauen den Zugang zum Heer als Berufschance und nicht als Wehrverpflichtung ermöglicht, und sich damit abgrenzt etwa vom Modell Deutschland, wo die Frauen für den Musik- und den Sanitätsdienst zugelassen werden – hauptsächlich Sanität und wenig Musik; ich habe mich erkundigt –, und von Israel, wo es einen verpflichtenden Wehrdienst für Frauen gibt.

Österreich bewegt sich da durchaus auf europäischem Niveau. Ich denke, daß unser Weg ein guter Weg ist und, Frau Mag. Kammerlander, im wesentlichen auch in der Micewski-Studie empfohlen wird. (Die Rednerin hält ein Buch in die Höhe.) Ich weiß nicht, ob ich angesichts der knappen Redezeit noch dazu kommen werde, Ihnen die entsprechende Passage vorzulesen.

Ich frage mich auch: Wo liegt noch eine weitere Chance beziehungsweise Notwendigkeit für Frauen? – Wir stehen heute vor anderen Bedrohungsszenarien, als sie noch vor kurzer Zeit gegeben waren. "Die Situation ist gekennzeichnet" – um mit Micewski, dem Studienautor, zu sprechen – "nicht mehr durch eine potentielle Konfrontation zweier antagonistischer militärischer Blocksysteme, sondern" – ich zitiere weiter – "zahlreiche instabile Zonen und Konfliktregionen, sodaß wir daher von multidimensionalen Herausforderungen und diversifizierten Bedrohungsspektren sprechen können." – Ende des Zitats.

Meine Damen und Herren! Das eröffnet den Frauen – wenn auch anfangs wahrscheinlich nur wenigen – die Chance, mit all ihrer Kompetenz in diesen Bedrohungsspektren zu arbeiten, und


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