Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 178. Sitzung / 48

Meine Damen und Herren! Die Alterspension für Frauen betrug 1997 9 364 S, die der Männer 14 476 S, also um fast zwei Drittel mehr, und 400 000 Frauen hatten gar keine Pension.

Ich möchte daher folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Povysil, Gaugg, Mag. Haupt, Dr. Partik-Pablé und Kollegen betreffend Aufwertung und Stärkung der Familien durch eine Ausdehnung des Karenzgeldanspruches auf alle Eltern als Vorstufe zur Einführung des Kinderbetreuungsschecks zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Der Bundeskanzler wird ersucht, nachstehende Maßnahmen zur Aufwertung, Stärkung und zum Schutz der österreichischen Familien vorzunehmen:

Sofortige Ausdehnung des Karenzgeldanspruches auf alle Eltern als Vorstufe zur Einführung des Kinderbetreuungsschecks zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf,

Einführung der Heimfahrtbeihilfe für Schüler und Lehrlinge,

Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Gewalt in den Medien,

Schutz der Kinder und Jugendlichen vor dem Einfluß von Sekten und destruktiven Kulten,

voller Kostenersatz für Zahnspangen."

*****

Letzteres ist ein kleines, aber wichtiges Thema. (Abg. Schaffenrath: Das war aber jetzt nicht frauenspezifisch – oder?)

Es geht Ihnen aber gar nicht um die Grundfragen der Bedürfnisse der Frauen. Es geht ja gar nicht um die Fragen des Frauen-Volksbegehrens, meine Damen und Herren von den Sozialdemokraten und auch von den Liberalen, es geht vielmehr darum, der Frauenpolitik Ihren ideologischen Stempel aufzudrücken. Uns aber werfen Sie im Gegensatz dazu immer vor, wir wollen die Frauen am Herd haben. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Das ist ja – und würden Sie unsere Lebensgeschichten kennen, wüßten Sie das – eine geradezu absurde, unüberbietbare Lächerlichkeit. Bitte: Ich habe maturiert, habe mein Universitätsstudium abgeschlossen, habe eine Facharztausbildung gemacht, wurde geschieden, mußte als Alleinerzieherin ein Kind großziehen, bin dann Abteilungsleiterin geworden und sitze nun bei Ihnen im Parlament. Also: Aus welch unerfindlichem Grund – und eine solche Geschichte haben viele unserer Frauen – sollten wir die Frauen an den Herd zurückschicken wollen? Nein! Unsere Forderung ist eine ganz andere.

Wir sagen nicht, daß unser Weg der einzig seligmachende ist, ganz im Gegensatz zu Ihnen (Beifall bei den Freiheitlichen), sondern unser großes Anliegen, das, was uns wichtig ist für die Frau, ist, daß sie eine absolute Wahl- und Chancenfreiheit in diesem Land hat – so wie ein Mann auch. Ich werde nie jemandem meinen Lebensweg aufzwingen. Wenn sich eine Frau nach ihrer Ausbildung für eine große Familie entscheidet, wenn sie sich für einen Beruf entscheidet, wenn sie sich für eine Familie und einen Beruf entscheidet, so ist das ihr uneingeschränktes Recht. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Und genau diesem Recht entspricht als einziges von allen derzeit in Diskussion stehenden Modellen unser Kinderbetreuungsscheck (Abg. Schaffenrath: Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst!), denn damit erhält die Frau bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes eine fixe Summe von 5 700 S,


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