Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 226

wirklich weit mehr einmischen als bisher und daß Sie versuchen, auch als Landwirtschaftsminister auf Verkehrsprojekte oder auch auf Projekte, die den Wirtschaftsminister betreffen, einzuwirken.

Die von Kollegen Smolle angesprochene Frage der Spanplattenverordnung ist eine unendliche Geschichte. Ich werde diesem Entschließungsantrag selbstverständlich zustimmen. Ich habe diesen Entschließungsantrag, glaube ich, hier schon zehnmal gestellt, er ist immer abgelehnt worden, und er wird auch heute wieder abgelehnt werden. Das ist eine unendliche Geschichte, die schon längst einer Lösung hätte zugeführt werden müssen.

Daher ergeht auch von seiten der Grünen die Aufforderung an Sie, Herr Minister, nicht nur dafür zu sorgen, daß Ihr Parteikollege, der Wirtschaftsminister, gerade im Bereich der Spanplattenverordnung entsprechend aktiv wird, sondern vor allem zu versuchen, sich wirklich im Verkehrsbereich einzumischen, wenn Sie als Landwirtschaftsminister ein Interesse daran haben, daß Luftemissionen, die den Wald ja kontinuierlich schädigen, in diesem Land reduziert werden. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

23.05

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schrefel. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

23.05

Abgeordneter Josef Schrefel (ÖVP): Herr Bundesminister! Herr Präsident! Hohes Haus! Meine geschätzten Damen und Herren! Dem Wald als vielfältige Lebensgrundlage und als Lebensraum wird in der Öffentlichkeit nachhaltige Aufmerksamkeit zuteil. Waldflächen und Holzverarbeitung nehmen in Österreich weiter zu. Es wächst also mehr Holz nach, als geschlägert wird. Eine leicht zu merkende statistische Zahl: Pro Sekunde wächst in Österreich 1 m3 Holz dazu.

Erfreulich ist, daß der Anteil an Laub- und Mischwäldern seit 1970 wieder kontinuierlich ansteigt und bereits 35 Prozent beträgt.

Die Wald/Wild-Problematik, meine Damen und Herren, stellt sicherlich nach wie vor ein ungelöstes Problem dar, zumal laut Waldbericht, wo dies unter dem Titel "Verbißschäden" nachzulesen ist, 85 Prozent der Waldfläche mit Verjüngung verbissen sind; die Diskussion im Ausschuß darüber wird meist in Form von sehr emotionellen Debatten geführt.

Mir persönlich als praktizierendem Forstwirt und Nichtjäger, meine Damen und Herren, scheint dieser Prozentsatz eine Über- oder Fehlinterpretation zu sein. Hier läßt meiner Meinung nach der Waldbericht eine konsequente Unterscheidung zwischen Verbiß als Vegetationsnutzung durch das Wild und Verbißschäden als Beeinträchtigung der Waldverjüngung vermissen. Denn von den erhobenen 501 000 Hektar Verjüngungsflächen – das ist nachzulesen im Anhang in Tabelle 7 unten – wird auf insgesamt 425 000 Hektar, also auf 85 Prozent, Verbiß durch Schalenwild nachgewiesen, aber lediglich auf 141 000 Hektar – das sind 28 Prozent – weist die Waldverjüngung eine nicht ausreichende Stammzahl auf, liegen also sogenannte Verbißschäden vor.

Vielleicht sollte der im Ausschuß des Nationalrates im März 1995 gefaßte Beschluß, die Wildschäden jährlich auf Ebene der Bezirksforstinspektionen tabellarisch darzustellen, überdacht werden, denn diese Meldungen basieren auf jährlichen Schätzungen, wogegen der Waldbericht auf objektiven Daten der Waldinventur basiert, die höchst selektiv verwendet werden und sich über einen Erhebungszeitraum von fünf Jahren erstrecken und aufgeteilt werden. Das ist auch die Bitte, die Empfehlung des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur: Die bisherige Vorgangsweise provoziere einen Verlust an Glaubwürdigkeit in forstpolitischen Aussagen, unter anderem auch hier im Hohen Hause. – So das Institut.

Im wesentlichen kann aber gesagt werden – und hier stimme ich mit dem Herrn Bundesminister überein –, daß wir auf unseren Wald in Österreich stolz sein können.


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