Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 82. Sitzung / Seite 212

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krankheit anerkannt wird. Trotzdem bin ich froh darüber, daß wir jetzt weitere Krankheiten in die Berufskrankheitenliste aufnehmen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als Arbeitnehmervertreterin bin ich entsetzt über den Antrag der Abgeordneten Haselsteiner und Genossen, in welchem die Abschaffung von zwei Feiertagen verlangt wird, um dadurch eine höhere Produktivität zu erreichen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Antragsteller die Veränderungen der Produktivität der letzten – sagen wir einmal – fünf Jahre kennen, sonst müßten sie wissen, daß die ständigen Veränderungen der oft hochtechnisierten Maschinen dem Arbeitnehmer keine Verschnaufpausen mehr ermöglichen. Es sollten eigentlich die Maschinen den Menschen angepaßt werden – und nicht umgekehrt der Mensch der Maschine. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Die Antragsteller können nicht wirklich wissen, was das für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bedeutet, die bei schwerer Arbeit unter ständigem Produktionsdruck mit voller Konzentration an den Maschinen ihre Leistungen erbringen müssen und nach acht Stunden dringend ihre Erholungsphasen benötigen. Denn je länger diese Tätigkeiten ausgeführt werden, desto mehr Zeit braucht der Mensch, um sich zu erholen. Deshalb bieten diese Feiertage auch eine Chance, ein bißchen mehr Kraft zu tanken. Es ist nämlich keinem Arbeitgeber gedient, wenn die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen an einem Arbeitsplatz, an dem es lange Anlernzeiten gibt, wie das bei hochtechnisierten Maschinen eben der Fall ist, und der eine hohe Konzentrationsfähigkeit erfordert, aufgrund zu kurzer Erholungsphasen schneller krank oder krankheitsanfälliger werden. Ich lobe jene Arbeitgeber – solche gibt es auch –, die nicht nur an Maschinen und Produktivität, sondern auch an das Wohl der Arbeitnehmer denken, denn gerade mit zufriedenen und motivierten Arbeitnehmern erreichen sie auch die Herstellung qualitativ hochwertiger Produkte. (Beifall bei der SPÖ.)

Deshalb, meine sehr geschätzten Damen und Herren, lehnen wir Sozialdemokraten diesen Antrag ab. (Beifall bei der SPÖ.)

22.24

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt jetzt Herr Abgeordneter Dr. Kier. – Bitte, Herr Abgeordneter. Die Redezeit für Ihren Klub beträgt noch insgesamt 14 Minuten. Auf Ihren Wunsch stelle ich 5 Minuten ein.

22.24

Abgeordneter Dr. Volker Kier (Liberales Forum): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Der zweite Block von Verhandlungsgegenständen zu sozialen Fragen enthält auch eine Materie, die meine Fraktion beantragt hat und die glücklicherweise – das kontrastiert jetzt zu meiner vorigen Wortmeldung – im Ausschuß eine gegenläufige Entwicklung genommen hat. Aus unserem Antrag 308/A (E), der hier unter Tagesordnungspunkt 9 in Verhandlung steht, wurde im Ausschuß ein Fünf-Parteien-Antrag, und wir haben eine Fünf-Parteien-Entschließung beschlossen. Ich meine, daß das ein Beispiel dafür war, daß so etwas auch im konstruktiven Sinn möglich ist. Frau Abgeordnete Bauer! Sie schütteln den Kopf? (Abg.  Sophie Bauer: Das ist betreffend die Abschaffung der Feiertage nicht der Fall!) Ich rede jetzt von Punkt 9! Sie werden sich den Tagesordnungspunkt etwas genauer anschauen müssen. Bedauerlicherweise hat die Präsidiale sehr unterschiedliche Themen unter einem zusammengefaßt. Dafür kann ich nichts.

Ich habe jetzt von Punkt 9 gesprochen. Zu diesem gibt es eine einstimmig beschlossene Entschließung, basierend auf einem Antrag meiner Fraktion. Dieser beschäftigt sich nicht mit den Feiertagen, sondern mit dem Nationalfonds zur besonderen Hilfe für Behinderte. Ich habe vorhin gesagt, daß ich in derselben Ausschußsitzung über etwas anderes etwas irritiert war, ich betone aber nun gerne, daß ich in diesem Fall nicht irritiert war!

Zu den Ausführungen meiner Vorrednerin zum Antrag meines Kollegen Haselsteiner möchte ich sagen: Sie betrachten die Sachen wirklich extrem verkürzt! (Zwischenruf des Abg. Dolinschek. ) Ich möchte Ihnen das nur sagen. Über die Frage, ob wir bei fünf Wochen Urlaub und Beibehaltung aller Feiertage nicht insgesamt unter zu großem Druck sind, muß man meiner Meinung nach anders diskutieren. (Abg. Sophie Bauer: Das ist eine Tatsache, Herr Kollege!) Es


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