Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 124. Sitzung / Seite 53

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politik gilt, daß die Welt nicht nur aus Europa besteht, und deshalb muß auch dringend in den kulturellen Austausch mit nichteuropäischen Ländern investiert werden.

Unser Interesse an internationaler Zusammenarbeit darf sich nicht nur auf den internationalen Handel beschränken. Wenn wir tatsächlich Interesse an Internationalität und Offenheit haben, dann muß dieses Interesse den kulturellen Austausch miteinschließen.

Da Auslandskulturpolitik mehr ist als ein paar Auftritte der Wiener Philharmoniker, der Staatsoper oder der Wiener Sängerknaben, haben die Kulturinstitute einen vielen weiteren Auftrag als die gelegentliche Präsentation glamouröser Highlights. Sie haben die Kontinuität und Vielfalt der künstlerischen und kulturellen Entwicklungen Österreichs zu zeigen und zu vermitteln. Auch wenn immer wieder kritisiert wird, daß die Administration der Auslandskulturpolitik vergleichsweise hohe Kosten verursacht, halte ich die Einschränkung oder gar den Verzicht auf Kulturinstitute für die falsche Lösung.

In diesem Zusammenhang möchte ich kurz auf das Österreichische Kulturinstitut in New York zu sprechen kommen. (Abg. Dr. Gredler: Das ist eine Fata Morgana!) Es ist dringend notwendig, nun endlich mit dem Bau zu beginnen. Nach dem spektakulären Architektenwettbewerb für den Neubau des Kulturinstitutes, an dem sich 226 Architekten beteiligt haben, und nachdem es jetzt schon eine internationale Ausstellung gibt, in der 50 der eingereichten Modelle gezeigt werden, sind die Ausschreibungsmodalitäten noch immer nicht fertig. Sie werden – so hat uns der Herr Außenminister im Ausschuß berichtet – demnächst endlich fertig sein und in Angriff genommen werden. (Abg. Dr. Gredler: Keine Fata Morgana!) Wir verlassen uns darauf und hoffen, daß es bald soweit sein wird.

Am Rande bemerkt: Auch der Staff des Kulturinstituts in New York ist in seinem Ausweichquartier, in dem er sich jetzt fast schon drei Jahre lang befindet, offensichtlich ein bißchen entnervt und lädt per Internet etwa zum Besuch der renommierten österreichischen Bibliothek mit den Worten ein: Besuchen Sie uns. Wir haben noch unsere Bibliothek, auch wenn ein Teil davon in Kisten liegt.

Das Österreichische Kulturinstitut in New York gibt es seit 35 Jahren. Es war immer und ist nach wie vor ein traditionsreiches und bewährtes Standbein der österreichischen Auslandskulturpolitik. Die derzeitige Nichtbehandlung kommt bald einer Amputation gleich, und das schadet dem Ansehen Österreichs. Man kann es denen nicht verdenken, die diese Nichtbehandlung – ich möchte sagen: richtigerweise – als Desinteresse interpretieren.

Meine Damen und Herren! Wir von der sozialdemokratischen Fraktion bekennen uns zu einer Auslandskulturpolitik, die ein ernsthafter und ernstgenommener Bestandteil der Außenpolitik ist. Geld und finanzielle Mittel, die in eine sinnvolle Auslandskulturpolitik fließen, sind – das ist unsere Meinung – im Sinne Österreichs gut angelegt. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.33

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Petrovic. (Abg. Dr. Petrovic ist in ein Gespräch vertieft.) Frau Abgeordnete, machen Sie jetzt von Ihrer Wortmeldung Gebrauch oder nicht? (Abg. Dr. Petrovic eilt zum Rednerpult.)

12.33

Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Hohes Haus! Zwei kurze Vorbemerkungen, danach mein Hauptthema.

Zu den Vorbemerkungen: Meine Kollegin Gabriela Moser hat schon ausführlich Stellung genommen zur Bedeutung der Außenpolitik in ökologischer Hinsicht, was die Abwendung von Gefahren für Österreich betrifft. Ich freue mich über den Fünfparteienantrag in Sachen Temelin, füge aber hinzu – das ist mir sehr wichtig, Frau Staatssekretärin! –, daß gerade wir Österreicherinnen und Österreicher nicht als diejenigen wahrgenommen werden dürfen, die mit dem Zeigefinger warnend und mahnend an die Reformstaaten herantreten. Wir sollten in den EU-


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