Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll163. Sitzung / Seite 59

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deshalb, um den Vorsitz nicht dem sozialdemokratischen Abgeordneten Dr. Wittmann zu überlassen, sondern das Ganze eben unter eine schwarze Ägide, unter Präsident Khol zu stellen. Wie auch immer, eine vertrauensbildende Maßnahme war das sicher nicht, aber wir haben dennoch sehr engagiert mitgearbeitet, und zwar unsere Mitglie­der und Ersatzmitglieder des Verfassungsausschusses.

Nur mussten wir auch hier feststellen, dass für die ÖVP ein Kompromiss so aussieht, dass sie zu 100 Prozent ihre Vorstellungen wiederfindet und sich sonst keinen Milli­meter bewegt. Das können Sie vielleicht, meine sehr geehrten Damen und Herren von der ÖVP, oder ziemlich sicher mit Ihren blau-orangen Koalitionsvasallen machen, aber sicher nicht mit uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: „Vasallen“ ist eigentlich ein Ordnungsruf, oder?)

Herr Kollege, das richte ich jetzt auch an Ihre Adresse: Weder im Ausschuss noch außerhalb desselben konnten Sie sich bisher dazu durchringen, endlich das Wahlalter auf 16 Jahre herabzusetzen. Auf diese Weise wird am 1. Oktober 2006 Tausenden jun­gen Menschen die Möglichkeit versagt, die politische Zukunft unseres Landes mitzube­stimmen – und das mit der fadenscheinigen Begründung, dass sie eben noch nicht reif dafür seien, obwohl sie bei den Gemeinderats- und Landtagswahlen längst das Gegen­teil bewiesen haben und auch sonst, außerhalb von Wahlen, schon viel früher ihre Reife beweisen müssen, etwa bei der Wahl des Berufs- oder Bildungsweges. Jugend­liche können ja, wie wir wissen, schon mit 14 Jahren strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden; manchen ist sogar das noch zu spät.

Bei den Pflichten, können wir zusammenfassen, sind junge Menschen sehr schnell erwachsen, nur ihre Vertretung wählen, das sollen sie nicht dürfen. Das ist wirklich nur mit dem einen Grund zu erklären, nämlich dass sich die derzeitigen Regierungspar­teien offensichtlich vor der Wahl durch die jungen Menschen fürchten – und das mit Recht, denn was Sie den jungen Menschen in den letzten Jahren angetan haben, das lässt sich gar nicht in der Kürze aufzählen.

Die Jugendarbeitslosigkeit haben Sie verdoppelt, und darüber können auch Alibimaß­nahmen zur Statistikkosmetik nicht hinwegtäuschen.

Im Bildungswesen hat es einen Kahlschlag gegeben. Die Schulen werden kaputtge­spart. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Zum Thema!) Da fehlen die notwendigsten Ressour­cen. (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen – BZÖ.) Es hängt immer mehr vom Geldbörsl der Eltern ab, welche Bildungs- und Zukunftschancen junge Menschen vorfinden. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Haben Sie nicht Lopatka gesagt, er soll zum Thema reden?!) Sie haben den jungen Menschen in diesem Land die Zukunftschancen genommen, und jetzt möchten Sie sie noch so lange wie möglich von den Wahlen fernhalten. (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Frau Kollegin Grossmann, zum Thema!) – Das gehört sehr wohl zum Thema.

Das ist eben nicht fair, und deshalb bringe ich erneut folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Mag. Elisabeth Grossmann, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend Senkung des Wahlalters

Die Bundesregierung ersucht wird, dem Nationalrat umgehend eine Gesetzesvorlage zuzuleiten, wonach das aktive Wahlalter bei Nationalratswahlen auf 16 Jahre gesenkt wird.

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