Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 166. Sitzung / 198

einen sowohl konsequenten als auch erfolgreichen Weg gegangen ist. So ist Österreich neben Luxemburg der einzige Staat in der Europäischen Union, in dem keine Freisetzungen durchgeführt werden. (Abg. Mag. Schweitzer: Das ist nicht Verdienst der Regierung!) Darüber hinaus kann zweifelsfrei festgestellt werden, daß auch in einigen anderen europäischen Staaten ein Umdenken erfolgt. Beispielsweise führten Griechenland und Frankreich Verbote für gentechnisch veränderte Produkte ein, nachdem Österreich bereits vor zwei Jahren ein Importverbot für gentechnisch veränderten Mais verhängt hatte, welches nach wie vor aufrecht ist. Diese ausgewogene Haltung war nicht zuletzt auch ganz im Sinne der Unterzeichner des Gentechnik-Volksbegehrens. (Abg. Mag. Schweitzer: Aber nicht im Sinne der Regierung!)

Lassen Sie mich meine grundsätzliche Position zur Gentechnik in wenigen Punkten festhalten: Die Gentechnik ist eine Zukunftstechnologie, die bereits heute in vielen Bereichen der Forschung, insbesondere auch in der Grundlagenforschung, und Anwendung etwa in der Medizin oder für eine umweltfreundlichere Produktion zum Nutzen von Menschen eingesetzt wird. Selbstverständlich muß mit dieser Technik verantwortungsbewußt umgegangen werden. Es sind natürlich alle Vorkehrungen dafür zu treffen, daß die neuen Chancen der Gentechnik auch für den Wirtschaftsstandort Österreich, für seine Arbeitsplätze und für den Fortschritt der österreichischen Forschung und Entwicklung genutzt werden, und zwar ohne Gefahren für Menschen und Umwelt. (Abg. Mag. Schweitzer: Welche Bereiche meinst du?) Das Klonen von Menschen und der Eingriff in die menschliche Keimbahn sind verboten und müssen auch weiterhin verboten bleiben. Die Zukunft unserer Bauern liegt im biologischen Landbau. Daher kommt der Einsatz der Gentechnologie für die österreichische Landwirtschaft nicht in Frage.

Wir können – so meine ich – auch für die Zukunft mit der Rolle der österreichischen Bundesregierung, vertreten durch Ministerin Prammer, mehr als zufrieden sein, da Österreich in der sensiblen Frage der Kennzeichnung von Zusatzstoffen in der Person der Verbraucherschutzministerin innerhalb der europäischen Staaten die Vorreiterrolle übernommen hat. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

22.00

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Gredler. – Bitte.

22.00

Abgeordnete Dr. Martina Gredler (Liberales Forum): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Ganz kurz einige Anmerkungen, Herr Kollege Schwemlein. Erstens: Mein Vorredner hat gesagt, daß die Gentechnikkommission hervorragend besetzt ist. – Wir würden uns wünschen, daß von jeder Fraktion ein Abgeordneter in der Gentechnikkommission sitzt, und zwar aus dem Grund, weil es viel informativer ist, näher an den Beratungen zu sein. Ich glaube, dadurch könnten einige Mißverständnisse schon im Vorfeld der parlamentarischen Debatten ausgeräumt werden. Daher ist die Anregung meines Kollegen Barmüller in bezug darauf, die Gentechnikkommission zu verändern, sicherlich ein diskussionswürdiger Vorschlag.

Zu dem, was schon mehrfach erwähnt worden ist: Erstens habe ich dem Debattenbeitrag der Kollegin Langthaler – sie ist momentan nicht anwesend – entnommen, daß sie die Schwierigkeit, die es in Indien gibt, daran erkannt oder festgemacht hat, daß eine Vermengung zwischen den Firmen vorliegt, die gentechnische Freisetzungen machen, aber gleichzeitig auch die Pestizide dazu liefern. Das heißt, es ist eine Wettbewerbsfrage, die sie stört, es geht aber nicht um die Substanzen an sich, die von Frau Kollegin Langthaler in Frage gestellt worden sind.

Ich glaube auch, daß man die Forschungsarbeiten einer auf den Philippinen tätigen Gruppe, die resistentere und wesentlich größere Reiskörner entwickelt hat, in einer Situation, in der es zu viele Menschen auf der Welt gibt, die hungern, ernst nehmen sollte. Daher sollten wir in dieser Beziehung wirklich keinen solchen Horror haben. Wir sollten auch deshalb keinen solchen Horror haben, weil die Mediziner interessanterweise Extrakte, die aus gentechnisch veränderten Kartoffeln gewonnen werden, spritzen dürfen, aber dieselben gentechnisch veränderten Kartoffeln nicht essen können.

Das halte ich für eine absurde Überlegung, wenn man andererseits sagt, daß die Gentechnik wahrscheinlich sehr viel Positives bringt. Man muß nur behutsam vorgehen, und man muß offensiv und aggressiv forschen, damit man wirklich alle Risiken rechtzeitig erkennen kann.


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