Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 57. Sitzung / Seite 52

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die Mädchen leiden unter extremer Angst, Scham über das, was ihnen passiert ist, und reagieren mit psychosomatischen Symptomen wie Bulimie und Anorexie."

Meistens ist es, wenn solche Beschwerden vorgebracht werden, dann so, dass sich der Chef lieber vom weiblichen Lehrling trennt als vom verdienten Facharbeiter, der halt ein bisserl über die Grenze gegangen ist. – Da gilt es anzusetzen und nicht, Herr Bundesminister, mit einer Einrichtung, wie Sie sie vorgeschlagen haben. Das, Herr Bundesminister, können wir nur als einen Wahlkampfgag jetzt im Wiener Wahlkampf verstehen, als ein Signal an die Stammtische, die diskriminierten Männer, die Haupt sieht.

Wir erlauben uns daher, Ihnen kurz vor dem Frauentag eine grüne Blume der besonderen Art zu überreichen. Herr Bundesminister, probieren Sie es doch einmal, sich mit den Belastungen auseinander zu setzen, mit denen die Frauen tagtäglich konfrontiert sind! Gehen Sie einmal zurück an den Herd! Falls Sie es brauchen, stellen wir Ihnen auch noch ein paar Kinder dazu zur Verfügung, damit Sie sehen, wie das ist, wie es dem Durchschnitt der Frauen mit den niedrigen Einkommen, den ganz kleinen Pensionen, aber der doppelten und dreifachen Belastung geht. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Öllinger begibt sich zu dem auf der Regierungsbank sitzenden Bundesminister Mag. Haupt und überreicht diesem einen grünen Staubwedel und eine mit einem grünen Aufdruck versehene Schürze.)

Frau Abgeordnete Bauer! Es wäre natürlich sinnvoll, auch über die Situation der Männer in dieser Gesellschaft zu sprechen, denn sie sind genauso betroffen von Vorurteilen, aber dazu hat sich Österreich im Sinne des Gender-Mainstreaming ohnehin verpflichtet. Im Sinne des Gender-Mainstreaming sollten wir anschauen: Wie geht es den Frauen, wie geht es den Männern mit ihren traditionellen Rollenbildern? Wie können wir Unternehmungen fördern, Anreize schaffen im Sinne eines Equality-Managements?

Zum Beispiel auch im Innenministerium: Ich habe es dem Herrn Bundesminister, der dafür meiner Einschätzung nach ein sehr offenes Ohr hat, schon nahe gebracht, so ein allgemeines Programm zu starten. Aber ich würde sagen, Herr Bundesminister, diese Abteilung mit diesem einen Mann, den Sie ohne Ausschreibung schon auserkoren haben, mit diesem einen Mann, um den Sie sich solche Sorgen zu machen scheinen, das ist die komplett falsche Antwort!

Herr Minister! Nicht die Männer sind in dieser Gesellschaft im Großen und Ganzen diskriminiert, sondern es sind die Frauen diskriminiert, und ich glaube, dass auch viele moderne Männer die-sen Zustand nicht gut und nicht erträglich finden. Daran wäre zu arbeiten, aber von der Idee einer Männerabteilung sollten Sie sich, noch bevor es zu spät ist, verabschieden! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Schasching. )

11.49

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Zierler. Die freiwillige Redezeitbeschränkung beträgt 7 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

11.50

Abgeordnete Theresia Zierler (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Es ist interessant, über einen Gleichbehandlungsbericht zu diskutieren – vor allen Dingen mit Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren von der SPÖ –, einen Gleichbehandlungsbericht, für den letztendlich Sie verantwortlich sind!

Sie beklagen die klaffende Einkommensschere, Sie beklagen Diskriminierung, Sie beklagen fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen, Sie beklagen fehlende Absicherung von Frauen, Sie beklagen fehlende Chancengleichheit. Es ist eine Situation, in der wirklich sehr vieles zu beklagen ist – und da, meine sehr geehrten Damen und Herren, bin ich bei Ihnen! Es sind sehr viele Versäumnisse passiert, aber diese Versäumnisse fallen in die letzten 30 Jahre. 30 Jahre Sozialdemokratie in Österreich, 30 Jahre sozialdemokratische Frauenpolitik in Österreich, und wir stehen jetzt da, wo wir stehen!


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