Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 478

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morgen auffassen und akzeptieren. Diese Gesamtsicht der universitas ist nicht verlorengegangen.

Ich zitiere als kleinen Beleg dafür aus der Antrittsrede des Rektors der Universität Innsbruck, der gleichzeitig ein Finanzwissenschafter ist, nämlich aus der Antrittsrede von Professor Smekal. Er hat auf wissenschaftlicher Ebene sehr deutlich gemacht, daß die Konsequenz eines übertriebenen Wohlfahrtsstaates letztlich die Gefährdung der Demokratie selbst ist. Ich meine, wir sollten diesbezüglich schon auf die Stimme der Wissenschaft hören! Und genau das ist ja auch der Weg, den diese Bundesregierung jetzt eingeschlagen hat. (Beifall bei der ÖVP und des Abg. Ing. Tychtl. )

Man darf sich dabei – ich habe das schon einmal hier gesagt – nicht allein auf die Konsequenzen des Sparens beschränken. Man muß sich gerade im Universitätsbereich auch mit den Konsequenzen des Nichtsparens – auf gesamtwirtschaftlicher Ebene genauso wie auf der Ebene der Universitäten – auseinandersetzen. Und da wird man sehr schnell erkennen, daß durch ein Nichtsparen die Chancen unserer Jugend und der Wissenschafts- und Forschungsstandort Österreich mehr gefährdet sind als durch jetzt zumutbare Sparprogramme auch im universitären Bereich.

Aber ich räume ein: Es kam in den letzten Wochen seitens der Universität zu Protesten. Es könnte der Eindruck entstehen, daß Wissenschafter, Forscher und Studenten sich selbst sozusagen als Ausnahmesektor dieses allgemeinen generellen Budgetstabilisierungskurses interpretieren. (Unter lauten Rufen werfen Besucher T-Shirts und Flugblätter von der Galerie in den Saal. – Allgemeine Unruhe.)

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Herr Abgeordneter, entschuldigen Sie! Wenn Sie bitte kurz innehalten würden: Es gibt keine Diskussion mit der Galerie. – Ich bitte die Bediensteten des Hauses, auf der Galerie für Ordnung zu sorgen.

Bitte, Herr Abgeordneter, fahren Sie fort.

Abgeordneter Dipl.-Vw. Dr. Dieter Lukesch (fortsetzend): Dieser Zwischenfall kommt mir sehr gelegen und ist eigentlich auch sehr typisch für das, was ich sagen wollte. Man hat den Eindruck – um das wieder aufzugreifen –, als würden sich die Universitäten generell diesem Sparziel versagen wollen. Aber ich mache schon darauf aufmerksam: Dieses Bild der ÖH-Vorsitzenden Berlakovic (der Redner hält eine Ausgabe der Zeitschrift "NEWS" in die Höhe) entspricht nicht dem Eindruck, den ich als Hochschullehrer vom durchschnittlichen Studenten und der durchschnittlichen Studentin an unseren Universitäten habe. (Beifall bei der ÖVP.)

Herr Kollege Frischenschlager! In einem gebe ich Ihnen völlig recht: Dieses Sparprogramm deckt Strukturmängel in unserem universitären Bereich sehr deutlich auf, und die Kürzung – sie ist von Herrn Kollegen Stippel erwähnt worden: 350 Millionen im Bereich der Lehraufträge –, wie sie im neuen Abgeltungsgesetz vorgesehen ist, spiegelt diese Probleme schon wider. Natürlich haben wir Probleme an den Großuniversitäten und in den sogenannten Massenfächern. Die Konsequenzen dieses Sparkurses spiegeln sich auch im Problem der überlangen Studienzeiten wider – Sie haben es genannt – und wahrscheinlich auch in der mangelhaften Orientierung in der Studieneingangsphase, die dann von überlangen Studienzeiten und von hohen Studienabbrecherquoten gefolgt ist.

Herr Kollege Frischenschlager! Ich meine aber – und da könnten wir in eine sachliche Diskussion eintreten –, daß gerade im Abgeltungsgesetz Struktureffekte drinnen sind, die durchaus respektabel sind, auch wenn dieses Abgeltungsgesetz noch nicht das Gelbe vom Ei ist. Sie haben recht, es ist noch nicht die Hochschuldienstrechtsreform. Aber zum Beispiel die Staffelung der Entschädigung nach der Lehr- und Forschungserfahrung ist eine richtige und gute Idee in diesem Abgeltungsgesetz. Das Setzen von Anreizen für ein entsprechendes Engagement im Bereich der Lehre ist meines Erachtens ebenfalls richtig, so wie auch die Absicht, am Beginn der Karriere eines jungen Forschers, eines jungen Assistenten, also eines Magisters, erst seine Bewährung in der Forschung und nicht in erster Linie seine Bewährung in der Lehre einzufordern. Das erspart nämlich viele Enttäuschungen bei den weiteren Schritten der


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