Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 43. Sitzung / Seite 95

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Die nächste Wortmeldung liegt von Herrn Abgeordneten Mag. Haupt vor. – Bitte, Herr Abgeordneter. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten.

16.33

Abgeordneter Mag. Herbert Haupt (Freiheitliche): Frau Bundesminister! Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Für die heutige Dringliche Anfrage hätte ich mir für meine Fraktion gewünscht, daß die Frau Bundesministerin sie mit einem einzigen Wort, mit einem klaren "Ja", beantwortet. Dieses "Ja" ist leider ausgeblieben.

Die Begründung dazu war umfassend und ausführlich. Hinsichtlich der Versprechungen, die sie uns im Hinblick auf die Kennzeichnungsverordnung gemacht hat, werden wir in der Zukunft beurteilen können, wie das in der Praxis funktionieren wird.

Ich glaube, daß Frau Kollegin Reitsamer Anerkennung dafür auszudrücken ist, daß sie wenigstens heute im Plenum in der Lage ist, zu erkennen, welchen Fehler sie mit dem Vertagungsantrag, dem Antrag der Kollegin Petrovic, im Gesundheitsausschuß gemacht hat.

Frau Kollegin Reitsamer! Das ehrt Sie, es ist aber leider zu spät – wenn man heute im Plenum als Folge der geänderten Haltung nicht eine Beipflichtung zum entsprechenden Antrag nachfolgen läßt. Ich glaube, daß die Freisetzung von gentechnologisch verändertem Soja und die bedenkenlose Beimischung zu landwirtschaftlich herkömmlich produziertem Soja in Amerika ein weitaus größeres und brisanteres Problem sind, als es sich für viele österreichische Konsumentinnen und Konsumenten heute darstellt.

Es ist klar und deutlich: Sobald die Chargen über die Firma Unilever und die anderen Ölproduzenten den europäischen Markt überschwemmt haben, wird eine klare Auseinanderdividierung, auch bei strengster Kennzeichnungspflicht für Produkte aus Soja und Sojaöl, die maßgeblich verändert werden – das sind immerhin 60 Prozent aller Verzehrprodukte, vom Kindernahrungsmittel bis zum Seniorendiabetikum, das mit Soja gar nicht in Kontakt kommt –, nicht mehr möglich sein.

Maßgeblich verändert werden auch Produkte, die für Diabetiker und extreme Risikogruppen der Bevölkerung als einzige Nahrungsmittel bei Allergien und sonstigen Erkrankungen heranzuziehen sind.

Ich glaube daher, daß dieses Problem ernster ist und dringlicher zu behandeln ist als viele anderen Probleme der Politik und daß der Gesundheitsausschuß in seiner letzten Sitzung eine falsche Konsequenz gezogen hat, indem er mehrheitlich auf Zeitverzögerung und nicht auf schnelles Handeln gesetzt hat.

Die Firma MONSANTO hat vor zwei Jahren in Amerika eine gentechnologisch veränderte Baumwollpflanze zugelassen, die in Amerika in freier Natur massenhaft angebaut wurde und den enormen Vorteil gehabt haben soll, gegen den gefährlichsten Schädling der Baumwollpflanzen immun zu sein.

Ein Jahr lang hat dieses Produkt funktioniert. Im heurigen Jahr jedoch hatte die amerikanische Baumwollindustrie die größte Mißernte seit 42 Jahren, weil die gentechnologisch veränderte Baumwolle von MONSANTO im Kern verfault und für die wirtschaftliche Nutzung ungeeignet ist. (Abg. Wabl: Das ist ja beeindruckend!)

Dem Herrn Kollegen Schuster sei ins Stammbuch geschrieben: Die amerikanischen Landwirte – sicherlich nicht Landwirte nach unserem Bauernbild, aber auch Landwirte – haben heute in einem anderen Rechtssystem schwierige Prozesse zu führen, um durch Schadensnachweis zu zeigen, wer für diese Mißernte verantwortlich ist.

Glauben Sie wirklich, Herr Kollege Schuster – als landwirtschaftlicher Vertreter, der hier angeblich seinen Berufsstand vertritt –, daß Ihre Haltung, mit Ausnahme des letzten Satzes, den Sie


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite