Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 73

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sagen. Und ich schreibe es nicht jedem vor, dass er seinen Unterricht mit einem Psychologen hinterfragen muss.

Ich glaube, das ist eine ganz wichtige Konzeption: die Hilfestellung, die notwendig ist, geben, aber nicht flächendeckend jedem alles verordnen. Und bei dieser Konzeption werden wir auch bleiben. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Erziehen heißt für mich Vorbild sein, Freund sein. Erziehen heißt für mich Sicherheit geben. Erziehen heißt für mich vereinbaren statt anordnen. Das ist moderne Schulkultur, und auf diesem Weg werden wir weiterschreiten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.54

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Nunmehr gelangt Frau Abgeordnete Dr. Papházy zu Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

12.54

Abgeordnete Dr. Sylvia Papházy, MBA (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Kollege Pilz ist leider nicht da, aber ihm und allen, die sich einer Sprache bedienen, die ich nicht in Ordnung finde, möchte ich in Anwesenheit der Frau Bundesminister empfehlen, die Broschüre "Macht und Sprache" von der Homepage des Bildungsministeriums downzuloaden und sich näher zu Gemüte zu führen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Der Bildungsbereich sieht sich geänderten Anforderungen gegenüber. Es ist Tatsache, dass meist beide Elternteile berufstätig sind. Es ist Tatsache, dass die Erziehung mehr und mehr der Schule übertragen wird und dass Lehrer – die Frau Minister hat es schon angesprochen – zusätzlich zu den Bildungsaufgaben verstärkt Erziehungsaufgaben wahrnehmen.

Die Regierungskoalition reagiert darauf, sie stellt im Bildungsbereich überholte Strukturen in Frage und schafft neue, zeitgemäße Rahmenbedingungen. Bildung in den Schulen soll Kinder und Jugendliche auf das berufliche und auf das soziale Leben vorbereiten. Es gibt viele gute, engagierte Lehrer, die dies in hervorragender Weise tun.

Aufgabe des Bildungsbereiches kann es nicht sein, Lehrern durch Pragmatisierung geschützte Werkstätten zu schaffen beziehungsweise den Moloch Schulbürokratie aufrechtzuerhalten. Und da möchte ich auf den Beschluss des Bildungsausschusses des Kärntner Landtages von gestern hinweisen, auf den Vizepräsidenten des Landesschulrates zu verzichten. Die SPÖ war dagegen – der Nachweis, warum dieser Vizepräsident so sinnvoll ist, ist unterblieben. (Abg. Dr. Mertel: Bis 1999 hätte die FPÖ nicht verzichtet!) Und wenn auch große Bundesländer wie Tirol ohne einen Vizepräsidenten des Landesschulrates auskommen und auch Wien dies überdenkt, so könnte ich mir vorstellen, dass dies auch in den Augen der sozialdemokratischen Fraktion wirklich überdenkenswert sein sollte. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Es wird in der Regierungskoalition viel für die Kinder und Jugendlichen getan, damit sie den beruflichen Anforderungen und dem Leben in der Gemeinschaft gewachsen sind.

Die funktionierende Wirtschaft basiert darauf, dass bereits in den Schulen wirtschaftliche Fähigkeiten verstärkt vermittelt werden. Erfolgreiche Projekte, die sich sehr bewährt haben, sind Übungsfirmen, Juniorfirmen, die neue Initiative "Business@school". Schüler können so risikolos unternehmerische Erfahrung gewinnen und wirtschaftliche Zusammenhänge erfahren. Learning by doing schafft spielerisch Schlüsselkompetenzen, die für die berufliche Karriere wichtig sind: Organisationstalent, Teamfähigkeit, Selbständigkeit, Kommunikationsfähigkeit.

Neben dem Verständnis für wirtschaftliche Strukturen ist ganz wichtig, dass die Schule soziale Kompetenz vermittelt und lebt. Und in diesem Zusammenhang sind die schulpartnerschaftlichen Verhaltensvereinbarungen, auf die die Frau Minister und meine Vorredner schon hingewiesen haben, ganz besonders wichtig. Vereinbaren statt anordnen ist mehr als nur ein Schlagwort. Die


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