Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 104. Sitzung / Seite 44

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Darf Ihnen etwas sagen: So gut wie Sie kenne ich mich schon lange aus, und das hat mit eitler Selbstgefälligkeit weniger zu tun als mit blankem Realismus! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Böhacker: Das ist unglaublich! – Abg. Ing. Westenthaler: Das ist schon sehr überheblich, wie Sie sich gebärden!)

Wenn dann die Frage kommt: Darf’s noch ein bisschen weniger sein?, dann muss ich schon sagen: Das ist ein trauriger Abschied von dieser Welt, wenn solche Fragen in den letzten Wochen und Monaten des Lebens im Zentrum stehen, wo doch ganz andere Fragen an Bedeutung gewinnen sollten. (Abg. Ing. Westenthaler: So eine Überheblichkeit! So präpotent, wie Sie sich da geben!)

Herr Westenthaler! Mit Ihrer Überheblichkeit kann ich es nicht aufnehmen, das gebe ich gerne zu. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wenn wir uns – und das, glaube ich, tun doch die meisten – zu einem humanen Sterben bekennen, dann sollten wir schauen, dass das auch als Standard einer Versorgung und einer solidarischen, empathischen Gesellschaft gilt.

Wenn ich mich um einen Sterbenden kümmere und weiß, ich stürze dadurch in das finanzielle Nichts, weil mein Geld von meiner Familie gebraucht wird, wie fühle ich mich dann? Wie fühle ich mich, wenn der von mir geliebte Sterbende mir sein Pflegegeld geben muss? Was sind das für psychische Mechanismen, die noch die letzten Wochen des Lebens vergällen? (Abg. Dr. Pumberger: Heute tun Sie sich ein bisschen schwer!)

Ich frage mich: Was sind uns Sterbende wirklich wert? Sind sie wirklich weniger wert als der Tanz um das Goldene Kalb von Lohnnebenkosten und Profit? – Ich glaube, diese Frage für einige von Ihnen mit einem Nein beantworten zu dürfen, und ich glaube, wir werden auch nicht aufgeben. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Zum Vorschlag Härtefonds. – Es hat jemand Migräne, den Grauen Star, bricht sich ein Bein oder hat vielleicht Leukämie. Und dann? – Bitte, wenden Sie sich doch an den Härtefonds! – Was ist denn das für ein Gesundheitswesen? Glauben Sie, man stirbt aus Gesundheit heraus? – Das sind schwer kranke, sterbenskranke Leute, die diese Leistungen verdienen, und die sollten auch bezahlt werden! Die sollten bezahlt werden, denn man stirbt nicht in Gesundheit.

Mir fällt nur auf, dass offenbar von Seiten des Herrn Ministers Haupt etwas mehr Verständnis signalisiert wird als von einigen so genannten Christlich-Sozialen. Ich verstehe, dass es Finanzierungsschwierigkeiten gibt, und ich verstehe auch, dass diese Finanzierungsschwierigkeiten nicht in wenigen Wochen lösbar sind. Ich weiß, dass Geld nicht alles lösen kann, es bedarf auch guter Taten – keine Frage! –, und es ist Tatsache, dass gute Taten im Diesseits nicht immer entlohnt werden – da könnte ich sogar der ÖVP zustimmen, in dieser metaphysischen Dimension (Heiterkeit des Abg. Dr. Cap )  –, aber vergessen Sie nicht, dass wir den Tod immer nur als den Tod der anderen erleben. Den eigenen Tod erleben wir nicht mehr (Abg. Steibl: O ja!), und daher mangelt es vielleicht vielfach an Betroffenheit. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Denken wir daher darüber nach, Kollegin Steibl und andere, die mit uns gekämpft haben, denken wir alle darüber nach und entschließen wir uns, die Vier-Parteien-Gespräche wieder aufzunehmen! Wir sollten es tun, bevor wir auf höchst makabre Weise mit diesem letzten Thema selbst einmal konfrontiert sind. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.35

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Steibl. – Bitte.

10.35

Abgeordnete Ridi Steibl (ÖVP): Herr Präsident! Werte Herren Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Mit der Familienhospizfreistellung betritt Österreich sozialpolitisches


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