Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 140. Sitzung / Seite 195

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Sparkassengesetz, das Bausparkassengesetz, das Hypothekenbankgesetz, das Pfandbriefgesetz, das E-Geldgesetz, das Börsegesetz, das Kapitalmarktgesetz, das Wertpapieraufsichtsgesetz, das Finanzkonglomerategesetz, das Betriebliche Mitarbeitervorsorgegesetz, das Pensionskassengesetz und das Versicherungs­aufsichtsgesetz geändert werden (Finanzmarktaufsichtsänderungsgesetz 2005 – FMA-ÄG 2005) (1321 d.B.)

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Wir gelangen nun zu den Punkten 13 und 14 der Tagesordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Erster Debattenredner ist Herr Abgeordneter Dr. Matznetter. – Bitte.

 


19.05.51

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Eines unserer heutigen Themen ist ein besonders interessantes. Haben wir nicht vor zwei Plenartagen hier – genau hier! – mehrmals gehört: Die Postprivatisierung dient ausschließlich dazu, dem Unternehmen strategisch die Entwicklung nach Osten zu ermöglichen!? (Staatssekretär Dr. Finz: Stimmt!) Haben wir nicht gehört, dass sie kei­nesfalls dazu dient, Budgetlöcher zu stopfen? (Staatssekretär Dr. Finz: Stimmt!) Ge­nau, Sie behaupten es immer noch!

Aber was ist die Wahrheit, meine Damen und Herren? (Zwischenruf des Abg. Neu­deck.) – Bereits beim Abgabenänderungsgesetz war ein ganz besonderes Gesetz da­bei, nämlich eines, das dem Finanzminister den Griff auf Dividenden von Geschäftsjah­ren, die noch gar nicht zu Ende gegangen sind, erlaubt. Nachdem dieses Gesetz aber nicht mit unser aller Stimmen beschließbar war, wurde dieser Punkt herausgenom­men – und gleich darauf, 5 Minuten später, wieder in einem neuen Gesetzesantrag in dieses Haus eingebracht. Und das steht heute zur Abstimmung. (Abg. Dr. Stummvoll: Ein technischer Vorgang!)

Die Wahrheit ist: Von Anfang an, bereits seit dem Herbst des Jahres 2005, wurde das „Verklopfen“ der Post mit der Zielsetzung – Punkt eins – Stopfen der Budgetlö­cher 2006 ins Auge gefasst. Und genau das vollziehen Sie heute mit dieser Änderung des ÖIAG-Gesetzes 2000. Sie ermöglichen bereits Mitte des Jahres 2006 in der vor­läufigen Budgetentwicklung eine Schönung um die Dividenden, die normalerweise erst im folgenden Jahr möglich gewesen wären. Sie verschönern, Sie versuchen, damit Wahlkampfmunition zu erhalten, und dafür ist Ihnen nichts zu schade, eines vor allem nicht: dass man jene Werte, die heute in der Österreichischen Post stecken, wieder zu billig auf die Kapitalmärkte bringt!

Seit das „FORMAT“ letzte Woche erschienen ist, wissen wir ja, wie die Bilanzwer­te 2005 ausschauen (Abg. Dr. Stummvoll: Kaufen! Matznetter wird kaufen!) – jeder kann dort nachlesen –: buchmäßiges Eigenkapital 700 Millionen, Rücklage für Unterbe­schäftigung 120 Millionen, Sozialkapital 70 Millionen. Das ergibt einen Buchwert – rei­ner Buchwert mit historischen Anschaffungskosten (Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter); Frau Kollegin, das ist auch für Sie interessant – mit 900 Millionen €. Allein 550 Millio­nen € betragen die stillen Reserven nach den Auskünften der Aufsichtsräte, wie jeder nachlesen kann; darunter ist auch Präsident Schellhorn, der uns ja in diesem Zusam­menhang nichts Falsches sagen wird. (Zwischenruf der Abg. Dr. Fekter.) Frau Kollegin Fekter, 550 Millionen! Das sind insgesamt mehr als 1,4 Milliarden!

Was würde ein Eigentümer bei solch einem Substanzwert – da ist noch gar nicht der Ertragswert gerechnet – machen, wenn er ernsthaft einen Börsegang vor hätte? (Zwi­schenruf des Abg. Dr. Fasslabend) Herr Kollege Fasslabend, wir kommen gleich zum Punkt! – Was würde er machen? – Er würde versuchen, zumindest den höchstmög­lichen Preis zu erzielen. Aber was macht Herr Grasser? Was machen Sie? – 300 Mil­lionen, 400 Millionen! Sie wollen es zum niedrigsten Wert verschenken, unter dem


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