Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 127. Sitzung / Seite 141

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15.23

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Maria Rauch-Kallat: Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek, wenn ich Ihre jetzigen Ausführungen Revue passieren lasse und die Begründung Ihrer Dringlichen Anfrage lese, dann frage ich mich schon: In welcher Lebenswelt und in welchem Land leben Sie eigentlich? (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Fekter: Sie lebt in Wien!) Ich würde meinen, es war eine Fortsetzung des Jammerns, statt zu handeln, denn das, was wir im Jahr 2000 übernommen haben, waren 30 Jahre sozialdemokratischer Frau­enpolitik beziehungsweise das Ergebnis von 30 Jahren sozialdemokratischer Frauen­politik. (Anhaltende Zwischenrufe bei der SPÖ.) Ich werde Ihnen gerne die Antworten auf Ihre Fragen geben, für den Fall, dass Sie mich antworten lassen, aber Sie wissen: Ich habe auch nur 20 Minuten Redezeit, und daher muss ich mich beeilen, sie Ihnen zu geben.

Ich gehe „hinaus“, wie Sie das nennen. Ich fühle mich nicht drinnen, sondern ich lebe in Österreich, ich lebe in dieser Welt, und ich spreche mit sehr vielen Frauen in Öster­reich, sei es in Frauenberatungsstellen und in Frauenservicestellen, sei es in den Be­trieben, sei es in den Schulen und in den Kindergärten oder auch bei vielen Veran­staltungen, und zwar nicht nur bei solchen, die wir vom Ministerium her durchführen, sondern auch bei sehr vielen Veranstaltungen, die andere Frauenorganisationen halten, und ich bin laufend im Gespräch mit den Frauen.

Ich erlebe immer wieder, dass ich mich frage, wenn Sie sagen, Sie hätten nichts ge­hört, ob Sie – es steht mir nicht zu, über das Hörvermögen zu urteilen – nicht hören wollen oder nicht sehen wollen und ob Sie nicht bewusst überhören. Es gibt nämlich vieles, was wir in diesen letzten drei Jahren gemacht haben, was wesentlich dazu bei­getragen hat, dass sich auch die Situation von Frauen in diesem Land verbessert hat. Wenn Sie beklagen, wir hätten nichts für die „Trümmerfrauen“ in diesem Jahr gemacht, dann sage ich Ihnen: Wir haben eine große Veranstaltung am 1. Oktober gemacht, und ich war erst am Samstag wieder bei einer diesbezüglichen Veranstaltung, und wir haben vor allem eine Geldleistung für „Trümmerfrauen“ geschaffen, die mehr war, als je eine sozialdemokratische Regierung geleistet hat. (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Wenn Sie sich beklagen, Emanzipation und Gleichstellung tatsächlich ernst nehmen und den Frauen, die in dieser Zeit nicht Kinder großgezogen haben, diese Geldleistun­gen auch geben wollen, dann müssten Sie sie auch den Männern geben, die in dieser Zeit das Land aufgebaut haben. Ich denke, darüber sollten wir schon reden. Entweder wir nehmen Gleichstellung ernst oder nicht. Frauen haben gerade durch die Erziehung ihrer Kinder und durch die ungleiche Verteilung der Familienarbeit und der Erwerbsar­beit eine entsprechend höhere Belastung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Was die Frauenbeschäftigung und die Frauenarbeitslosigkeit anbelangt, sehr geehrte Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek, darf ich schon sagen: Nie zuvor in dieser Zweiten Republik waren so viele Frauen in Beschäftigung wie jetzt. Nie zuvor waren die Frauen so gut ausgebildet, und die Frauenarbeitslosigkeit – vielleicht schauen Sie sich einmal die Statistiken an – war just bis zum Jahr 1999 immer höher als die Männerarbeits­losigkeit. Welch Zufall, seit dem Jahr 2000 ist die Frauenarbeitslosigkeit geringer als die Männerarbeitslosigkeit. (Zwischenruf der Abg. Mag. Lapp.) Woran das wohl liegen mag, Frau Abgeordnete Heinisch-Hosek? – Vielleicht schauen Sie sich das auch ein­mal an. (Zwischenruf des Abg. Gradwohl.)

Sie vergessen, Herr Abgeordneter, dass sich viele Frauen gerade auf Grund der un­gleichen Verteilung der Familienarbeit auf Männer und Frauen diese Teilzeitbeschäfti­gung wünschen, damit sie ihren Lebensalltag halbwegs bewältigen können. Aber ich bin sehr dafür, wenn wir es schaffen, tatsächlich diese 50 Prozent der Familienarbeit


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