Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 159

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Schutzbestimmungen für Lehrlinge, Regelungen nur dort, wo sie im Interesse der Lehrlinge wirklich notwendig sind. Dort, wo Schutzbestimmungen überzogen und einen guten Ausbildungsplatz sogar verhindern, sollten sie geändert werden. Das sagen die Lehrlinge von sich aus.

Und ich habe hier eine Pressemeldung, in der es heißt: Ich darf manche Arbeiten gar nicht oder nur unter Aufsicht ausführen. Am Ende der Lehrzeit erwartet man aber, daß ich selbständig arbeiten kann, erläutert ein Installateurlehrling. – Das ist die Realität, meine Damen und Herren! Wir müssen auch im Bereich des Lehrlingsschutzes vernünftige Regelungen finden. Mein Vorredner, Kollege Kiermaier, hat bereits den Sektor Gastronomie erwähnt: Mir hat der Kellerwirt der Brauerei Ried gesagt: Ich ärgere mich. Ich habe Lehrlinge, die um 22 Uhr nach Hause gehen müssen, und dann sehe ich sie um 3 oder 4 Uhr früh von der Disco nach Hause gehen.

Das sind die Bedingungen, unter denen heute Lehrplätze angeboten werden. Auch da ist Umdenken angesagt, und zwar in die Richtung, daß die Lehrlinge dann arbeiten dürfen, wenn es die Wirtschaft des Betriebes erfordert – bei allem Arbeitnehmerschutz, der notwendig ist.

Es müssen – das sagen auch die Lehrlinge – die Lehrpläne aktualisiert werden. Die Lehrlinge sollten nur das lernen, was sie im Berufsleben tatsächlich umsetzen können. Und bei der ganzen Debatte, meine Damen und Herren, dürfen wir nicht die unterschiedlichen Fähigkeiten übersehen. Es kann nicht jeder studieren, es kann nicht jeder Handwerker werden, es kann nicht jeder jeden Beruf ergreifen. Jeder soll den Beruf ergreifen, für den er die Fähigkeiten mitbekommen hat. Und deshalb ist auch die Frage der generellen Fremdsprachenregelung für Lehrbetriebe auch nur relativ zu sehen, denn es gibt eben welche – das wissen wir – die sich schwertun mit dem Lernen von Sprachen. Denen sollte keine Fremdsprache aufgezwungen werden. Das ist vielleicht der beste Dachdecker, den es geben kann, aber er tut sich halt schwer mit dem Lernen. Ich glaube, auch auf diese Eigenheiten muß Rücksicht genommen werden. Daher: keinen Bürstenhaarschnitt quer durch die Lehrberufe, sondern individuelles Eingehen auf die jeweilige Situation.

Lassen Sie mich am Schluß meiner Ausführungen eine Forderung aussprechen – sie hängt auch mit den Lehrplätzen zusammen –: die Einführung des Mopedführerscheins ab 15 Jahre. Für Wien ist das wahrscheinlich kein Thema, da können die Lehrlinge mit der U-Bahn, mit der Straßenbahn, mit öffentlichen Verkehrsmitteln jeden Lehrplatz erreichen. In ländlichen Gebieten aber – und das ist auch eine Forderung der Lehrlinge –, wo es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, wo keine Arbeitsplätze am Wohnort sind, sind Lehrlinge darauf angewiesen, daß sie entweder jemand im Auto mitnimmt – oder sie müssen selber hinfahren. Und es wäre eine große Hilfe gerade für den ländlichen Raum, wenn sich Herr Bundesminister Scholten endlich dazu durchringen könnte, dem Antrag, der schon lange hier im Parlament liegt, zum Durchbruch zu verhelfen, nämlich die Erlaubnis zum Mopedfahren um ein Jahr – auf 15 Jahre – herabzusetzen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Mag. Barmüller: Zwei Jahre!)

Das, meine Damen und Herren, ist eine bescheidene, kleine, aber in manchen Dingen sehr wirkungsvolle Maßnahme. Und ich darf sagen, daß sich auch unser sozialistischer Landesrat Ackerl aus Oberösterreich vorige Woche bei einer Diskussion in einem Gymnasium, wo ich dabei war, vehement für die Herabsetzung des Alters für den Mopedführerschein auf 15 Jahre ausgesprochen hat. Und er hat gesagt, er wird sich bei Bundesminister Scholten dafür verwenden, daß das auch eingeführt wird. (Abg. Mag. Barmüller: 14 Jahre!) Ich hoffe, daß er es auch tut. Damit hätten wir ein kleines Problem gelöst. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Heindl. )

21.36

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Schwemlein. – Bitte. 6 Minuten Redezeit.

21.36

Abgeordneter Emmerich Schwemlein (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich glaube, aus allen Wortmeldungen war eines sehr deutlich herauszuhören: Die Lage ist wirklich dramatisch. Nur mehr 40 Prozent eines Jahrganges


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