Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 57. Sitzung / Seite 66

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Haupt, sind kein Frauenminister, Sie sind klarer Männerlobbyist und setzen deutliche Schritte in diese Richtung (Beifall bei der SPÖ) – nicht nur auf symbolischer Ebene, sondern auch manifest.

Ich erinnere an die gemeinsame Obsorge – eine Regelung, die klar auf die Schwächung der Position der Frau und die Stärkung der Position der Männer abzielt. Sie dokumentieren, dass in Ihren Augen offenbar die Emanzipation in den letzten Jahren zu weit gegangen ist und dass man daher diese Schritte setzen muss.

Ich habe ein Mail von einem Mann betreffend Männerabteilung bekommen, aus dem ich Ihnen gerne zitieren möchte. Er fordert:

Wir Männer – ich glaube, es wird aus diesem Mail auch klar, dass das zynisch ist, die Männerabteilung im Zusammenhang mit Diskriminierung auf Grund des Geschlechtes zu sehen – wollen endlich genauso viel verdienen wie der weibliche Teil unserer Gesellschaft. Wir Männer fordern den gleichberechtigten Zugang zur Arbeitswelt. Es ist für einen intelligenten gesunden Mann zumutbar, den Alltag mit Hausarbeit zu verbringen. Frauen dominieren heute erfolgreich Exekutive, Heer und Philharmoniker. Wir wollen 30 Prozent bei den Kassiererinnen im Supermarkt. Wenn Männer schon von Natur aus benachteiligt sind und keine Kinder bekommen können, so wollen wir für uns Männer eine Mindestkarenz von 20 Monaten, um endlich auf dem Arbeitsmarkt gleiche Chancen zu schaffen. Wir Männer stellen als Bedingung – als Zeichen gegen die kulturelle Vorherrschaft der Frauen – die Umarbeitung des Textes der Bundeshymne durch Herbert Grönemeyer. (Abg. Großruck: Ist das von Karl Marx?)

Ich hoffe, Herr Bundesminister, Sie verstehen die Ironie dieses Vorschlags und werden uns nicht am nächsten Frauentag mit der Umsetzung dieses Vorschlages konfrontieren. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

12.50

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. – Bitte.

12.50

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Aus aktuellem Anlass, meine Damen und Herren, möchte ich sowohl zur Debatte als auch zur Einrichtung der neuen Abteilung im Ministerium – im Zusammenhang mit einer gemeinsamen Arbeit am inhaltlichen Konzept – einen Buchtipp nennen. Darin wird zusammengefasst, worum es in dieser Abteilung gehen könnte: "Männer Versagen". Dieter Otten ist der Herausgeber des Ergebnisses einer langjährigen Forschungsarbeit. Ausschließlich Männer haben in einem Wissenschafter-Konsortium in einem Forschungsinstitut an der Universität Osnabrück lange Jahre hindurch Daten-Materialien erarbeitet – die gibt es nun in Buchform, die Conclusio kann man nachlesen –, von denen die Autoren doch überrascht waren, denn sie hatten nicht mit solch einem drastischen Ergebnis gerechnet. Wie lässt sich das zusammenfassen?

Die Herausgeber schreiben: "Denn nicht die Frauen sind unser Problem. Es sind nicht die Frauen, die der Frauenemanzipation im Wege stehen, sondern die Männer. Nicht dass in unseren Untersuchungen die jungen Frauen so gut weggekommen sind, ist sensationell, sondern dass die jungen Männer immer schlechter abschneiden."

Unter diesem Prätext geht es gesamthaft um eine Entzauberung einer mehrheitlich von Männern gemachten bürokratisch hierarchischen Weltsicht. Unter dieser Voraussetzung ist mir die Einrichtung dieser Männerabteilung, der Abteilung VI/6.6, wie sie heißt, sehr wichtig. Ich schlage daher pragmatisch vor, dass diese Abteilung mit allen Abteilungen, die sich mit Frauenfragen alten Typs – ich sage es jetzt einmal so – beschäftigen, kooperiert und zusammenarbeitet, dass Ergebnisse der Männerabteilung auch in den Frauen- und Gleichstellungsberichten vorkommen, dass es nicht wieder einen eigenen Bericht gibt, sondern dass diese Ergebnisse integriert werden, dass nicht wieder eigene Medien, die wieder die Isolation der jeweiligen Fragen bedeuten, zum Gegenstand gemacht werden und damit unnötigerweise auch zusätzliche Kosten verursachen.


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