Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 6. Sitzung / Seite 174

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Was ist bisher geschehen im Tourismusland Tirol? Ist der Bürokratismus schuld daran, dass da nichts vor sich gegangen ist, oder sind es Kompetenzstreitigkeiten zwischen Wissenschaftsminister und Unterrichtsminister?

Da der Fachhochschulrat ja nunmehr wieder tagt, ersuche ich alle Kolleginnen und Kollegen um eine rasche Lösung zum Wohle der Jugend und der Tourismuswirtschaft von Tirol. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

20.10

Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

20.10

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Eine Vorbemerkung in Richtung des Kollegen Sevignani: Es gibt ganz genaue Prinzipien, nach denen Fachhochschul-Studiengänge genehmigt werden. Da genügt es nicht, dass durch einseitige Zurufe oder durch Meinungsbildung im Bundesland ein Wollen zum Ausdruck kommt, wenn es dabei an wichtigen Kriterien fehlt. Ich bin damit bei den strengen Maßstäben und Vorgaben des Fachhochschulrates. Wir kennen beispielsweise einen Studiengang, und zwar in der Steiermark, mit dem man sich voreilig zu weit nach vor gewagt und wo man gemeint hat, unter dem Aspekt "Regionale Belebung" oder wie immer würde man die Errichtung dieses Fachhochschul-Studienganges erreichen, und hat dabei vergessen, dass die Einbettung in ein weitreichendes Belebungskonzept insgesamt stattfinden muss. Überprüfen Sie daher bitte hier Ihre Intervention!

Die Fachhochschulen und -Studiengänge – es sind ja die meisten noch Studiengänge – sind moderne, berufsorientierte, auf wissenschaftlicher Erkenntnis basierende Fachausbildungen auf Hochschulniveau. Ich denke, in dieser Form sind sie schon vielfach als Erfolgsgeschichte angesprochen worden. Sie grenzen sich damit – und das ist auch ein Kriterium zur Errichtung – von den Universitäten und anderen vergleichbaren postsekundären Bildungsgängen ab. Das ist auch gut so, denn für Doppelgleisigkeiten haben wir nicht das Geld – nirgendwo.

Die Fachhochschulen sind in vielerlei Hinsicht Vorreiter. Sie kamen durch ihre gewissermaßen traditionslose Errichtung und Etablierung – traditionslos zu sein, heißt auch, einen bestimmten Wust an Ballast nicht mitführen zu müssen – schnell zu Ansehen und Rang. Sie genießen diesen offenbaren Vorzug, sie genießen den Applaus, sie haben aber auch Neider. Neider oder mit Skepsis ausgestattete Beobachter haben sie vielleicht in den in unmittelbarer Konkurrenz befindlichen Universitäten, die ihre Tradition, den Ballast dazu und das Bewusstsein der Großorganisation mitbringen, sodass man ihnen in der Einschätzung nicht unrecht tun darf – beiden nicht.

Die Fachhochschulen sind Vorreiter im Bereich der Studienplanqualität. Drop-outs gibt es praktisch nicht, es gibt dafür ein strukturiertes Lehrangebot. Fachhochschulen sind Vorreiter in der Leistungsorientierung. Eingangsprüfungen bedeuten, dass eine bestimmte Zahl an diesem Studiengang teilnehmen kann, und das Interessante ist, dass diese Art der "Auslese", wenn man will, nicht eine soziale Auslese ist. Das freut mich, weil auf diese Weise einfach eine Hypothese falsifiziert werden konnte, die noch immer in manchen Köpfen schwebt.

Fachhochschulen sind Vorreiter in der Evaluation. Ein Kollege hat angesprochen, dass er für die Veröffentlichung der Ergebnisse ist: So einfach können wir es uns nicht machen. Und was wir von diesen Vorreiterschulen lernen können, ist, dass wir nicht alle Lernergebnisse eins zu eins in andere Schulen übertragen können. Das Know-how, das im Bereich der Fachhochschulen und des Fachhochschulrates für Evaluation entwickelt wurde, kann ein Ansatz sein, das zu transferieren, was transferierbar ist, und im Bereich der Universitäten weiterzuarbeiten – Stichwort: Universitäten und ihre Evaluierungsagenturen, ob das nun das Universitätenkuratorium macht oder jemand anderer. Ich warne daher vor einäugigen Transferabsichten bezüglich Evaluationsergebnisse und Evaluationsmethoden.


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