Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 141. Sitzung / 137

beschäftigt. Ich kann Ihnen sagen, wir haben in den letzten Jahren mit viel zuviel Optimismus junge Leute zu Ausbildungen animiert, die ihnen in Wirklichkeit dann nicht jene Möglichkeiten eröffnet haben, die sie sich vorgestellt hatten.

Ich kann Ihnen sagen, wir haben im Betrieb der Lenzing AG vier junge Leute in diesem Lehrberuf ausgebildet. Keiner der vier konnte im Betrieb einschlägig Verwendung finden – alle sind in der Produktion gelandet.

Ich möchte also vor überzogenen Vorstellungen und Optimismus warnen, was diese ganze Palette an Ausbildungen in diesen Umweltberufen betrifft, von denen es bereits sehr viele gibt. Ich verweise für alle Interessierten auf drei wirklich sehr gute Broschüren der Oberösterreichischen Umweltakademie: "Umweltschutz als Beruf nach der Matura", "Nach dem Studium – berufsbegleitende Weiterbildung" und "Umweltschutz als Beruf nach der Pflichtschule". Man sieht also, welche Palette es gibt, aber, meine Damen und Herren, machen wir uns nichts vor: Es gibt eben nicht die notwendigen Arbeitsplätze dafür. Hier sollten wir aufpassen.

Daher war ich und bin ich nach wie vor der Meinung, daß man auch bei diesem Beruf des Recycling- und Entsorgungstechnikers eher eine Ausbildung auf der Basis eines Chemiewerkers, eines Schlossers hätte anstreben sollen – ich meine, Chemiewerker wäre gut gewesen –, damit der junge Mann, die junge Frau, die diese Ausbildung macht, gleichzeitig auch ein anerkanntes Zeugnis als Chemiewerker besitzt, um bessere Möglichkeiten im Berufsleben zu haben.

Ich habe mir die Zahlen angeschaut und kann Ihnen sagen, es sind ganz wenige Lehrplätze bisher angeboten worden. Laut Entschließung sollen wir nach drei Jahren einen Bericht bekommen, und dann wird es interessant werden. Ich aber glaube – ich hoffe, mich da zu täuschen, Herr Bundesminister –, daß dieser Durchbruch, den wir oder einige mit dieser Trennung und Spezialisierung zu erreichen geglaubt haben, nicht gelingen wird. Die jungen Leute werden spezialisiert in einem Bereich ausgebildet, für den es gar nicht so viele Firmen gibt. Wir können nur hoffen, daß von seiten der öffentlichen Hand wieder mehr Geld dafür vorhanden ist, um beispielsweise bei allen Bezirkshauptmannschaften Umwelttechniker vor Ort – ähnlich den Arbeitsinspektoren – einführen zu können. Das würde uns Luft verschaffen, betrifft aber eher jene Leute, die nach einer Matura eine Zusatzausbildung machen. Momentan schaut es nicht so aus, als daß sehr viele diese Lehrberufe ergreifen würden. Ich warne also davor, allzugroße Hoffnungen in diesen Bereich zu setzen.

Zur Ausbildung generell nochmals: Ich glaube, daß der Weg dieser "Schmalspurausbildungen" in Lehrberufen, den wir derzeit, von der Wirtschaft stark forciert, gehen, eher zu verkappten Hilfsarbeitern führen wird und daß dieser Weg nicht richtig ist. Und was den Lehrberuf des Recycling- und Entsorgungstechnikers betrifft, den Barmüller angesprochen hat und für den er eine Verbesserung erreichen will, glaube ich, daß wir mit der Verordnung einen falschen Weg gegangen sind. (Beifall bei der SPÖ.)

18.33

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt jetzt Herr Abgeordneter Mag. Barmüller. – Bitte, Herr Abgeordneter.

18.33

Abgeordneter Mag. Thomas Barmüller (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich danke für die inhaltliche Diskussion, die es über diese Anträge auch im Umweltausschuß gegeben hat, kann aber dennoch nicht umhin, klarzulegen, daß die Liberalen die Lösung, die gefunden worden ist, nicht mittragen werden, und zwar deshalb nicht, weil wir von der Problemlage ausgegangen sind, daß Personen, die sich in Umschulung befunden haben und zum Recycling- und EntsorgungstechnikerIn ausgebildet worden sind, am Ende der Umschulung erkennen mußten, daß sie nicht beschäftigbar sind. Das war etwas, was sie am Beginn der Ausbildung nicht erwartet haben und was ihnen auch so nicht gesagt worden ist.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite