Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 140

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Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch! Darf ich Sie eine Sekunde zu mir bitten? (Abg. Dr. Partik-Pablé  – in Richtung des Abg. Dr. Grollitsch –: Sei großzügig!)

Zu Wort gelangt als nächste Rednerin Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.

20.09

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Ich zitiere: Ich halte diese Quotenregelung für nicht sinnvoll. – Zitatende.

Das, meine Damen und Herren, ist die bisher unwidersprochen gebliebene Aussage eines der neuen Regierungsmitglieder. Übersetzt heißt das: Die neue Regierung hält es nicht für sinnvoll, bei einer Bewerbung bei gleicher Qualifikation – und ich betone noch einmal: bei gleicher Qualifikation – die Frau zu bevorzugen, um den Frauenanteil im öffentlichen Dienst langsam anzuheben. Das, meine Damen und Herren, macht mich sehr betroffen.

Ich möchte anhand des Hochschulberichtes aufzeigen, warum die Förderung von Frauen ganz besonders in der Wissenschaft notwendig ist.

Waren die letzten Jahre geprägt vom Gedanken der Öffnung der Universitäten, steht jetzt eine permanente Verunsicherung auf dem Programm. Studiengebühren? – Ja oder nein! Oder doch nicht? Spitzenausbildung? – Ja, aber nicht für alle, nur für wenige, und zu diesen wenigen gehören ganz sicher nicht die Frauen. Besser ein Kinderscheck, denn Bildung ist Macht, und mächtig sein sollen nur diejenigen, die die Macht schon haben. Dazu gehören aber nicht die Frauen! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Martin Graf: Jetzt gehen Sie doch nicht mit dem Einem so scharf ins Gericht!)

In den letzten Jahren wurden im Bereich der Wissenschaft wichtige Schritte in Richtung Frauenförderung unternommen. Dieser schon eingeschlagene Weg muss unter allen Umständen fortgesetzt werden. Die Ergebnisse dieser Bemühungen sind bereits zu sehen: Im Hochschulbericht ist so etwas wie ein zartes Pflänzchen einer zukünftigen tatsächlichen Gleichstellung von Männern und Frauen zu erkennen. Er lässt aber auch erahnen, wie viel Sorge und Verständnis notwendig ist, damit dieses Pflänzchen wirklich gedeihen und wachsen kann, denn Frauen sind an den Universitäten nach wie vor stark unterrepräsentiert.

Seit dem Jahre 1995 hat sich der prozentuelle Anteil der Frauen an den Universitäten durch die Maßnahmen eines sozialdemokratischen Ministers erhöht. Die Startschwierigkeiten wurden überwunden, und es ist eine gewisse Bewegung entstanden. Was mir Sorge macht, ist die Frage, wer in Zukunft für Schwung sorgen wird. Dieser Schwung wird notwendig sein, denn die Zahlen sprechen ihre eigene, deutliche Sprache. Es gibt bei den Studienanfängerinnen zurzeit 58 Prozent Frauen – das sind 5 Prozent mehr seit 1995 –, es gibt 43 Prozent Vertragsassistentinnen – das sind 6 Prozent mehr seit 1995 –, 23 Prozent Universitätsassistentinnen – das sind 3 Prozent mehr – und 5,2 Prozent Universitätsprofessorinnen – im Jahre 1995 waren es erst 1,2 Prozent!

Das heißt: In jenen Bereichen, wo es um Machtpositionen geht, wird es eng. Und genau an diesem Punkt muss eine aufgeklärte Gesellschaft beziehungsweise müssen deren Vertreter und Vertreterinnen – im Idealfall wäre das die Regierung – auch ansetzen, und nicht bei einem unfinanzierbaren Kinderscheck und nicht bei der Abwertung eines hier im Parlament beschlossenen Gesetzes, nämlich des Gleichbehandlungsgesetzes.

Die Frage lautet daher: Wie wird die Regierung mit ihrem bisher eher dürftigen Verständnis von Frauenpolitik künftig im Wissenschaftsbereich vorgehen? (Abg. Dr. Martin Graf: Besser als die alte!) Wie wird sie den erfolgreich eingeschlagenen Weg fortführen? Kann sie das Niveau von 1999 überhaupt halten?

Die gesetzlichen Voraussetzungen dafür wurden in den letzten Jahren geschaffen. Meine Sorge gilt aber den Sicherheiten, den Garantien in Bezug auf diese Gesetze. Wird die neue Regierung


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