Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 145. Sitzung / 78

Darum bin ich es eigentlich leid, daß erstens diese angeblich so wichtige Frage vor fast leerem Saal rein geschäftsordnungsmäßig heruntergespult wird. Denn mit wenigen Ausnahmen – Kollege Peter ist eine solche; er ist auch persönlich davon betroffen – erlebt man nichts von Emphase, Begeisterung und Leidenschaft bei diesem Thema. Dabei geht es aber doch um einen ganz wichtigen wirtschaftlichen Bereich!

Es nützt auch wenig, solange die Menschen, die uns hier zuschauen und beobachten, das Gefühl haben müssen, das interessiert weder die Leute hier herinnen noch die in der Regierung, die zwar immer wieder die mißliche Lage im Tourismus beklagen und monieren, aber wenig Bereitschaft zu deren Veränderung zeigen.

Herr Minister! Ich würde mir in dieser Hinsicht klarere Konzepte nicht nur von Ihnen als Tourismusminister, sondern von der Bundesregierung insgesamt erwarten. (Beifall bei den Grünen.)

13.11

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Steindl. – Bitte.

13.11

Abgeordneter Mag. Franz Steindl (ÖVP): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Der Tourismusbericht 1997 steht zur Debatte, und ich möchte eingangs zur Vorlage selbst etwas sagen. Der Bericht ist sehr detailliert gegliedert, übersichtlich und ohne Substanzverlust einfach zu lesen. Ich möchte als positiv anmerken, daß der Herr Minister, bevor dieser Bericht verfaßt wurde, die Tourismussprecher aller Parlamentsfraktionen eingeladen hat, bestimmte Schwerpunkte zu setzen. Diese sind eingearbeitet worden. Das zeigt, daß Herr Minister Farnleitner mit dem Parlament sehr flexibel kooperiert, und das ist, wie ich meine, gut so. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir wissen, daß die Tourismuswirtschaft zu einem erheblichen Teil von der internationalen Wirtschaftslage abhängig ist. Viele Dinge sind sicherlich hausgemacht, aber man darf nicht verhehlen, daß die internationale Wirtschaftslage in diesen Bereich stark hineinspielt. Deshalb ist es an der Zeit, die herkömmlichen Kennzahlen, die wir immer wieder statistisch verwenden – die Zahl der Ankünfte, der Nächtigungen und so weiter; der Herr Minister ist auch schon darauf eingegangen –, eher in den Hintergrund zu rücken. Sie sind meiner Meinung nach nicht mehr aussagekräftig. Man müßte die Wertschöpfungszahlen stärker berücksichtigen – etwa den Umsatz und das Preis/Leistungsverhältnis –, denn es zeigt sich ein Trend zu häufigeren und kürzeren Reisen, zu spontanen Reisen, das heißt, die Zahl der Ankünfte steigt, jene der Nächtigungen sinkt. Daher ist es an der Zeit, neue, bessere Maßstäbe zu normieren.

Zur Tourismusstruktur. Man muß, wenn man diesen Tourismusbericht durchliest, auch einsehen, daß der Bund nur Rahmenbedingungen schaffen kann, denn die Handlungsfelder im touristischen Bereich liegen nicht auf Bundesebene, sondern in jeder einzelnen Region, also bei uns selbst. Ein Sprichwort sagt: Den schwierigsten Weg, den ein Mensch zurücklegen kann, ist jener zwischen Vorsatz und Durchführung. – Es liegt nicht am Ministerium oder an der Bundesregierung, sondern es liegt sehr oft an den verschiedenen Regionen, was man dort jeweils aus dem Tourismus macht. Natürlich müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen, und ich möchte nunmehr auf einige Problemkreise, die heute schon erwähnt wurden, eingehen.

Problemkreis Eigenkapitalbasis. Die Betriebe kämpfen schon sehr lange gegen eine Eigenkapitalauszehrung. Diese ist besorgniserregend, weil die Betriebe dadurch dem Konkurrenzdruck mehr und mehr machtlos gegenüberstehen. Der Erneuerungsbedarf im Tourismusbereich ist inzwischen kaum mehr finanzierbar.

Das führt natürlich zum zweiten Problem, nämlich zur Betriebsnachfolge. Diesbezüglich gibt es im Bericht ein Befragungsergebnis vom Fessel-Gfk-Institut, das eindeutig belegt, daß schon sehr viele Betriebe, nämlich 24 Prozent, an eine Schließung denken oder gedacht haben. Und von diesen Betrieben meinen wiederum 47 Prozent, auf ihre Zukunftspläne angesprochen, das


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