Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 22. Sitzung / Seite 68

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12.47

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! – Er ist verschwunden. Es ist niemand mehr da, das finde ich beachtlich, da wir doch zum Kapitel Kunst sprechen. Meine Damen und Herren! Nun liegt mir also diese Vorstellung der Regierungsparteien und des Herrn Staatssekretärs zu Kunst und Kultur in Zahlen gegossen vor, und das lässt mich zu folgenden Schlüssen kommen. Herr Staatssekretär, wo immer Sie sind (Staatssekretär Morak: Hinter Ihnen!), ich fürchte, das wird nicht Ihrem Wunschdenken entsprechen.

Zum Beispiel kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass bei den Verhandlun­gen über die Budgets 2003 und 2004 Kunst- und Kulturpolitik wieder einmal kein The­ma gewesen ist. Das Kunstbudget tümpelt weiter dahin. Die Förderungsmittel haben für die kommenden Jahre eindeutig den Stand von 1999 nicht erreicht, und das ist wirklich kein Grund für irgendeine Art von Selbstzufriedenheit, Herr Staatssekretär und meine Damen und Herren von den Regierungsparteien. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist bekannt, dass Budgets gute Gradmesser für die Wichtigkeit, die einem Bereich zugestanden werden, sind. Demnach hat man den Eindruck, dass dieser Bereich, also Kunst und Kultur, für Sie nicht wirklich wichtig ist.

Empörend und unnotwendig ist aber auch, dass Sie noch einen Schritt weiter gehen und zahlreiche Vertreter und Vertreterinnen der Kunst- und Kulturszene zusätzlich brüskieren und schikanieren. (Abg. Dipl.-Ing. Regler: Wer schikaniert?)

Frau Kollegin Brinek – ich sehe Sie jetzt im Moment nicht –, Sie verurteilen das Wort „Kulturkrieg“. Nehmen wir an, das ist B in einer Abfolge, dann frage ich mich: Was war A? Und ich kann Ihnen sagen, was davor gekommen ist: Davor ist ein Überfall ge­kommen, nämlich eine überfallsartige Streichung der Subventionen am ersten Tag der Wiener Festwochen, ohne Vorwarnung, für diese jetzt laufende Periode. Und das ist nicht gerade die feine Art, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Es hat noch mehrere symbolische Handlungen in diese Richtungen gegeben. Die Bei­spiele sind bekannt: die Kürzungen bei kritischen Kunst- und Kulturschaffenden, die Demontage der Leitung der Grazer Diagonale, Festwochen-Subventionskürzungen und aktuelle Umverteilungsdiskussionen. (Abg. Dr. Brinek: Vertrag ausgelaufen, nicht Demontage!)

Im Rahmen dieses Kapitels wird ja auch über Sport diskutiert, also passt das ganz gut hier her. Diese Umverteilungsdiskussion wird von Beobachtern als Match gewertet, als Match zwischen Ihnen und dem Roten Wien. So wird das allgemein eingestuft.

Außerdem halte ich diese Umverteilungsdebatte für ein Ablenkungsmanöver. Die Tak­tik dürfte sein, möglichst viel Staub aufzuwirbeln, um dahinter zu verstecken, dass die Kunst der Regierung eben sehr wenig wert ist.

Die von der Regierung ausgelöste Kulturkrise geht mittlerweile wirklich an die Funda­mente, das offene kulturelle Klima ist gestört und vergiftet, Kleingeist und Revanchis­mus sind spürbar. (Abg. Großruck: Die Staatskünstler!) Die Wichtigkeit einer kulturel­len Grundversorgung der Zivilgesellschaft ist für Sie offensichtlich nicht einsehbar. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Fekter: Das redet ihr euch ein!)

Die Resignation unter den Künstlerinnen und Künstlern ist dementsprechend groß. Ihre restriktive Förderungspolitik zwingt die Kreativen und KünstlerInnen, sich mit der Siche­rung ihrer bloßen Existenz zu beschäftigen und nicht so sehr mit ihrem kreativen Po­tential, wodurch für Österreich sehr viel verloren geht.

Auf Förderzusagen oder die Auszahlung von Mitteln müssen Kulturinitiativen monate­lang warten. Davon sind nicht nur Einzelfälle betroffen. Zum Beispiel ist es so, dass jetzt im Juni 2003 einige der Initiativen noch immer nicht wissen, ob sie die Mitarbeiter


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