Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 252

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Jetzt vor Weihnachten für alle Männer ein Buch-Tipp: „Die Klügere gibt nicht mehr nach“. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

22.26

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Wortmeldung: Frau Abgeordnete Königs­ber­ger-Ludwig. 3 Minuten Redezeit. Restredezeit der Fraktion: 7 Minuten. – Bitte.

 


22.26

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Nationalrates! Auch ich freue mich über diesen Vier-Parteien-Antrag. (Unruhe im Saal. – Präsident Dr. Khol gibt das Glocken­zeichen.) Dieser Antrag ist sehr wichtig, und er ist dringend erforderlich, speziell wenn man sich die Situation der Frauen anschaut. Frauen sind noch immer in vielen Be­reichen des täglichen Lebens sehr stark benachteiligt, und speziell im ländlichen Raum haben es Frauen sehr, sehr schwer, aus den traditionellen Rollenbildern auszusteigen und diese zu verlassen. Frauen sind oft in Beschlussfassungsgremien kaum ver­tre­ten – das aber nicht, weil Frauen gerne in der zweiten Reihe stünden, denn Frauen übernehmen gerne Verantwortung und sie sind auch interessiert daran, mitzuent­scheiden. Es müssen jedoch dafür auch Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es den Frauen ermöglichen, mitzuentscheiden und mitzubestimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

Frauen haben auf dem Arbeitsmarkt speziell im ländlichen Raum schlechtere Chancen, und sie sind in eklatanter Weise bei den Einkommen benachteiligt. Ich habe mir das in meinem Bundesland Niederösterreich angeschaut. Niederösterreich ist ohnehin nur am sechstschlechtesten Platz im Bundesländer-Ranking, und die Frauen sind noch einmal benachteiligt. Weibliche Angestellte verdienen 45 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, und weibliche Arbeiterinnen verdienen 40 Prozent weniger. Und ich denke, wenn es uns wirklich so wichtig und ernst ist mit der Eigenständigkeit der Frauen und wenn wir auch vor allem der drohenden Armutsgefährdung von Frauen entgegen­wir­ken wollen, dann müssen wir diese Situation ändern. Lippenbekenntnisse sind da einfach zu wenig! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Selbstbestimmtes Leben, meine sehr verehrten Damen und Herren, hängt unter ande­rem auch von finanzieller Unabhängigkeit ab. Mit Schuld an dieser Situation sind meiner Meinung nach vor allem die vielen geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse und auch die Teilzeitjobs, in denen sich Frauen befinden. Es werden immerhin 72 Pro­zent aller geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse von Frauen ausgeübt, und das kann für uns nicht zufriedenstellend sein. Ich bin überzeugt davon, dass sehr viele Frau­en diese Jobs nicht freiwillig annehmen, sondern sie nehmen diese Jobs nur, damit sie überhaupt Arbeit haben.

Derartige Dienstverhältnisse haben aber enorme Auswirkungen auf das gesamte Frauenleben. Es ist eine wichtige Aufgabe einer engagierten Frauenpolitik, diese Punk­te aufzuzeigen. Viele Frauen sind bereits während ihres Berufslebens trotz Arbeit von Armut betroffen, und am Ende eines Frauenlebens steht oft die Altersarmut. Die Politik dieser Bundesregierung bewirkt da nichts Gutes, sondern sie verschärft diese Situation sogar: so zum Beispiel mit der Pensionskürzungsreform und mit der Liberalisierung der Ladungsöffnungszeiten. Deshalb hoffe ich, Herr Minister, dass dieser Antrag wirklich Früchte trägt und nicht nur auf dem Papier stehen bleibt – Papier ist ja bekanntlich geduldig –, sondern dass die Gleichstellung von Frauen und Männern auch tatsächlich gelebt werden kann.

 


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