Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 49

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Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Van der Bellen, Brosz, Grünewald, Glawischnig-Piesczek, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket gegen die Bildungs-Misere

eingebracht im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage zur Bildungs-Misere

Begründung:

Die internationalen Vergleichszahlen stellen Österreich ein negatives Zeugnis in we­sentlichen bildungspolitischen Belangen aus.

Erstens sinken die öffentlichen Bildungsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich kontinuierlich. Wurden 1997 noch 6,0 Prozent des BIP für Bildung ausgegeben, waren es 2002 (die Studie des Jahres 2005 erfasst die Entwicklung nur bis zum Jahr 2002) nur mehr 5,4 Prozent. Der Durchschnittswert betrug in den OECD-Staaten sowohl 1997 als auch 2002 5,1 Prozent des BIP. Damit liegt Österreich, das über viele Jahre einen Spitzenplatz bei den Bildungsausgaben innehatte, nur mehr knapp über dem OECD-Schnitt. Berücksichtigt man, dass die massivsten Einsparun­gen erst nach dem Jahr 2002 stattgefunden haben, ist davon auszugehen, dass Österreich im Jahr 2005 im OECD-Vergleich bereits unterdurchschnittliche Bildungs­ausgaben aufweist. Die aktuelle OECD-Studie zeigt außerdem, dass Österreich von 1995 bis 2002 nach Irland den größten Rückgang bei den Bildungsausgaben  aufweist.

Zweitens haben wir es in Österreich mit einer bedrohlichen Anzahl von so genannten RisikoschülerInnen zu tun. Jeder Fünfte, also 20% der 15jährigen SchülerInnen, weisen derartige Defizite im Sprachbereich auf, dass sie in ihrer zukünftigen Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben gefährdet sind. Im PISA-Siegerland Finn­land sind dies nur 6 Prozent. Trotzdem hat die Bildungsministerin bisher kein Bekennt­nis dazu gezeigt, diese Differenz von 14 Prozent auszugleichen.

Drittens droht in den nächsten Jahren eine LehrerInnen-Massenarbeitslosigkeit im Aus­maß von bis zu 12.500 Stellen. Das entspricht der Summe der derzeitigen LehrerIn­nen-Zahl in der Steiermark und im Burgenland gemeinsam.

Viertens liegen sowohl die Anzahl der Studierenden als auch die AkademikerIn­nenquote in Österreich weit unter dem OECD-Schnitt. In keinem dieser Bereiche hat sich Österreich innerhalb des für die OECD relevanten Untersuchungszeitraumes steigern können. Das ist ein bildungspolitisches Armutszeugnis. Die AkademikerIn­nenquote in Österreich ist mit 15 % im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich; der OECD-Durchschnitt beträgt 24 %. In den USA, in Japan, Finnland, Schweden und Australien liegt die AkademikerInnenquote über 30 %, in Kanada sogar bei 44 %.

Die OECD-Kennzahlen belegen fünftens, dass die Hochschulzugangsquote, also die Übertrittsraten von MaturantInnen in den tertiären Bildungssektor, in Österreich geringer ist als in vergleichbaren Staaten. So hat Österreich ein Hochschulzugangs­quote von lediglich 35 %, während im OECD-Ländermittel 53 % eines Maturajahr­ganges an einer Universität oder FH studieren. In Island, Neuseeland, Schweden, Finnland und Polen sind es sogar über 70 %. Kurz: In der OECD studiert jeder zweite, in Österreich nur jeder Dritte.

 


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